Pep Guardiola EnglandGOAL

Eine Sache fehlt ihm noch: Pep Guardiola könnte mit seinem nächsten Job endgültig zum GOAT der Trainer werden

Als England am vergangenen Donnerstag in der Nations League auf Griechenland traf und sich mit 1:2 blamierte, war es das Duell eines Europameisters gegen einen Nicht-Europameister. Im Gegensatz zu den Hellenen im Jahr 2004 wurden die Three Lions bisher tatsächlich nie Kontinentalmeister.

Bei den letzten beiden EM-Endrunden kam England zwar jeweils ins Finale, verlor diese aber knapp gegen Italien und Spanien.

Die berühmte Phrase von den "30 Jahren des Schmerzes" ("30 years of hurt") wird sich bis zur nächsten Weltmeisterschaft auf 60 Jahre verlängert haben. Von der EURO 1996 sind wir dann so weit entfernt wie von der Veröffentlichung des Songs der 'Lightning Seeds' damals von der erfolgreichen WM 1966.

In der Gegenwart wird Interimstrainer Lee Carsley seinen Posten bei der Nationalmannschaft bald räumen - eines der spannendsten Ämter weltweit wird frei. Einer der Favoriten auf den Job ist Pep Guardiola, dessen Vertrag bei Manchester City 2025 ausläuft.

Einige Experten wie Roy Keane haben den englischen Fußballverband aufgefordert, sich bei der Wahl des neuen Trainers um die absolute Elite zu bemühen. Und laut der Times hat die FA bei ManCitys Teammanager schon angeklopft.

  • Guardiola machte schon Deutschland indirekt zum Weltmeister

    Guardiola arbeitete von 2008 bis 2012 in Spanien beim FC Barcelona - die Nationalmannschaft wurde währenddessen 2010 Weltmeister und 2012 Europameister. Von 2013 bis 2016 trainierte Pep den FC Bayern München - und prompt wurde auch Deutschland 2014 Weltmeister.

    Es wäre übereifrig zu behaupten, dass diese Erfolge Spaniens und Deutschlands nur auf Guardiola zurückzuführen wären. Aber es wäre ebenso zynisch zu behaupten, dass er nicht zum Teil dafür mitverantwortlich sei.

    Spanien, das traditionell versucht, viel Ballbesitz zu haben, profitierte auch von den Mechanismen der Spieler vom FC Barcelona. Barça war damals die perfekte Mannschaft. La Roja spielte noch erfolgreicher, aber unter Trainer Vicente del Bosque deutlich weniger spektakulär.

    Auch die deutsche Nationalmannschaft ist seit eh und je eine der erfolgreichsten der Geschichte. Doch bis zur WM 2014 wartete die DFB-Elf 24 lange Jahre auf einen WM-Titel. 2013 kam Guardiola bei den Bayern in die Bundesliga - und nach einer Saison holten zahlreiche Stammspieler des FCB den Titel in Brasilien.

    Egal wie groß Peps Anteil an den WM-Titeln ist: Sein Einfluss auf den Fußball in den jeweiligen Ländern war enorm. Auch die englische Nationalmannschaft will nun davon profitieren.

  • Werbung
  • Manchester City FC v Brentford FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Guardiola Einfluss auch in England längst spürbar

    Guardiola hat auch seine Art der Spieleröffnung und den Ballbesitz mit nach England in die Premier League gebracht.

    Als City kurz vor dem Gewinn des Premier-League-Titels 2017/18 stand - dem ersten unter Guardiola und mit einer Rekordpunktzahl von 100 -, sprach sein Verteidiger John Stones über die Auswirkungen, die Guardiolas Spielstil auf die englische Nationalmannschaft habe.

    "Ich denke, wir versuchen, alle Eigenschaften, die wir unter Pep gelernt haben, in die englische Nationalmannschaft einzubringen. Und sind offen dafür, auch von Gareth Southgate zu lernen", sagte der Engländer. "Wir arbeiten hart auf dem Trainingsplatz unter Pep, lernen eine Menge Dinge, verschiedene Spielstile, wie man gegen verschiedene Formationen spielt. Ich denke, das gibt dir einen Vorsprung, wenn du zur englischen Nationalmannschaft kommst. Diese Ideen kann man auch vermischen."

