Roony Bardghji Barcelona GFXGetty/GOAL

Ein Back-up für Lamine Yamal, der schon Manchester United schockte: Hansi Flick darf sich beim FC Barcelona auf einen ganz besonderen Neuzugang freuen

"Roony! Roony! Roony!" schallte es vor einiger Zeit durch das Parken Stadion des FC Kopenhagen in Dänemark. Doch nicht Wayne, sondern Roony Bardghji hatte im November 2023 ein Tor erzielt - und das nicht für, sondern gegen Manchester United.

Der damals 17 Jahre und 359 Tage alte Schwede markierte in der 87. Minute den Siegtreffer gegen ManUnited in einem nervenaufreibenden 4:3-Spektakel. Damit schaffte er es zumindest kurzzeitig auf die große Fußballbühne.

Der Name Rooney ist bereits in die Fußballgeschichte eingegangen. Waynes (Beinahe-) Namensvetter scheint nun dazu bestimmt, seinen eigenen Weg zu gehen. Seit seinem Durchbruch gegen die Red Devils ist sein Weg zwar etwas holprig verlaufen, dennoch steht er nun kurz vor einem Wechsel zum FC Barcelona unter Trainer Hansi Flick.

Zu Beginn seiner Karriere hatte der Schwede allerdings noch seine Zuneigung zu Real Madrid bekundet. GOAL erklärt, wer der neue Spieler Barcas ist.

  • Oresund Bridge Malmo CopenhagenGetty

    Die ersten Schritte

    Bardghjis Leben begann 4.000 Kilometer von Schweden entfernt in Kuwait, wo er als Sohn syrischer Eltern geboren wurde. Seit seinem dritten Lebensjahr spielte er mit seinem Vater - einem Fan Manchester Uniteds - Fußball. Er war es, der seinen Sohn nach Wayne Rooney benannte - mit einem fehlenden Buchstaben.

    Als der Sohn sieben Jahre alt war, migrierte die Familie nach Schweden. Nachdem Bardghji in Amateur-Jugendmannschaften im Süden Schwedens geglänzt hatte, wurde er 2019 schließlich von Malmö entdeckt.

    Sofort wurde entschieden, dass der damals 14-Jährige mit den Großen mithalten konnte, und so wurde er direkt in die U19 des Vereins geworfen.

    "Was mir vor allem auffiel, war sein Ehrgeiz, besser zu werden und zu trainieren", sagte der Trainer der U19 von Malmö, Jeffrey Aubynn, gegenüberSportexpressen. "Außerdem hatte er technische Qualitäten, Spielverständnis und kombinierte stark mit seinen Teamkollegen. All das war für sein Alter auf einem unglaublich hohen Niveau."

    Aber Bardghji war nicht nur seinem eigenen Trainer positiv aufgefallen. Er verbrachte nur ein Jahr bei Malmö, bevor er vom dänischen Spitzenklub FC Kopenhagen – Malmös dänischem Nachbarverein auf der anderen Seite der Öresundbrücke – in einem undurchsichtigen Deal abgeworben wurde, der eine astronomische Ablösesumme beinhaltete und angeblich alle inoffiziellen Regeln für Transfers von Jugendspielern brach.

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  • Der große Durchbruch

    2019 wurde Bardghji dann vom damaligen Kopenhagen-Trainer und späteren Augsburg-Coach Jess Thorup in den Kader der ersten Mannschaft berufen. Wie in der Bundesliga darf man auch in der dänischen Superliga erst ab 16 Jahren eingesetzt werden. Thorup zögerte nicht lange und beförderte Bardghji nur sechs Tage nach dessen 16. Geburtstag gegen AGF in die Startelf, wodurch er zum jüngsten Spieler in der Geschichte des FCK wurde.

    Eine Woche später schrieb Bardghji gegen Aalborg BK erneut Geschichte. Mit einer mittlerweile schon charakteristischen Bewegung zog Bardghji von rechts nach innen und schoss den Ball aus 25 Metern in die untere Ecke – damit wurde er zum jüngsten Torschützen in der Geschichte der dänischen Liga.

    Ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere folgte im November 2023, als in der Gruppenphase der Champions League ein englischer Gegner zu Gast war. Kopenhagen war bereits auf dem besten Weg, einen hochverdienten Punkt gegen Manchester United zu holen, als die 87. Minute anlief.

    Nach einer Flanke konnte Harry Maguire den Ball dann nicht klären, er landete vor den Füßen Bardghjis - und der hämmerte ihn per Aufsetzer in die Maschen.

    Bardghji hatte nicht nur den Siegtreffer erzielt, sondern war auch der jüngste Spieler, der jemals in der Champions League gegen United getroffen hatte - und der jüngste Torschütze Kopenhagens in diesem Wettbewerb. Ein weiterer historischer Moment, diesmal sechs Tage vor seinem 17. Geburtstag.

    Dieses Tor katapultierte ihn ins Rampenlicht. Es sollte nicht sein letzter großer Auftritt in dieser Saison bleiben. Als der FCK im Kopenhagener Derby gegen Bröndby 1:2 zurücklag, bekam Bardghji nur elf Minuten Zeit, um als Einwechselspieler die Partie zu entscheiden. Mit einem Doppelpack innerhalb von fünf Minuten drehte der Schwede die Partie und führte Kopenhagen zum Sieg.

  • Roony Bardghji Copenhagen 2024-25Getty Images

    So läuft's gerade

    Man könnte meinen, dass dieser schicksalhafte November 2023 der Startschuss für Bardghjis lange Karriere gewesen sein sollte. Doch es kam anders. Für den Rest der Saison 2023/24 blieb er zwar Stammspieler und erzielte in 34 Spielen zehn Tore, eine Vorlage gab er jedoch nicht.

