Hall of Fame vol.VII - David Beckham HDGOAL

Ein Vermögen von 800 Millionen Euro, Medien-Ikone und ein Pop-Star des Fußballs: Und doch war David Beckham vor allem der meist unterschätzte Champion seiner Zeit

Er ist ein Ausnahmespieler, der auf und neben dem Spielfeld eine Ära geprägt hat. Und doch wird in David Beckham nicht erst seit seiner gefeierten Doku auf Netflix vor allem die Medienfigur David Beckham gesehen, jener Metrosexuelle des Fußballs, vielleicht der erste, der seine Marke konsequent aufgebaut und bis heute von seiner Bekanntheit und Popularität profitiert - auch monetär. Gemeinsam mit seiner Frau Viktoria soll er ein Vermögen von mittlerweile 800 Millionen Dollar angehäuft haben. Dank seiner Gehälter als Fußballer und ihrer Musik-Tantiemen aus ihrer Zeit als Spice Girl, dank Werbeverträgen, Beteiligung an Filmprojekten, einer Modemarke und natürlich auch als Mitgründer und Mit-Gesellschafter des MLS-Klubs Miami FC, bei dem Lionel Messi sein Zuhause gefunden hat. 

Aber Becks, oder besser gesagt Sir David Beckham seit seiner Ernennung zum Ritter, ist in gewisser Weise für den Fußball das, was Michael Jordan für den Basketball war: das erste echte Beispiel für eine globale Ikone. Beckham erweiterte Grenzen und ebnete den Weg, den später Cristiano Ronaldo, Messi oder Neymar beschritten haben. Denn Becks hat die Welt des Sportmarketings revolutioniert. Und er war ein echter globaler Superstar, den auch Menschen kennen, die mit Fußball nicht so viel am Hut haben.

Und daher ist Beckham natürlich Teil unserer Hall of Fame. 

  • David BeckhamGetty

    Alle wollen sein wie David Beckham

    Seit Ende der 1990er-Jahre und während des gesamten ersten Jahrzehnts der 2000er-Jahre war David Beckham das Aushängeschild schlechthin, der Traum jedes Teenagers, sowohl in fußballerischer, als auch in stilistischer Hinsicht: Die Massen ahmten seinen Look nach – von den blonden Strähnchen im Boyband-Stil über den Buzz Cut zu Beginn des neuen Jahrtausends, vom Irokesenschnitt, der Sir Alex Ferguson bei Manchester United in Rage versetzte, über die Cornrows bis hin zum Man Bun, den er bei Real Madrid trug. Aber nicht nur das: Sehr viele wollten in den Adidas Predator spielen, die Becks trug, seine Trikots mit der Nummer 7 - ja, es gab eine weltberühmte Sieben vor CR7 - waren immer schnell vergriffen. 

    Es gab eine Zeit, da wollten alle Beckham sein, sie wollten wie er aussehen, aber vor allem träumten alle davon, wie er kicken zu können, mit diesem unverwechselbaren Schussstil, dieser berühmten, wiedererkennbaren Bewegung, die so charakteristisch war, dass sie zu einem Logo wurde und sogar den Titel des Films inspirierte, der das breite Publikum dazu brachte, sich in Keira Knightley zu verlieben: "Bend it like Beckham", also "Schieß die Flanken wie Beckham", das im englischen Original so viel mehr aussagte als der deutsche Titel "Kick it like Beckham". 

    Niemand hat es jedoch jemals auch nur annähernd geschafft, sich jener Perfektion anzunähern, mit der Beckham seinen Flanken millimetergenaue Flugbahnen verpasste. So einzigartig Beckhams Schussstil, so unvergleichlich präzise waren seine Bälle. Beckham schoss Flanken zum Verneigen. 

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  • David Beckham war viel mehr als nur eine Pop-Ikone

    Beckham war zweifellos einer der stärksten Mittelfeldspieler der Geschichte, und der am meisten unterschätzte unter den Champions seiner Zeit. Beckham wurde hier gewissermaßen Opfer seiner selbst. Weil er seine Marke so gut aufbaute, vergaßen schon damals viele, ihn als das zu sehen, was er in erster Linie war: ein genialer Fußballer, ein Generationenduell. Nur selten wurde er genannt, wenn man über die Allerbesten diskutierte, fast so, als wäre er zu schön, zu perfekt, zu stilvoll, um ernst genommen zu werden, als würde sein Status als Pop-Ikone zwangsläufig seine Fähigkeiten auf dem grünen Rasen überschatten.

