Ein Fall für den FC Bayern? Xabi Alonsos Amtszeit bei Real könnte ein erstes prominentes Opfer fordern

In diesen gut 25 Minuten schoss sich Rodrygo mit zwei Toren in der 90. und der 91. Spielminute endgültig in die Herzen der Madridista und legte den Grundstein für den späteren Titel in der Königsklasse. Mehr als drei Jahre sind seit diesem legendären Auftritt Rodrygos vergangen und der heute 24-Jährige versinkt immer mehr in einer Sinnkrise, die mittlerweile auch seine langfristige Zukunft bei den Königlichen infrage stellt. Denn: Seit Ende März kommt der Flügelspieler auf immer weniger Einsatzzeiten, er verlor mehr und mehr seinen Platz bei den Königlichen.

Eine Grippe setzte Rodrygo Anfang Mai außer Gefecht, die dramatische 3:4-Pleite im LaLiga-Clasico sah er sich 90 Minuten lang von der Bank aus an - und dann? Ja dann ward er für den Rest der Saison nicht mehr im königlichen Spieltagsaufgebot gesehen. Der Rechtsfuß soll selbst auf weitere Einsätze verzichtet haben, weil er mental und körperlich nicht in der Lage gewesen sei, dem Team zu helfen.

Bereits damals tauchten erste Gerüchte über einen nahenden Abschied Rodrygos auf. Gegen diese wehrte er sich jedoch vehement. "Vielen Dank für all die Nachrichten und Euer Kümmern. Ich werde bald wieder zurück sein. Hört auf, Dinge zu erfinden", erklärte er via X. In der vergangenen Saison brachte es der 24-Jährige, der 2019 für 45 Millionen Euro vom FC Santos gekommen war, wettbewerbsübergreifend in 51 Spielen auf 14 Treffer und zehn Assists.

Nach dem Beginn der neuen Ära von Xabi Alonsos, der Ancelotti auf der Trainerposition beerbt hat, sollte sich die Situation des 33-fachen brasilianischen Nationalspielers eigentlich wieder zum Besseren wenden. Davon kann jedoch aktuell keine Rede sein. Bei der Klub-WM stand Rodrygo lediglich zum Auftakt gegen Al-Hilal in der Startelf. Einerseits steuerte er dort einen Assist bei, andererseits war dies das einzige Spiel, das die Los Blancos bisher nicht gewinnen konnten (1:1).

"Er ist nach wie vor wichtig und wir werden ihn bei der Weltmeisterschaft brauchen. Er ist ein besonderer Spieler", versicherte Alonso bei einer seiner ersten Pressekonferenzen. Trotzdem kam der 24-Jährige im Achtelfinale gegen Juventus Turin gar nicht zum Zug und in der nächsten Runde gegen den BVB nur für vier Minuten. Bleibt die Frage: Warum spielt Rodrygo in diesen Tagen fast keine Rolle bei Real?

Der offensichtlichste Grund ist selbstredend die riesige Konkurrenz, die sich in der königlichen Offensive tummelt. Vinicius Junior, Kylian Mbappe und Jude Bellingham heißen die absoluten Stützen Reals im Spiel nach vorne. Dass der stets polarisierende Vini seit jeher die Position bekleidet, auf der der meistens weniger schillernde und Aufsehen erregende Rodrygo eigentlich sein bestes Spiel zeigen könnte, ist für Letzteren sowieso ein Dilemma an sich.

Darüber hinaus vertrat Shooting-Star Gonzalo Garcia den zuletzt angeschlagenen Mbappe bravourös im Sturmzentrum und auch auf der übrigen Position im Mittelfeld respektive Rechtsaußen vertraute Alonso jüngst immer mehr dem 20-jährigen Arda Güler.

Bei der intensiven und ballorientierten Spielweise des Ex-Trainers von Bayer Leverkusen scheint der Türke momentan besser zu passen. Güler präsentiert sich lauffreudig, fleißig im Pressing und kann auch im Halbfeld für Ballsicherheit und Spielkontrolle sorgen. Dagegen war Rodrygo - auch stets einer der Fleißigsten - immer schon am gefährlichsten, wenn er nahe der Seitenlinie ins Eins-gegen-Eins gehen konnte. Man könnte also schlussfolgern, dass der 1,74-Meter-Trickser aktuell einfach ein Opfer des neuen Alonso-Stils ist. Gut für Alonso: Rodrygo ist zumindest nach außen hin keiner, der sich lautstark beschwert, andere Real-Stars würden die Situation vielleicht nicht einfach so über sich ergehen lassen.

Und dennoch kochte in den vergangenen Tagen einmal mehr die Gerüchteküche über und auch der FC Bayern München habe sich bereits lose mit dem Edeltechniker beschäftigt haben. Die Führungsebene der Los Blancos soll einem Verkauf Rodrygos sogar mittlerweile offen gegenüberstehen, sollte ein angemessenes Angebot eintrudeln. Immerhin würden die Königlichen zumindest das kolportierte Jahresgehalt in Höhe von 12,5 Millionen Euro einsparen, wenngleich Rodrygo damit noch weit außerhalb der Top-Verdiener um Vinicius und Mbappe liegt.

Konkret angefragt hätten laut der brasilianischen Ausgabe von ESPN derweil Paris Saint-Germain, der FC Arsenal und Manchester City, wenngleich der Offensiv-Star selbst offenbar gerne bleiben würde. Doch wie viel Sinn ergibt das, wenn er trotz seines zweifelsfrei vorhandenen Talents nicht spielt? Und das in einer wegweisenden Karrierephase.

Fakt ist: Rodrygo würde wohl jede europäische Top-Mannschaft verstärken. Schließlich bezeichnete Bellingham seinen Mitspieler nicht leichtfertig als "unterschätzt" und als den "vielleicht talentiertesten Spieler" im so üppig bestückten Real-Kader.

Die Frage ist, wie lange Rodrygo an seinem Wunsch, bei Real zu bleiben, festhält, sollte er weiterhin nur die Rolle des Teilzeit-Edeltechnikers bekleiden. Manifestiert sich diese Rolle könnte die Unzufriedenheit dann doch Oberhand gewinnen und der Wechsel ins Ausland wäre die logische Folge.