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Einst kostete er 270 Euro Ablöse: Der BVB bekommt "eine Maschine" für die Abwehr

"Ich wusste überhaupt nichts davon und war daher auch ein bisschen schockiert, aber ich sehe es einfach als eine lustige Sache an", sagte Daniel Svensson im vergangenen Jahr. Damals waren Gerüchte laut geworden, dass Juventus Turin an ihm interessiert sein soll. "Es ist natürlich ein bisschen surreal", hieß es dann ein paar Monate später aus seinem Mund. Da war er schon beim FC Liverpool angekommen, der offenbar ebenfalls ein Auge auf ihn geworfen hatte.

Inwiefern erneut die Ungläubigkeit um sich gegriffen hat, als er nun vom Willen des BVB hörte, ihn unter Vertrag zu nehmen, ist derzeit noch nicht übermittelt. Das Erstaunen dürfte gewiss nicht minder groß bei Svensson gewesen sein, doch er muss es nun ablegen: Er ist seit Montag tatsächlich ein Spieler von Borussia Dortmund. Zunächst bis zum Saisonende, anschließend halten die Borussen eine Kaufoption.

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    Daniel Svensson: Das ist der Unterschied zu vergangenen BVB-Leihspielern

    Um sich diesen Traum von einem großen Klub in Europa zu erfüllen, hat er den Wechsel höchstpersönlich vorangetrieben. Svensson wollte nur nach Dortmund. Der FC Nordsjælland hatte zuvor bereits mehrere Offerten für den polyvalenten Spieler abgelehnt, da man ihn eigentlich nicht vor dem Sommer verkaufen wollte. Doch die Chance BVB wollte der Klub dem verdienten Profi nicht verwehren. Auch RB Leipzig, Benfica, Leeds United und vor Monaten der FC Girona sowie OGC Nizza waren allesamt am 22-Jährigen dran.

    Dortmund bekommt mit Svensson einen Profi, der anders als die vergangenen Januar-Leihspieler Jadon Sancho und Ian Maatsen voll im Saft steht. Nicht eine Sekunde hat er in der dänischen Superliga bislang verpasst, schon in der Vorsaison stand er in 44 von 48 Pflichtspielen in der Startelf.

    Svensson war bei Nordsjælland ein absoluter Schlüsselspieler. Der Verein aus dem Kopenhagener Vorort Farum, aktuell Tabellensiebter, ist durchaus ein besonderer. Er arbeitet eng mit der Right to Dream Academy zusammen, einer Jugendfußballakademie aus Ghana. Michael Essien, 59-maliger Nationalspieler des westafrikanischen Landes und Legende beim FC Chelsea, fungiert seit über vier Jahren als Co-Trainer bei Nordsjælland.

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    Daniel Svensson wechselte zum FC Nordsjælland - für 270 Euro!

    Im April 2021 brach der Klub, der in der Vorsaison in der Conference League über Partizan Belgrad (5:0), Bulgariens Serienmeister Ludogorets (7:1) und Fenerbahce (6:1) hinweg fegte, bei einem Sieg gegen Aarhus den dänischen Rekord für die jüngste Startelf der Geschichte. Das Durchschnittsalter betrug 20 Jahre und 20 Tage, der gesamte Kader war mit knapp über 21 Jahren im Schnitt einer der jüngsten in ganz Europa.

    Damals in der Startelf: Der 19-jährige Svensson, erst zu Saisonbeginn aus der Jugend von Europas größtem Fußballklub IF Brommapojkarna gekommen - nach Angaben des Portals transfermarkt.de für eine skurril anmutende Ablösesumme von 270 Euro.

    Im Alter von zwölf Jahren wechselte Svensson an die Akademie von Brommapojkarna. Der Stockholmer Stadtteilverein bildete ihn sechs Jahre lang aus, dann ging es von dort über 600 Kilometer und ohne Familie nach Dänemark in die U19 Nordsjællands. Svensson bezog ein Aparthotel an der 10.300 Plätze fassenden Arena, die angesichts der erwähnten Kooperation den passenden Namen für einen jungen Fußballer trägt: Right to Dream Park.

    "Es ist sehr schnell gegangen", blickte Svensson einst zurück, nachdem er zügig bei den Profis aufgetaucht war. Eine Verletzung spülte ihn schon im November in den Kader eines Auswärtsspiels gegen Aalborg (1:1). Eine Viertelstunde nach Anpfiff verletzte sich auch der rechte Mittelfeldspieler Martin Frese - und plötzlich feierte Svensson sein Debüt. Nur 14 Minuten später bereitete er Nordsjællands einzigen Treffer des Tages vor.

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    Daniel Svensson gab im Herbst sein Länderspieldebüt für Schweden

    "Es fühlte sich richtig gut an, ich hatte ein gutes Spiel. Seitdem ist alles wie im Flug vergangen", sagte Svensson, der zuletzt seine fünfte Saison bei den Dänen spielte und im Vorjahr mit zehn Vorlagen in 32 Ligaspielen die zweitmeisten ablieferte. Erst im vergangenen März war sein Vertrag bis 2027 verlängert worden. Mit knapp 250.000 Euro im Monat gehörte er zu den Großverdienern des Klubs. Nach 17 Einsätzen für Schwedens U21 gab er im Herbst sein Debüt für die Tre Kronor gegen Estland in der Nations League.

