Julian Nagelsmann Germany 2025Getty Images

Ein Gewinner war gar nicht nominiert, ein Verlierer kommt vom FC Bayern: Fazit zu den DFB-Spielen gegen Italien

Nach der berauschenden Heim-EM und einem genauso dichten wie erfolgreichen Länderspiel-Herbst wurde Deutschland erstmal auf DFB-Entzug gesetzt. Vier Monate lang pausierte die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann, ehe sie nun für das Nations-League-Viertelfinale wieder zusammenkam.

Das Resümee: Deutschland lieferte sich zwei unterhaltsame Duelle mit Italien, schaltete den Angstgegner aus und belohnte sich mit einem weiteren Heim-Turnier. Das Final Four der Nations League steigt Anfang Juni in München und Stuttgart. Die Partien gegen Italien waren somit die einzigen beiden Länderspiele in einem Zeitraum von sechseinhalb Monaten. Und für Nagelsmann mit Blick auf sein Personal umso wichtigere Bewährungsproben.

Gewinner und Verlierer gibt es in allen Mannschaftsteilen, aber nirgendwo so klar wie in der Schaltzentrale. Nach der EM und den Rücktritten von Toni Kroos und Ilkay Gündogan kristallisierten sich zunächst die Routiniers Robert Andrich (30) und Pascal Groß (33) als bevorzugte Sechser heraus. Ihre kurze Ära dürfte mit den Duellen gegen Italien zu Ende gegangen sein. Sie zählen zu den größten Verlierern. Was diejenigen, die sie ersetzten, automatisch zu den größten Gewinnern macht: Angelo Stiller und vor allem Leon Goretzka.

  • GoretzkaGetty Images

    Leon Goretzkas beeindruckendes Comeback beim DFB-Team

    Auf seine Auferstehung beim FC Bayern München ließ Goretzka eines der beeindruckendsten Comebacks in der Geschichte des DFB-Teams folgen. Der 30-jährige Mittelfeldspieler stand erstmals seit rund eineinhalb Jahren wieder im Aufgebot, bei beiden Partien direkt in der Startelf und zeigte zwei absolute Gala-Vorstellungen.

    In Mailand erzielte Goretzka das Siegtor - Bundestrainer Julian Nagelsmann adelte ihn anschließend als "MVP des Spiels". In Dortmund leitete Goretzka sowohl die Elfmeter-Szene zum 1:0 als auch Tim Kleindiensts 3:0 mit überragenden Pässen ein - und die Fans adelten ihn mit Applaus. Im Signal-Iduna-Park. Als gebürtiger Bochumer, ehemaliger Schalker und aktueller Münchner. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

    Für Nagelsmann führt in der Mittelfeldzentrale erstmal kein Weg an Goretzka vorbei. Mit seiner physischen Spielweise übernahm er nominell Andrichs Rolle, interpretierte sie aber deutlich offensiver. Der ohnehin formschwache Dortmunder Groß stand beim Hinspiel noch in der Startelf, musste nach einem enttäuschenden Auftritt aber dem zehn Jahre jüngeren Stiller weichen. Stiller wirkte im Rückspiel deutlich präsenter. Permanent forderte er Bälle und verteilte sie dann klug. Offen ist, inwiefern Aleksandar Pavlovic nach seiner Krankheit in den Konkurrenzkampf eingreift.

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  • SchlotterbeckGetty Images

    DFB-Team: Nico Schlotterbeck empfiehlt sich

    Im Tor rechtfertigte Oliver Baumann seine Berufung zum Interims-Stammkeeper vor allem mit einer Glanzleistung in Mailand. Auch er darf sich als Gewinner fühlen, das Duell mit Alexander Nübel hat er fürs Erste gewonnen. Sobald Marc-André ter Stegen fit ist, muss Baumann aber wieder weichen - das bestätigte Nagelsmann bereits.

    Links hinten spitzte sich der Konkurrenzkampf in dieser Länderspielphase derweil zu. David Raum patzte beim Gegentor im Hinspiel, Maximilian Mittelstädt verschuldete im Rückspiel einen Elfmeter. Den mit Abstand besten Eindruck machte der gelernte Innenverteidiger Nico Schlotterbeck. In Mailand kam er zur Pause und stabilisierte die deutsche Abwehr als Linksverteidiger. In seinem Dortmunder Heimstadion gefiel er als Hybrid. In Ballbesitz agierte er an der Außenlinie, gegen den Ball gab er einen dritten Innenverteidiger neben Jonathan Tah und dem unumstrittenen Abwehrchef Antonio Rüdiger.

    Einerseits forderte Schlotterbeck somit den in beiden Italien-Partien wackeligen Innenverteidiger Tah heraus. Vor allem gegen ebenbürtige Gegner - wie sie im Final Four der Nations League warten - könnte Schlotterbeck aber auch links den Vorzug vor Raum und Mittelstädt bekommen. Eine Alternative wäre zudem Robin Gosens, bei der AC Florenz zuletzt konstant überzeugte. Obwohl Gosens nicht im Kader stand, ist er einer der Gewinner dieser Länderspielphase.

  • SanéImago

    DFB-Team: Leroy Sané vergibt die Riesenchance

    Ebenfalls nicht dabei waren Florian Wirtz und Kai Havertz. Beide fehlten verletzt, in ihrer Abwesenheit drängten sich aber keine Herausforderer auf. Für Nadiem Amiri war das DFB-Comeback an sich schon Erfolg genug. Leroy Sané hat aber andere Ansprüche. Mit zwei sehr enttäuschenden Startelf-Auftritten vergab er die Riesenchance, sich im Konkurrenzkampf im offensiven Mittelfeld zu empfehlen. Wirtz wird im Halbfinale gegen Portugal neben Jamal Musiala in die Startelf zurückkehren, für den schwerer verletzten Havertz dürfte das Turnier zu früh kommen.

    Seinen Platz als Stürmer Nummer ein festigte bei den beiden Duellen mit Italien unterdessen Tim Kleindienst. Im Hinspiel traf er als Joker, im Rückspiel legte er einen schulbuchmäßigen Mittelstürmer-Auftritt hin.

    Jonathan Burkardt enttäuschte bei seinem Startelf-Debüt in Mailand. Der im Herbst noch so starke Stuttgarter Deniz Undav setzte seinen besorgniserregenden Abwärtstrend fort. In der Bundesliga wartet er seit acht Spielen auf einen Scorerpunkt, von Nagelsmann bekam er keine einzige Sekunde. Neben Andrich, Groß und Sané ist Undav wohl der größte Verlierer dieser Länderspielphase. Während der dauerverletzte Niclas Füllkrug - trotz seines Trainingsbesuchs - zunehmend in Vergessenheit gerät.

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