Eine Höchststrafe als neuer Tiefpunkt: Ex-BVB-Star Jadon Sancho erlebt ein bitteres Novum in seiner Karriere

Zwar "bescherte" man vergangene Woche den Go Ahead Eagles einen historisch ersten Europa-League-Heimsieg, doch die beiden Spiele zuvor wurden gewonnen. In der Premier League ist Villa nach dem 1:0-Sieg über Manchester City derzeit Achter, mit nur drei Punkten Rückstand auf Platz zwei. Allerdings: Neun Tore aus neun Spielen sind sehr mager, lediglich die drei Kellerkinder Nottingham, West Ham und Wolverhampton erzielten weniger Treffer.

Die Torflaute in der Liga hängt nicht nur, aber auch mit den schwachen Leistungen zweier Ex-Dortmunder zusammen. Zwar kommen zwei der neun Tore von Donyell Malen, doch mit nur 462 Einsatzminuten und fünf Startelfeinsätzen hat der Niederländer auch weiterhin keinen großen Einfluss bei den Engländern.

Noch schwächer unterwegs ist Jadon Sancho, der bereits beim BVB Malens Teamkollege war. Sancho, von Manchester United an Villa verliehen, hat bislang auch krankheitsbedingt erst 226 Minuten absolviert - ohne Torbeteiligung.

Am vergangenen Wochenende erlebte der 25-Jährige gar ein bitteres Novum in seiner Karriere: Erstmals wurde er in einem Ligaspiel ein- und später wieder ausgewechselt. Dieser gemeinhin als Höchststrafe für einen Fußballer bezeichnete Rückschlag wäre angesichts von Sanchos Prominenz zwar ohnehin Teil der englischen Schlagzeilen gewesen. Doch der Ex-Dortmunder hat die Sache noch verschlimmert.

Sancho, der beim 1:0-Heimsieg gegen Manchester City in der 29. Minute für den verletzten Emiliano Buendia reinkam und in Minute 74 wieder für Evan Guessand Platz machte, würdigte beim Verlassen des Platzes weder Guessand noch Trainer Unay Emery eines Blickes. Der Frust ist natürlich verständlich, doch dem Coach zugleich den Handschlag zu verweigern, schlichtweg unprofessionell.

Sancho bekam daher umgehend sein Fett in den englischen und freilich auch den sozialen Medien weg. Besonders Anhänger von ManUnited fielen gehässig über ihn her. Die Fans der Red Devils wollen den 2021 für 85 Millionen Euro geholten Offensivspieler schon länger aus dem Klub haben.

Emery dagegen beschwichtigte, so wie es am Samstagabend auch BVB-Trainer Niko Kovac nach dem wütenden Flaschenwurf von Karim Adeyemi neben aller Kritik auch ein wenig tat. Doch man sollte bei Kovac und Emery davon ausgehen, dass die Aktionen ihrer Spieler nicht ohne Folgen bleiben - wie auch immer sie aussehen werden.

"Das war keine Strafe, sondern Teil meines Plans", sagte Emery über Sanchos Auswechslung. "Er hat 45 Minuten gespielt. Die anderen Ersatzspieler waren bereit. Es war nicht einfach, vor allem nachdem Sancho am Donnerstag 60 Minuten gegen Go Ahead gespielt hatte. Er ist auf dem Weg, wieder komplett fit zu werden, aber ist noch nicht fit genug. 60 Minuten wären heute zu viel gewesen."

Der Spanier weiß um die körperlichen Rückstände seines Leihspielers und versucht, dessen Belastung zu steuern. Doch er weiß natürlich auch um die Tragweite einer solchen Maßnahme. Sancho zeigte gegen City zudem auch einfach kein gutes Spiel. 

Zwei Torschüsse und fünf Aktionen im gegnerischen Strafraum sind zwar ordentlich, doch man sieht deutlich, dass Sancho Rhythmus, Wettkampfhärte und Form derzeit völlig abgehen. Zwei seiner drei Dribblings gingen verloren, er gewann nur einen von fünf Zweikämpfen und häufte bei seinen 27 Ballaktionen fünf Ballverluste an.

"Seine Leistung war gut", sagte Emery und signalisierte Sancho damit nachvollziehbar, dass er ihm vertraut. "Ich hatte eigentlich vor, ihn in der zweiten Halbzeit einzusetzen, aber nach der Verletzung von Buendia habe ich mich entschieden, ihn auf den Platz zu schicken, damit er Spielzeit und Fitness bekommt und seine Fähigkeiten und Qualitäten einsetzen kann."

Dies ist im Grunde seit über vier Jahren die entscheidende Frage in Sanchos Karriere, an der er auch immer wieder gemessen wird: Kann er noch einmal so aufdrehen, wie er es in seinen vier Jahren zwischen 2017 und 2021 beim BVB tat? Seitdem lautete die klare Antwort: Nein. 

Den Glauben daran, wieder zu dieser unbekümmerten Spielweise zurückzukehren, hat man rund um Sancho natürlich noch nicht aufgegeben. Selbst der ehemalige Dortmunder Coach Edin Terzic sagte dieser Tage, dass Sancho dank seines außergewöhnlichen Potenzials in der Lage ist, den Ballon d'Or zu gewinnen - "wenn er wieder lächelt".

Auch Emery verknüpft große Hoffnungen mit Sancho, sonst hätte er ihn nicht in seine Mannschaft geholt. Im September sagte der 53-Jährige: "Natürlich ist es mein Ziel, ihn wieder zu seiner Bestform zu bringen. Als er bei Dortmund spielte, hat er fantastische Leistungen gezeigt. Er ist immer noch hungrig darauf, sein Können und seine Qualitäten unter Beweis zu stellen."

Dass dies stimmt, zeigte Sancho am Sonntag bei seiner Herausnahme - es wird ihm selbst stinken, dass er bei Villa noch der Musik hinterher rennt. Dass das Geraune um ihn nun allerdings noch einmal größer geworden ist, hat er sich mit seiner respektlosen Reaktion gegenüber Mitspieler und Trainer selbst zuzuschreiben.