    Was Svensson als Spieler auszeichnet, sind gleich eine Menge Attribute. In erster Linie interessant macht sein Profil die Tatsache, dass er auf diversen Positionen einsetzbar ist: Egal, ob als linker Verteidiger, zentraler Mittelfeldspieler auf der Acht oder Sechs, selbst auf dem rechten Flügel kam er schon zum Einsatz. Die angestammte Position ist jedoch die des Linksverteidigers.

    "Ich habe nicht wirklich eine erste Position. Ich würde sagen, ich bin Linksverteidiger. Wenn ich wählen müsste, würde ich lieber Linksverteidiger spielen. Ich glaube, dort habe ich die größten Erfolgschancen. Aber ich fühle mich auf mehreren Positionen wohl", sagte Svensson einmal.

    Die Umschulung zum zentralen Mittelfeldspieler war einst dem Umstand geschuldet, dass die Konkurrenz hinten links zwischenzeitlich zu stark war. Also versuchte man ihm, auch mit Hilfe des ehemaligen Mittelfeldstrategen Essien, eine andere Rolle überzustülpen. Und das funktionierte hervorragend.

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    Daniel Svensson: "Er ist der Traum eines jeden Trainers"

    "Er hat sich dort völlig ungehindert entwickelt, er war wirklich gut auf dieser Position", sagte Ex-Coach Johannes Thorup, heute Trainer von Norwich City. "Er ist ein guter Pressingspieler und fühlt sich auch mit dem Ball wohl." Svensson sprach auch schon selbst über seine Stärken: "Ich denke, dass ich eine Ruhe am Ball mitbringe und gut im Spielaufbau bin. Dazu habe ich einen starken linken Fuß."

    Der ebenfalls sehr laufstarke Svensson galt bei Nordsjælland als unscheinbarer Held, der aus der Mannschaft nicht wegzudenken ist, aber oft unter dem Radar blieb. "Ich bin vielleicht kein Spieler, der schreit und brüllt", sagte er dazu dem dänischen Sportmagazin Tipsbladet.

    Innerhalb des Kaders wurde "Svenni", wie ihn seine Mitspieler nannten, als einer der diszipliniertesten und fleißigsten Spieler gelobt. "Er ist der Traum eines jeden Trainers und jeder Schwiegermutter", sagte Jens Olsen, der im Sommer vom Co- zum Cheftrainer aufstieg. "Er ist äußerst gewissenhaft und ehrgeizig. Er möchte sich verbessern und ist in Bezug auf viele Dinge ein universeller Schlüssel. Er ist ein wirklich, wirklich talentierter Spieler, der vielleicht manchmal aus sich herauskommen und seine Bescheidenheit ein wenig ablegen muss. Ich halte ihn für super talentiert."

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    "Ich bin absolut bereit": Daniel Svensson zuletzt wieder Linksverteidiger

    Auch Jeppe Tverskov, der erst vor ein paar Tagen zu San Diego FC wechselte und mit 31 Jahren zu den ältesten Spielern bei Nordsjælland gehörte, war großer Fan des athletischen Svensson: "Er ist eine Maschine. Er hat einen guten Körper und kann viel aushalten. Während der Zeit, in der wir fast jeden dritten Tag spielten, absolvierten viele Spieler viele Minuten. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er in jeder einzelnen Partie 13 Kilometer in sich hatte. Er hat einfach extrem viele Meter in sich, sehr beeindruckend. Es ist ziemlich einzigartig, als Fußballspieler so viele Dinge zu können und zum Glück für ihn ist er in all diesen Dingen extrem gut."

    In den 19 Pflichtspielen, die Svensson in dieser Saison bislang abriss, kam er bis auf wenige Ausnahmen fast ausschließlich wieder als Linksverteidiger zum Zug. Dort ist er auch beim BVB eingeplant, dürfte aber wie zuletzt sein neuer Konkurrent Ramy Bensebaini immer wieder eingerückt im Zentrum und der Offensive auftauchen. Mit einer Passquote über 93 Prozent, beinahe fünf Balleroberungen pro Partie und rund zwei Drittel gewonnener Zweikämpfe gehörte Svensson in diesen Disziplinen zu den besten Spielern Dänemarks.

    Der Schritt in die Bundesliga ist für ihn freilich ein großer. Doch er bringt die gewisse Note Unbekümmertheit und Frische beim BVB mit ein, so dass man von Svensson in der für ihn vermutlich auch in Dortmund zunächst noch surrealen Umgebung durchaus auf Anhieb etwas erwarten kann. "Für mich geht es einfach darum, in allem besser zu werden. So bin ich einfach", sagte er vor ein paar Wochen. Und auf die Frage, wie es denn in Sachen Wechsel zu einem ambitionierteren Klub aussieht: "Ich bin absolut bereit."

  • BVB, News: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

    Datum

    Wettbewerb

    Gegner

    Samstag, 8. Februar (15.30 Uhr)

    Bundesliga

    VfB Stuttgart (H)

    Dienstag, 11. Februar (21 Uhr)

    Champions League

    Sporting (A)

    Samstag, 15. Februar (15.30 Uhr)

    Bundesliga

    VfL Bochum (A)

    Mittwoch, 19. Februar (18.45 Uhr)

    Champions League

    Sporting (H)

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