"Es ist bitter gelaufen, aber das ist Vergangenheit. Jetzt greife ich neu an", gab sich Ouedraogo zuletzt im Interview mit der Leipziger Volkszeitung kämpferisch. "Wenn man zu viel darüber nachdenkt, was war, dann kann man nicht befreit aufspielen. Deswegen probiere ich es so gut wie möglich auszublenden, einfach Fußball zu spielen und die Verletzungen zu vergessen."
Dennoch geht es für den Ex-Schalker, dessen Vater Alassane einst auch Profi war und unter anderem für den 1. FC Köln spielte, natürlich zunächst vornehmlich darum, über einen längeren Zeitraum gesund zu bleiben. Er aktiviere sich "vor dem Training weiter sehr gewissenhaft, mache danach meine Nachbereitung, um so gut wie es geht präventiv daran zu arbeiten, Verletzungen möglichst gut zu vermeiden", so Ouedraogo.
Unter dem neuen Trainer Ole Werner will er sich trotz der großen Konkurrenz im Mittelfeld der Leipziger möglichst schnell für Einsatzzeit empfehlen, am liebsten auf der Acht oder der Zehn. Dort fühlt sich Ouedraogo am wohlsten, kann seine Stärken gut zur Geltung bringen. Der U17-Europa- und -Weltmeister vereint Technik und Dynamik bereits in erstaunlich reifer Ausführung, ist zudem zweikampfstark und trifft mit Ball am Fuß häufig intuitiv die richtige Entscheidung, kann auch Unvorhergesehenes produzieren.
"Ich würde mich selbst als Fußballer als ein bisschen merkwürdig bezeichnen", sagt Ouedraogo in einem Interview mit der Webseite von RB Leipzig. "Ich habe keinen konstanten Ablauf für Situation X, sondern mache einfach, was mir gerade einfällt. Ich spiele sehr viel mit Instinkt."
Ouedraogos kreative Fähigkeiten können Leipzigs letzte Saison zuweilen biederem Spiel sicherlich zugute kommen. Der neue Coach Werner mache "einen super Eindruck", betont der gefühlte Neuzugang, der sich aber schon ein Jahr lang an die Umgebung bei RB gewöhnen konnte. "Wir haben vor, viel spielerisch zu lösen. Das ist genau unser Stil, denke ich", freut sich Ouedraogo darauf, kommende Saison endlich die nächsten Schritte in seiner Karriere gehen zu können.
Bei der U19-EM im Juni konnte er wieder spielen, nachdem ihm das im Finale der vorherigen Bundesliga-Saison nicht mehr möglich gewesen war. Und Ouedraogo zeigte mitunter, warum beispielsweise Ex-Mitspieler Bence Dardai so viel von ihm hält, unter anderem mit seinem enorm wichtigen und enorm sehenswerten Tor im abschließenden Gruppenspiel gegen Norwegen. Deutschland stand vor dem Aus, als Ouedraogo nach knapp 80 Minuten eingewechselt wurde. Fünf Minuten später nahm der Leipziger einen Ball aus 20 Metern per Halbvolley direkt und hämmerte ihn traumhaft in den Winkel. Es war das 1:1, das Deutschland doch wieder auf den Halbfinaleinzug hoffen ließ, den der 2:1-Siegtreffer von Said El Mala in der Nachspielzeit schließlich perfekt machte.
Für solche genialen Momente will Ouedraogo nun auch endlich in der Bundesliga sorgen. Für den Youngster kann es in seiner Laufbahn noch sehr, sehr weit gehen - er muss nur fit bleiben.