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Eine Quote, fast so gut wie die von Erling Haaland! Auf Aston Villas Geheimwaffe muss der FC Bayern besonders aufpassen

Als der FC Bayern München mit 9:2 gegen Dinamo Zagreb gewann und sich damit die erste Tabellenführung im neuen Format der Champions League sicherte, hatte er einen kurzen Rückfall in alte Zeiten. In Zeiten, die man glaubte, hinter sich gelassen zu haben.

Nach der Pause kam das zuvor zielstrebig und dominant auftretende Team von Vincent Kompany schläfrig zurück auf den Platz. Zagreb traf zum 1:3, dann zum 2:3 und kurz darauf sogar fast zum 3:3, dann drehten die Münchner mit ihrer starken Offensive wieder auf. In den vergangenen Jahren passierte es den Bayern oft, dass sie in zweiten Halbzeiten die Partie aus der Hand gaben.

Gegen Aston Villa sollte man sich solche Phasen nicht erlauben. Nicht nur, weil die Engländer ein sehr gut organisiertes und offensivstarkes Team sind. Trainer Unai Emery, an dem auch die Bayern mal interessiert waren, hat aktuell eine echte Geheimwaffe auf der Bank.

Jhon Durán traf in sechs Premier-League-Einsätzen für die Villans viermal. Als wäre das nicht schon beeindruckend genug, muss dabei zwingend ergänzt werden, dass er bisher kein einziges Mal von Beginn an auflief. Der 20-Jährige absolvierte nur 157 Minuten. Das sind 39,25 Minuten pro Tor. Gegen West Ham, Leicester und Everton schoss er jeweils das Siegtor, beim 3:1-Sieg gegen die Wolves erzielte er den letzten Treffer.

Der Kolumbianer ist in absoluter Topform – und bringt Fähigkeiten mit, die ihn schon bald für große Klubs interessant machen könnten.

  • Jhon Durán jagt bereits Premier-League-Rekord

    Schon jetzt jagt der Stürmer einen Rekord: Erzielt er noch ein viertes und ein fünftes Siegtor nach Einwechslung in der Premier League, zieht er mit den sieben Rekordhaltern gleich. Seit seinem Debüt in der höchsten englischen Spielklasse traf Durán in 745 Minuten neunmal. Seine Quote von einem Treffer alle 83 Minuten zählt zu den besten der Liga.

    Zum Vergleich: Erling Haaland kommt auf ein Tor pro 80 Minuten. Nun ist die Stichprobe bei Durán noch sehr klein. Zu klein, um ihn mit einem Weltklassespieler wie dem Norweger zu vergleichen. Trotzdem hinterlässt er damit nachhaltig Eindruck.

    "Er ist ein großes Talent", sagte Teamkollege Ezri Konsa der BBC: "Wir sehen es jeden Tag im Training. Es ist wichtig für ihn, ruhig zu bleiben und wir werden ihm helfen das zu tun. Er ist immer noch jung." Aber schon jetzt ein Garant für Aston Villa.

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    Jhon Durán: Vergleichbar mit einem Topstürmer

    Das liegt vor allem daran, dass er nahezu alles mitbringt, um in der Premier League zu den besten Stürmern gehören zu können. Angefangen bei einer grundsätzlichen Physis, die es ihm ermöglicht, sich gegen die Verteidiger auf der Insel durchzusetzen. Kombiniert mit seiner Geschwindigkeit erinnert der Kolumbianer ein wenig an Victor Osimhen.

    Beide sind unglaublich schnell, beide haben aber auch die Athletik und Körperlichkeit, um nicht aus dem Tritt gebracht werden zu können. Durán ist darüber hinaus aber auch schnell im Kopf und trifft schnelle Entscheidungen. Immer wieder gibt es Sequenzen, in denen er sich fallen lässt, um seinen Gegenspieler aus der Abwehrkette zu ziehen. Wird er dann angespielt, sucht er sofort eine Anspielstation, um dann direkt in die Tiefe zu starten.