    Becks war ein besonderer Spieler, einzigartig in seiner Art: Er war kein reiner Siebener, er war nicht spektakulär im klassischen Sinne des Wortes, er war kein Dribbelkünstler wie zum Beispiel Franck Ribéry oder Arjen Robben beim FC Bayern München. Aber er war doch ein Künstler am Ball, ein Passer und Freistoßschütze vor dem Herrn. Er begann seine Karriere auf dem Flügel und rückte mit den Jahren immer mehr ins Zentrum, bis er schließlich ein Mittelfeldspieler mit raffinierter Technik, himmlischer Spielübersicht und außergewöhnlichen Fähigkeiten am Ball war: Nicht umsonst wird er einhellig als der beste Flankengeber aller Zeiten und als einer der besten, wenn nicht sogar der beste Freistoßschütze der Geschichte anerkannt. Sein Freistoß gegen Griechenland, mit dem er im Oktober 2001 England die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea sicherte, bleibt sein Meisterwerk. In die Annalen eingegangen ist aber auch jenes fabelhafte Tor aus der Mitte des Spielfelds gegen Wimbledon, mit dem er 1996 seine legendäre Karriere im Trikot von Manchester United begann.

  • Der Schein trügt: David Beckham war ein Vorbild an Professionalität

    Als Spieler mit den drittmeisten Einsätzen in der Geschichte der englischen Nationalmannschaft war Beckham sechs Jahre lang Kapitän der Three Lions, trug in 58 Spielen die Kapitänsbinde und entwickelte sich vom Staatsfeind Nummer eins nach seinem Platzverweis bei der Weltmeisterschaft 1998 gegen Argentinien zu einem Symbol für Wiedergutmachung und Führungsstärke.

    Er war ein charismatischer und mutiger Anführer auf dem Spielfeld, immer bereit, sich aufzuopfern, zu rennen, um seinen Mitspielern zu helfen, zu tackeln, aber vor allem war er trotz aller Vorurteile ein Vorbild an Professionalität.

    Wo immer er hinging, hinterließ er Spuren: von den Titeln mit United und jenen mit Real Madrid als Mitglied der Galacticos bis hin zu den Erfolgen in der MLS bei LA Galaxy. Dass er während der winterlichen Pausen in den USA zweimal zur AC Milan wechselte und seine Karriere dann sogar bei Paris Saint-Germain beendete, ist ein weiteres Zeichen seiner außergewöhnlichen Klasse.  

  • Ein verpasster Goldener Ball

    1999, dem Jahr, in dem er mit Sir Alex Fergusons Manchester United das Triple gewann - und alle Bayern-Fans ins Tal der Tränen stieß, hätte Beckham auch den Ballon d'Or verdient gehabt, jedoch bekam ihn mit Rivaldo der Spielmacher des FC Barcelona, der früh in der CL ausgeschieden war. Womöglich wog die Erinnerung an sein Foul an Diego Simeone bei der WM 1998, seine Rote Karte und Englands Ausscheiden noch zu schwer. "Das ganze Land hat mich damals gehasst", erinnerte sich Beckham in seiner Doku, die ganze Saison über war er bei Auswärtsspielen ausgepfiffen worden. 

    "Je mehr er angegriffen wurde, desto besser spielte er“, erzählte später sein ehemaliger Teamkollege Ole Gunnar Solskjaer einmal. Becks Bilanz aus jener Triple-Saison: sechs Tore und zwölf Vorlagen in der Premier League, zwei Tore und acht Vorlagen in der Champions League, ein Tor von entscheidender Bedeutung im FA Cup gegen Arsenal - ein entscheidender Beitrag auf dem Weg der Red Devils zur Unsterblichkeit.

    Jener verwehrte Ballon d'Or ist womöglich bis heute dafür verantwortlich, dass man immer wieder daran erinnern muss, wie gut dieser David Beckham auf dem Platz war. Darum ist für uns David Beckhams Aufnahme in unserer Hall of Fame keineswegs als nostalgische Geste zu verstehen, sondern als ein Akt der Gerechtigkeit für eine der größten Ikonen dieses Sports.