Uli Hoeneß 2024Getty

"Ein Transfer, an dem wir sehr, sehr, sehr viel Spaß haben werden": Uli Hoeneß' Prophezeiung aus dem Sommer 2023 geht beim FC Bayern in Erfüllung

Pressekonferenzen vor Champions-League-Spielen sind immer gute Indikatoren für die Relevanz einzelner Spieler. Neben dem Trainer muss jeder Klub auch einen Profi aufs Podest schicken - und wählt dabei traditionell einen der berühmtesten oder wichtigsten. Jedenfalls einen, der im darauffolgenden Spiel sicher auflaufen wird. Insofern war es durchaus ein Statement, dass der FC Bayern vor dem Viertelfinal-Hinspiele gegen Inter Mailand - dem bis dahin größten Spiel der Saison - Konrad Laimer für die Pressekonferenz nominierte.

Seit seiner Ankunft in München 2023 war Laimer zwar stets ein tadelloser Rollen-, aber nicht unbedingt unumstrittener Stammspieler. Das änderte sich in den vergangenen Wochen. Auch (aber nicht nur) aufgrund der angespannten personellen Lage in der Abwehr ist der 27-jährige Österreicher als Rechtsverteidiger aus der Startelf mittlerweile nicht mehr wegzudenken.

Laimer avancierte zum heimlichen Gewinner der Rückrunde, neben den etwas offensichtlicheren Gewinnern: Manuel Neuers jungem Vertreter Jonas Urbig, dem zuverlässigen Ersatz-Innenverteidiger Eric Dier und dem wiedererstarkten Leroy Sané.

  • Konrad Laimer winkt der erste Meistertitel in Deutschland

    Laimer absolvierte seit dem Jahreswechsel 1392 Einsatzminuten. Mehr schafften nur Joshua Kimmich, Harry Kane, Michael Olise und Min-Jae Kim. Zuletzt stand Laimer siebenmal hintereinander in der Startelf und überzeugte dabei regelmäßig. Nach seinem PK-Auftritt bereitete er bei der 1:2-Pleite im Hinspiel gegen Inter Thomas Müllers zwischenzeitlichen Ausgleich vor, ehe er beim Aus in Mailand wie die ganze Defensive wackelte.

    Anschließend hatte Laimer großen Anteil an den beiden im Bundesliga-Titelkampf so wichtigen Siegen gegen den 1. FC Heidenheim und den FSV Mainz 05. Der Rechtsverteidiger zählte jeweils zu den besten Münchnern und sammelte dabei drei Torbeteiligungen. Am Samstag könnte der FC Bayern im Duell mit seinem Ex-Klub RB Leipzig den Meistertitel vorzeitig fixieren. Für Laimer wäre es der erste in Deutschland.

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  • LaimerImago

    FC Bayern: Wie Laimer zum Stamm-Rechtsverteidiger avancierte

    Nach sechs Jahren in Leipzig wechselte der Allrounder 2023 ablösefrei zum FC Bayern. Für welche Position, das war damals noch nicht so ganz klar. In München gibt es zwar nur einen Laimer Platz (westlich vom Zentrum, sogar mit eigener U-Bahn-Station), beim FC Bayern zunächst dagegen mehrere Laimer Plätze. Je nachdem wo Bedarf bestand, spielte er in seiner Premierensaison in München mal rechts hinten und mal im defensiven Mittelfeld.

    Seit Sommer ist auf der Doppelsechs kein Platz mehr für Laimer: Trainer Vincent Kompany installierte Kimmich wieder als unumstrittenen Mittelfeld-Strategen, daneben durften sich Leon Goretzka, Aleksandar Pavlovic und vereinzelt auch Sommer-Neuzugang Joao Palhinha zeigen.

    Rechts hinten konkurrierte Laimer zunächst mit Leih-Rückkehrer Josip Stanisic und Winter-Neuzugang Sacha Boey. Obwohl sich beide früh in der Saison verletzten und monatelang ausfielen, stand Laimer bis zur Winterpause nur in elf von 24 Pflichtspielen in der Startelf. In Abwesenheit des Duos wechselte er sich mit dem ähnlich flexibel einsetzbaren Raphael Guerreiro ab. Anfang des Jahres sprach Kompany diesbezüglich von einem "Luxusproblem".

    Dann erlebte Guerreiro aber einen bedenklichen Form-Abfall. Boey enttäuschte seit seinem Comeback. Stanisic wurde wegen der Verletzungsprobleme links hinten gebraucht - und plötzlich war Laimer unumstritten gesetzt.

    Recht behält damit Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Er hatte Laimers Verpflichtung bereits im Sommer 2023 gelobt und verkündet: "Ich glaube, dass Laimer ein Transfer ist, an dem wir sehr, sehr, sehr viel Spaß haben werden."

  • Konrad Laimer & Min-Jae KimGetty

    Konrad Laimer: Lob von Freund - und interessante Statistiken

    "Wir sind mit ihm sehr zufrieden. Konny spielt eine wichtige Rolle in unserer Mannschaft", lobte Sportdirektor Christoph Freund kürzlich im Interview mit dem österreichischen Portal 90minuten. "Mit seiner Art und Weise, wie er Fußball spielt, tut er der Mannschaft gut. Er ist extrem aktiv in jedem Spiel, gewinnt viele Bälle." Und er schreckt nicht vor Härte zurück!

    Mit seinem körperbetonten Zweikampfverhalten gibt Laimer dem Spiel des FC Bayern eine zusätzliche Dimension. Statistisch ist er der unfairste Spieler seiner Mannschaft. Kein Münchner sammelte in dieser Saison mehr Gelbe Karten als Laimer (elf), keiner beging mehr Fouls (51) - und zwar mit Abstand. Auf den Plätzen folgen Dayot Upamecano (acht Gelbe Karten), respektive Kim und Olise (jeweils 35 Fouls). Laimer schaffte es bisher aber, das Stilmittel Härte entsprechend zu dosieren. Aus keinem Foul resultierte ein Elfmeter, aus keiner Gelben Karte eine Rote.

    Wenn wir schon bei Zahlen sind, an dieser Stelle noch weitere auffällige - und durchaus überraschende - Statistiken: Gerne als emsiger Dauerläufer dargestellt, tat sich Laimer in dieser Saison eher als Sprinter hervor. Durchschnittlich läuft er "nur" 11,19 Kilometer pro 90 Minuten. Diesen Wert überbieten gleich elf Münchner, darunter Torjäger Kane und die Außenverteidiger Guerreiro, Stanisic und Boey. Aber nur je drei Spieler überbieten Laimers Topspeed von 34,47 km/h und seine 556 Sprints.

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  • Laimer hat gute Zukunftsperspektiven beim FC Bayern

    Nach der für ihn persönlich so erfreulichen Rückrunde hat Laimer auch gute Zukunftsperspektiven beim FC Bayern. Aufgrund des Sparkurses wird im Sommer wohl kein Rechtsverteidiger verpflichtet, das verfügbare Geld dürfte eher in Florian Wirtz, einen neuen Abwehrchef oder Angreifer investiert werden.

    Seine Rivalen Boey und Guerreiro gelten unterdessen als Verkaufskandidaten. Laimer, der in der kommenden Saison wohl mit Stanisic um den Posten rechts hinten konkurrieren wird, winkt dagegen eine Verlängerung seines 2027 auslaufenden Vertrags, das deutete Sportdirektor Freund zuletzt zumindest an. "Die Planung ist langfristig ausgerichtet", sagte Freund. "Mein Gefühl ist, dass Konrad Laimer und Bayern München sehr gut zusammenpassen."

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