    Southgate leitete die erfolgreichste Phase in der Geschichte der englischen Nationalmannschaft seit den 1960er Jahren ein. Doch er profitierte auch zu großen Teilen von der Qualität der einzelnen Spieler.

  • Finland v England - UEFA Nations League 2024/25 League B Group B2Getty Images Sport

    Carsley wünscht sich Weltklasse-Trainer für England

    Englands Interimstrainer Carsley hat nach dem 3:1-Sieg in Finnland am Sonntag erklärt, dass er den Posten nicht langfristig haben möchte: "Dieser Job verdient einen Weltklasse-Trainer, der Titel gewonnen hat. Ich bin immer noch auf dem Weg dorthin."

    In den großen Nationalmannschaften hat sich in den letzten Monaten einiges auf der Trainer-Position getan, dort sitzen mittlerweile reihenweise große Namen. Julian Nagelsmann löste Hansi Flick als deutschen Nationaltrainer ab, Mauricio Pochettino betreut mittlerweile das US-Team, Luciano Spalletti scheint in Italien den Turnaround zu schaffen, Luis de la Fuente war in Spanien in der Jugend erfolgreich - und Starcoach Thomas Tuchel ist ein weiterer Anwärter auf den Posten in England.

    Der Traum des englischen und deutschen Fußballverbands, Jürgen Klopp an Land zu ziehen, ist vorerst geplatzt.

    Nun muss Guardiola die erste Wahl sein.

  • FBL-EUR-C1-BRATISLAVA-MAN CITYAFP

    Guardiola: "Ich würde gerne eine Nationalmannschaft trainieren"

    Guardiola ließ die Tür zu einem entsprechenden Engagement offen.

    Als er im März 2024 gefragt wurde, was er noch erreichen wolle, antwortete der Katalane: "Eine Nationalmannschaft. Ich würde gerne eine Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft trainieren. Das möchte ich gerne machen."

    Pep führte aus: "Ich weiß nicht, wer mich wollen würde! Um für eine Nationalmannschaft zu arbeiten, müssen sie dich wollen, genau wie ein Verein."

  • Manchester City v West Ham United - Premier LeagueGetty Images Sport

    Bei Manchester City hat Guardiola bereits alles erreicht

    Oder bleibt Guardiola doch bei Manchester City? Allzu viel Bewunderung erhält er in England für seine Arbeit nicht. Denn City ist historisch nicht so groß wie andere Premier-League-Vereine. Dazu kommen die enormen Ausgaben seit der Übernahme durch Abu Dhabi im Jahr 2008 und die Ermittlungen wegen angeblicher 115 Verstöße gegen die Finanzregeln in der Premier League.

    Guardiolas beeindruckende Erfolge mit ManCity werden der breiten Masse womöglich nicht so in Erinnerung bleiben wie die aus seiner Zeit in Barcelona und bei den Bayern.

  • FBL-ENG-PR-NEWCASTLE-MAN CITYAFP

    So könnte Guardiola zum GOAT der Trainer werden

    Guardiola könnte heute in den Ruhestand gehen - als ein Top-Kandidat auf den inoffiziellen Titel als bester Trainer der Geschichte.

    Mit einem weiteren Erfolg könnte er diese Debatte wohl jedoch ziemlich einfach beenden - so wie sein ehemaliger Schützling Lionel Messi mit dem WM-Titel 2022.

    Die meisten der anderen Hauptkonkurrenten Guardiolas haben sich mit mäßigem Erfolg an eine Nationalmannschaft gewagt. Sir Alex Ferguson betreute einst die Auswahl Schottlands, Arrigo Sacchi managte Italien und Rinus Michels war zu verschiedenen Zeiten Trainer der Niederlande. Guardiola könnte mit einem Erfolg in eine neue Dimension vordringen.

    England verfügt über einen der besten Kader der Welt, der mittlerweile zudem Turnier-Erfahrung hat. Die Nation hat allerdings auch weder einen Spieler wie Messi noch endlose finanzielle Mittel.

    Ein Titel mit England wäre selbst für Guardiola etwas besonderes, das herausragen würde.

    Die Three Lions brauchen einen neuen Top-Trainer. Und Guardiola würde die Herausforderung weiteres Ansehen und Prestige ermöglichen.