1. FC Union Berlin v FC Bayern München - DFB Cup: Round of 16Getty Images Sport

"Ein einziges Ackern und Rammeln": Wo ist die Souveränität des FC Bayern?

So wie Joshua Kimmich beim Abpfiff losschrie, so wie er und seine Kollegen anschließend vor den mitgereisten Fans tanzten: Man hätte denken können, der FC Bayern hat an diesem kalten Dezemberabend einen Titel gewonnen. Tatsächlich ist er aber nur ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Einst eine Selbstverständlichkeit. Die große Erleichterung ist diesmal aber aus gleich zwei Gründen nachvollziehbar.

  • Erstens, weil der FC Bayern im DFB-Pokal in den vergangenen Jahren regelmäßig frühzeitig gescheitert ist. Der letzte Titel datiert von 2020. Seitdem gelang lediglich 2023 der Einzug ins Viertelfinale, als die Münchner am SC Freiburg scheiterten. Die Sehnsucht nach einer Berlin-Rückkehr im warmen Mai ist enorm. 

    Zweitens, weil der mit 16 Siegen aus 16 Spielen so souverän gestartete FC Bayern zuletzt ins Straucheln geraten ist. Ein Remis in der Bundesliga gegen Union, die Pleite gegen den FC Arsenal in der Champions League, am Samstag ein höchst glücklicher Sieg in der Nachspielzeit gegen den FC St. Pauli in der Bundesliga. Plötzlich taten sich gleich mehrere Probleme auf.

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    Manuel Neuer souverän - und Harry Kane trifft wieder

    Viermal in Folge waren die Münchner in Rückstand geraten, vor allem bei gegnerischen Standards zeigten sie große Schwächen. Zudem strauchelten zwei Führungsspieler. Kapitän Manuel Neuer patzte wiederholt. Harry Kane blieb zweimal hintereinander ohne Treffer, gegen St. Pauli vergab er mehrere gute Chancen. Auf all diese Probleme präsentieren die Münchner gegen Union Antworten. 

    Erstmals seit 29 Tagen, erstmals seit der Gala gegen Paris Saint-Germain Anfang November ging der FC Bayern in Berlin mal wieder in Führung, sogar mit 2:0. Den zweiten Treffer erzielte Kane. Neuer leistete sich derweil keinen Fehler. Er zeigte fünf Paraden, die beiden Gegentore resultierten aus Elfmetern

    Abgesehen von diesen Strafstößen kassierten die Münchner keine Gegentore nach Standards. Obwohl sich den in dieser Disziplin so gefürchteten Berlinern einige vielversprechende Gelegenheiten bei Ecken, Freistößen und Einwürfen boten. "Wir haben die Standards sehr, sehr gut verteidigt", befand auch Trainer Vincent Kompany.

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    Alle drei Tore des FC Bayern resultieren aus Standards

    Tatsächlich wandelte der FC Bayern die Schwäche bei gegnerischen Standards sogar in eine eigene Stärke um. Alle drei Münchner Treffer fielen nach ruhenden Bällen. Die ersten beiden leitete Joshua Kimmich mit starken Eckbällen ein, das 3:1 resultierte aus einem Freistoß Michael Olises. "Ich bin froh, dass wir diesmal selbst nach Standards so erfolgreich waren", sagte Kimmich. 

    Bei seinen beiden erfolgreichen Ecken blockte im Zentrum jeweils Aleksandar Pavlovic Unions Keeper Frederik Rönnow weg. Es war genau das Muster, mit dem Arsenal vor einer Woche den FC Bayern ärgerte. Abgeschaut? "Nein", konterte Konrad Laimer energisch. "Nicht von Arsenal und auch nicht von einer anderen Mannschaft."

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    FC Bayern: Wo ist die Souveränität aus der Frühphase der Saison?

    Dass die drei Münchner Tore allesamt nach Standards fielen, kann man positiv deuten. Oder negativ, weil aus dem Spiel heraus keines gelang. Trotz der deutlichen Antworten auf die einzelnen Probleme bleiben nach dem knappen wie glücklichen Weiterkommen gegen Union auch große Fragen. Der FC Bayern ließ abermals die spielerische Dominanz und grundsätzliche Souveränität aus der Frühphase der Saison vermissen. Obwohl die Münchner rasch komfortabel mit 2:0 führten, entglitt ihnen das Spiel. 

    "Es war ein einziger Kampf, ein einziges Ackern und Rammeln", gab Kimmich zu. "Die zweite Halbzeit war zum Anschauen nicht attraktiv. Es war nicht viel spielerisches Element dabei." Der sonst stets so besonnene Kompany beklagte sich an der Seitenlinie ungewohnt energisch über den vertretbaren Elfmeter für Kanes Foul an Diogo Leite, der im 2:3 resultierte - und sah dafür die Gelbe Karte. Später legte er verbal nach. Verwarnt wurde in der Schlussphase zudem Neuer, und zwar wegen Zeitspiels. Exemplarisch. 

    Bemerkenswert sind auch die Statistiken: Das Torschussverhältnis (18:6) und der xG-Wert (2,69 zu 0,74) sprachen jeweils deutlich für Union. Schreien und tanzen durften aber die Münchner. In dieser Phase der spielerischen Armut konnten sie sich immerhin auf ihren einstigen verlässlichen Wegbegleiter verlassen: den berüchtigten Bayern-Dusel. Somit haben sie mindestens bis Februar Chancen auf alle drei Titel.

  • FC Bayern: Die Spiele bis Weihnachten

    DatumUhrzeitBegegnung
    Samstag, 6. Dezember15.30 UhrVfB Stuttgart - FC Bayern (Bundesliga)
    Dienstag, 9. Dezember18.45 UhrFC Bayern - Sporting Lissabon (Champions League)
    Sonntag, 14. Dezember17.30 UhrFC Bayern - 1. FSV Mainz 05 (Bundesliga)
    Sonntag, 21. Dezember17.30 Uhr1. FC Heidenheim - FC Bayern (Bundesliga)