    Viele Fußballfans werden sich an den Treffer von Vinícius Júnior gegen den FC Bayern in der Allianz Arena vor wenigen Monaten erinnern, als er Minjae Kim aus der Kette zog und dann in die Tiefe startete. Diese Bewegung macht Durán ebenfalls sehr gern. Kommt er mit seinem Tempo erstmal hinter die Abwehrkette, ist es oft zu spät.

    Sein Abschluss ist bisher herausragend. In dieser Saison erzielte er seine vier Premier-League-Tore laut der Datenplattform FBref aus zehn Schüssen und 2,1 Expected Goals. Seine fünf Tore in der abgelaufenen Spielzeit entstanden aus 2,0 Expected Goals.

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    Ist Jhon Durán nur ein Überperformer oder mehr?

    Ist das womöglich sogar ein Grund zur Sorge? Analysten und Datenexperten gehen seit Jahren davon aus, dass die herausragende Qualität von Weltklassestürmern nicht allein darin liegt, mehr Tore zu machen, als die Expected-Goals-Modelle für sie errechnen. Die Hauptfähigkeit der besten Neuner liegt darin, sich viele Abschlüsse und Chancen in guten Positionen zu erarbeiten.

    Das Vorzeigebeispiel ist hier wohl Robert Lewandowski, der seit der Saison 2017/18 aus 204,2 Expected Goals 210 Ligatore gemacht hat. Eine Quote von rund 103 Prozent zu dem, was erwartbar gewesen wäre. Generalisieren lässt sich das dennoch nicht. Harry Kane kommt auf 121 Prozent, Erling Haaland sogar auf 145 Prozent.

    Trotzdem ist das größte Fragezeichen bei Durán, ob er diese Abschlussqualität und seine damit verbundene Torquote beibehalten kann. Im Moment steht er bei einer Quote von ungefähr 219 Prozent – eine Regression ist zu irgendeinem Zeitpunkt also absehbar.

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    Jhon Durán: Ein hochinteressantes Spielerprofil

    Und doch ist Durán mehr als seine Tore. Er kann kombinieren, beteiligt sich aktiv am Spiel seiner Mannschaft und gibt Aston Villa durch seine unermüdlichen Läufe viel Tiefe.

    Bei all seiner Geschwindigkeit und Physis kommt ihm zudem zugute, dass er einen unglaublich guten ersten Kontakt hat. Lange Bälle, hohe Bälle, scharfe Flachpässe, Pässe, die kurz vorher nochmal aufspringen – Durán kann damit umgehen und zeigt sich in seinen Aktionen technisch sauberer als viele vergleichbare Stürmer.

    Mit Emery hat er einen Trainer, der ihm auch taktisch die richtigen Mittel mit auf den Platz gibt. Zwei Fragen werden ihn in den kommenden Monaten begleiten: Die erste ist, wie gut er damit umgehen kann, wenn seine Torquote erwartungsgemäß sinkt. Die zweite ist die nach seiner Zukunft.

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    Jhon Durán: Kurz vor dem nächsten Schritt?

    Im Sommer soll der FC Chelsea großes Interesse an einer Verpflichtung gehabt haben. Auch um den FC Barcelona gab es kurzzeitig Gerüchte, die jedoch von anderen Medien dementiert wurden.

    In der Champions League hat Durán die bestmögliche Bühne, um sich zu präsentieren. Zwar wird er hinter Ollie Watkins weiterhin zunächst nur die zweite Geige spielen, doch gerade weil Spiele in der Königsklasse für gewöhnlich sehr intensiv sind, kann er seine Qualitäten gegen müde Verteidiger von der Bank gut ausspielen.

    Beispielsweise am Mittwochabend gegen den FC Bayern. Wer weiß? Vielleicht hat der Rekordmeister im zweiten Durchgang dann doch wieder einen seiner berühmten Durchhänger. Emery kann sich jedenfalls sicher sein, dass er mit Durán jemanden auf der Bank hat, der das eiskalt nutzen kann.