Niko Kovac Serhou Guirassy Borussia Dortmund 2025IMAGO / DeFodi Images

Eines großen Spielers schlicht unwürdig! Nur Serhou Guirassys Egoismus überschattet den Auftritt des BVB bei Bayer Leverkusen

"Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung" könne man Leverkusen stoppen, sagte Nico Schlotterbeck vor Anpfiff des samstäglichen Topspiels der Bundesliga bei Sky - und behielt Recht. Borussia Dortmund ist unterm Bayer-Kreuz ein enorm wichtiger Sieg gelungen, der zugleich ein Ausrufezeichen nach innen und außen war: Der BVB kann also doch Top-Gegner bezwingen.

  • Zu einem solchen ist die Mannschaft von Kasper Hjulmand zweifelsohne geworden, schließlich hatten die Hausherren zuletzt acht von zehn Pflichtspielen gewonnen und unter der Woche bei Manchester City aufgetrumpft. Und der BVB hatte eben zuvor gegen Juventus Turin, RB Leipzig, Bayern München und den VfB Stuttgart nicht gesiegt, auch im Pokal stand es bei Eintracht Frankfurt nach 120 Minuten unentschieden.

    "Wir haben ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch hier bestehen kann", freute sich Sportdirektor Sebastian Kehl. "Wir haben uns eine Menge vorgenommen für das Spiel, die Mannschaft hat es richtig gut umgesetzt. Danach hört die Diskussion auch auf, dass wir gegen große Mannschaften nicht gewinnen können."

    Dortmund gelang es in der BayArena, die Idealform des Fußballs von Niko Kovac zu präsentieren: Diszipliniert und leidenschaftlich in der Arbeit gegen den Ball und in der Offensive mit hoher Effizienz. Mit teils zehn Spielern in der eigenen Hälfte wehrte sich der BVB gegen Leverkusens Bemühungen und hielt sich über weite Strecken der Partie vollkommen schadlos.

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  • Bayer 04 Leverkusen v Borussia Dortmund - BundesligaGetty Images Sport

    BVB vertagt Novum unter Niko Kovac

    "Man muss das Ding in Leverkusen erst einmal so gut herunter kontrollieren. Kompliment, das gefällt mir. Das ist der Fußball, den wir brauchen", frohlockte Kovac, der jedoch - wie sein Co-Trainer und Bruder Robert im Halbzeit-Interview richtigerweise anmerkte - mitbekommen haben wird, dass der Auftritt der Borussia einmal mehr spielerisch glanzlos daherkam.

    Die Mannschaft hat damit ein Novum unter Kovac vertagt, denn noch nie gab es in der Amtszeit des Trainers drei sieglose Bundesligaspiele in Serie. Das war mit Blick auf die Tabelle auch bitter notwendig. Mit einer Niederlage und Siegen von Stuttgart sowie Frankfurt am Sonntag hätte der BVB bis auf Platz sieben durchgereicht werden können. Der Druck vor dem Pokal-Achtelfinale am Dienstag, dann zu Hause gegen Leverkusen, sowie der nächsten Liga-Partie gegen die starken Hoffenheimer wäre immens angewachsen.

    So jedoch baute die seit fünf Begegnungen ungeschlagene Borussia zwei beeindruckende Serien aus. Nach einer 1:0-Führung hat man in der Liga unter Kovac noch nie verloren und ist gar seit 24 Spielen unbesiegt (seit dem 26. Oktober 2024 gegen Augsburg). Zudem steht der Gegentor-Zähler in Halbzeit eins weiterhin bei lediglich zwei, alle anderen Teams kassierten in den ersten 45 Minuten mindestens doppelt so viele Treffer. 

  • Bayer 04 Leverkusen v Borussia Dortmund - BundesligaGetty Images Sport

    Serhou Guirassy so früh wie noch nie beim BVB ausgewechselt

    Lauter gute Nachrichten also, wäre da nicht der Vorfall um Serhou Guirassy gewesen. Der Stürmer war 93 Sekunden nach seiner großen Kopfballchance auf das 2:0 in der 60. Minute ausgewechselt worden - so früh wie noch nie in seiner Zeit bei den Westfalen.