    Im Mai 2024 traf es ihn hart. Während einer Trainingseinheit zog sich Bardghji eine schwere Knieverletzung zu, die ihn für die folgenden 334 Tage außer Gefecht setzte.

    Es war ein schwerer Schlag für den Flügelspieler, der gerade dabei war, sich als eines der vielversprechendsten Talente Europas zu etablieren. Bardghji feierte schließlich am 31. März 2025 in den Playoffs der Superliga sein Comeback und kam bei einem 1:0-Heimsieg gegen Randers neun Minuten zum Einsatz. Nach drei weiteren Einsätzen als Einwechselspieler und zwei Partien in der Startelf fiel er jedoch erneut mit einer leichten Verletzung für den Rest der Saison aus.

    Zum ersten Mal seit zwei Jahren kann Bardghji sich nun mit einer Vorbereitungsphase und einer angemessenen Ruhepause auf eine komplette Saison vorbereiten.

  • Roony BardghjiGetty

    Seine Stärken

    Als trickreicher Flügelspieler ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass Bardghji vor allem durch sein Dribbling und sein Ballgefühl auffällt. Zudem findet er clever die richtigen Räume.

    Bardghji verliert selten den Ball, spielt rechtzeitig ab oder dribbelt davon. In einem Weltklasse-Team wie dem FC Barcelona sollte er sich relativ schnell zurechtfinden.

    Inspiriert von seinem Namensvetter Wayne, erwies sich Bardghji während seines Aufstiegs und vor seiner lästigen Knieverletzung als zuverlässiger Torschütze. Wenngleich der dänische Klubfußball weit von der Spitze des europäischen Fußballs entfernt ist, hat er nach drei Superliga-Titeln und zwei Pokalsiegen dennoch zahlreiche Medaillen in seiner Vitrine. Ein Winner-Typ scheint er also zu sein.

  • Roony Bardghji Copenhagen 2023-24Getty Images

    Woran er noch arbeiten muss

    Ein großes Ego scheint heutzutage untrennbar mit dem Dasein als Fußball-Superstar verbunden zu sein, eine gesunde Portion Arroganz dient einigen der weltbesten Spieler als Selbstmotivation. Auch Bardghji ist so gestrickt. "Dieser Junge glaubt tatsächlich, dass er geboren wurde, um in solchen Spielen den Siegtreffer zu erzielen", sagte Kopenhagens Cheftrainer Jacob Neestrup nach dem Sieg gegen Manchester United.

    2023 sagte der Teenager gegenüber dem schwedischen Sender Fotbollskanalen: "Mein Ziel ist es, der beste Spieler der Welt zu werden. Das habe ich mir schon als Kind vorgenommen, und niemand außer mir selbst kann mich davon abhalten."

    Nachdem er für die schwedische A-Nationalmannschaft nicht berücksichtigt worden war, sagte er derselben Zeitung: "Das ist mir eigentlich egal, das ist die Meinung von jemand anderem ... Was muss man als 17-Jähriger noch tun, um nominiert zu werden?" Bardghjis Egoismus könnte leicht in Überheblichkeit umschlagen.

    Auch sportlich gibt es natürlich noch Verbesserungsbedarf: Kasper Larsen, Betreiber einer FCK-Fanseite erklärte gegenüber The Athletic: "Seine Defensivarbeit kann noch viel besser werden. Aber er ist jung. Und er ist nicht so schnell, und ich denke, im modernen Fußball muss man schnell sein", doch er führte aus: "Aber er hat viel Potenzial, und ich glaube, wir haben noch nicht einmal die Hälfte davon gesehen. Die Mentalität hat er auf jeden Fall."

  • FC Barcelona v Real Madrid CF - La Liga EA SportsGetty Images Sport

    Der neue ... Raphinha?

    Nun wäre es sehr, sehr einfach, Bardghji mit einem anderen linksfüßigen Rechtsaußen beim FC Barcelona zu vergleichen: Lamine Yamal. Bardghji kann natürlich im Moment nicht einmal ansatzweise mit dem spanischen Barca-Überflieger mithalten. Yamal wird mutmaßlich noch sehr lange Stammspieler auf dieser Position sein - und Bardghji dürfte erstmal die Rolle des Vertreters einnehmen.

    Weil er seine Rolle bei Barca erst noch finden muss, ist Raphinha ein geeignetes Vorbild. Sowohl Bardghji als auch der Brasilianer sind am besten, wenn sie nach einem Dribbling zum Abschluss kommen - und beide sind flexibel in der Offensive einsetzbar.

  • Roony Bardghji Copenhagen 2023-24Getty Images

    Wie geht es weiter?

    Bardghji mag als Kind von Real Madrid geträumt haben, doch der FC Barcelona ist für Toptalente wie ihn auf den ersten Blick deutlich besser geeignet.

    Yamal zu verdrängen, wird unmöglich sein, und die mögliche Verpflichtung von Nico Williams würde die Chancen auf viel Einsatzzeit weiter einschränken. Bardghji soll Yamal offensichtlich einige Pausen gönnen, sein Moment könnte kommen, wenn sich das Wunderkind einmal verletzt. Dann muss er seinen Torriecher unter Beweis stellen. Denkbar ist mittelfristig auch ein Leihgeschäft, das ihm viel Spielpraxis liefern kann.

    Bardghjis Berater Christian Emile sagte zuvor: "Er ist eines der spannendsten Talente der Welt und auch die Zukunft des schwedischen Fußballs nach Zlatan [Ibrahimovic]. Es ist nur natürlich, dass er von großen Vereinen beobachtet wird. Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen ... aber eines ist sicher: Man wird sich daran gewöhnen, Roony auf der größten Bühne zu sehen."

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