    Als er daraufhin vom Platz schlicht, leistete er sich eine egoistische Respektlosigkeit gegenüber Kovac. Guirassy warf seine Handschuhe frustriert weg, verweigerte den Handschlag mit dem Trainer und auch allen anderen Teammitgliedern, die auf der Bank saßen. Ein Unding.

    Erst recht, wenn man zweierlei Dinge bedenkt: Guirassy hat mittlerweile lediglich in einem seiner vergangenen acht Bundesligaspiele getroffen. Das war beim 1:0 in Augsburg, als er durch eine Slapstick-Aktion des Gegners den Treffer mehr oder weniger geschenkt bekam. 

  • FBL-GER-BUNDESLIGA-LEVERKUSEN-DORTMUNDAFP

    Reaktion von Serhou Guirassy schlicht unwürdig

    Auch aufgrund körperlicher Probleme kommt der 29-Jährige seit Wochen nicht mehr annähernd an seine Top-Form heran. Guirassy lamentiert im Spiel zu viel und schafft durch seine emotionslose Körpersprache nicht zum ersten Mal Themen abseits des Sportlichen. Auch unter der Woche, als er einen Doppelpack beim 4:0 gegen Villarreal schnürte und nach 68 Minuten vom Feld musste, wandelte seine Reaktion darauf am Rande der Unprofessionalität. Vom unwürdigen Zwist um den Elfmeter in Turin ganz zu schweigen.

    Hinzu kommt, dass Kovac trotz dieser Episoden sowie mitunter schwacher Leistungen stets und unnachgiebig hinter Guirassy stand und ihn bei jeder Gelegenheit verteidigte. Dann bei einem solch wichtigen Spiel und einem Zwischenstand auf Messers Schneide derart selbstzentriert zu reagieren, ist eines großen Spielers schlicht unwürdig.

    Auch mit diesem Aufreger ging Kovac nach der Partie gewohnt souverän um. "Es wäre auch nicht schön, wenn er lächelnd und zufrieden rauskommt", beschwichtigte er. "Es ist alles wieder gut. Der Serhou und ich sind ein Herz und eine Seele." Kovac hatte mit Guirassy nach Schlusspfiff auf dem Feld ein paar Worte gewechselt, an deren Ende sich die beiden umarmten.

  • Fabio SilvaIMAGO / RHR-Foto

    Fabio Silva hätte sich ersten Startelfeinsatz verdient

    "Ich weiß ja, dass das natürlich ein Thema sein wird, aber unnötig. Ich bin jetzt 54 Jahre alt. Vielleicht hätte ich vor ein paar Jahren anders reagiert", sagte Kovac. "Nach dem Spiel haben wir uns auf dem Platz ausgesprochen und ich habe es ihm erklärt. Er hat auch verstanden, warum das der Fall war. Wenn einer dem Serhou die Stange hält, dann bin mit Sicherheit ich das."

    Zumal Guirassys Argumente nicht nur angesichts seiner wochenlangen Flaute immer geringer werden. Der für ihn eingewechselte Fabio Silva benötigte lediglich vier Minuten, ehe dank seines Durchsetzungsvermögens und der punktgenauen Flanke auf Karim Adeyemi das wichtige 2:0 fiel. "Er hat sehr gute Impulse geliefert. Er war gleich da, auch gegen den Ball", lobte Kehl.

    Der nach seinen Einwechslungen stets auffällige Portugiese hätte sich allmählich seinen ersten Startelfeinsatz verdient. Und zwar gänzlich unabhängig von Guirassys biederen Darbietungen. Angesichts dessen Beleidigtsein aber umso mehr.   

  • BVB: Die kommenden Spiele von Borussia Dortmund

    TerminSpiel
    2. Dezember, 21 UhrBVB - Bayer Leverkusen (DFB-Pokal)
    7. Dezember, 17.30 UhrBVB - TSG Hoffenheim (Bundesliga)
    10. Dezember, 21 UhrBVB - FK Bodö/Glimt (Champions League)