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"Du hast hier einen zukünftigen Cristiano Ronaldo": Manchester Citys Scouts sind wegen Portugals neuem Supertalent angeblich "völlig von den Socken"

"Die wichtigste Abteilung im Verein ist die Scouting-Abteilung", sagte Pep Guardiola, Trainer von Manchester City, im Jahr 2019: "Die Abteilung von Txiki Begiristain ist viel wichtiger als der Coach und die Spieler. Wenn sie die Richtigen auswählen, ist 80 Prozent der Arbeit erledigt.“

Der Spanier Begiristain hat hinter den Kulissen definitiv zum großen Erfolg der Citizens beigetragen. Kevin De Bruyne, Rodri, Rúben Dias, Aymeric Laporte, Ederson und Bernardo Silva wurden allesamt unter ihm verpflichtet. Auch bei der Entdeckung junger Talente wie Oscar Bobb, Julián Álvarez und Claudio Echeverri spielte er eine tragende Rolle.

City ist mittlerweile weltweit führend im Scouting - auch für die Jugendmannschaften. Ihre neueste Entdeckung heißt Geovany Quenda. Laut der portugiesischen Record sind Scouts von City wegen seines bemerkenswerten Aufstiegs bei Sporting CP "von den Socken". In der September-Länderspielpause wurde der rechte Flügelspieler sogar erstmals in die A-Nationalmannschaft Portugals berufen, sein Debüt durfte er jedoch noch nicht feiern.

Schon im Sommer 2025 könnte der Offensivspieler mit Wurzeln in Guinea-Bissau zu einem noch größeren Klub wechseln. Ist der ganze Hype gerechtfertigt?

  • Die ersten Schritte

    Quenda wurde im April 2007 in Guinea-Bissau geboren und kam noch als Kind nach Portugal. Im Alter von acht Jahren begann er bei Damaiense mit dem Fußballspielen. Es dauerte nicht lange, bis Scouts von Rekordmeister Benfica auf ihn aufmerksam wurden.

    Das Talent verbrachte zwei Jahre bei den "Adlern", wurde mit 13 Jahren aber vor die Tür gesetzt. So schloss er sich dem Erzrivalen Sporting an - gerade, als die Coronapandemie ausbrach. Quenda musste sich gedulden, bis er sich endlich zeigen durfte. 2021/22 verhalf er Sporting dann zum Gewinn der U15-Meisterschaft und bekam mit 15 Jahren einen Platz in der U17.

    Im August 2023 erhielt der Flügelspieler seinen ersten Profivertrag. Für die U23 erzielte er in der Saison 2023/24 in 33 Spielen 20 Tore und war mit 16 Jahren der jüngste Spieler, der jemals für die B-Mannschaft auflief.

    Rúben Amorim, Erfolgstrainer der Profis, war so beeindruckt, dass er Quenda für zwei Spiele in den Kader der ersten Mannschaft berief. "Er kann auf mehreren Positionen spielen, er hat viel Qualität und hat nicht zu viel Respekt. Er ist eine weitere Option“, sagte der Sporting-Boss, nachdem er Quenda für das Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Atalanta Bergamo in den Kader berufen hatte.

    Auch in der U17-Nationalmannschaft sorgte er für Aufsehen, und zwar mit seinem unglaublichen Solo-Tor gegen Marokko bei einem prestigeträchtigen U17-Turnier. Nachdem er den Ball in der eigenen Hälfte erobert hatte, dribbelte er sich mit großem Geschick an sechs Spielern vorbei und vollendete mit einem sauberen Abschluss. Der Treffer ging sofort viral und machte Quenda in ganz Portugal bekannt.

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  • Der große Durchbruch

    Quenda wurde im Anschluss auch in den portugiesischen Kader für die U17-Europameisterschaft 2024 auf Zypern berufen und spielte eine Schlüsselrolle beim Finaleinzug. Die Iberer verloren das Finale zwar mit 0:3 gegen Italien, aber Quenda wurde von der UEFA in die Mannschaft des Turniers gewählt. Er hatte außerdem seinen Anteil daran, dass Mitspieler Rodrigo Mora den Goldenen Schuh gewann.

    Amorim berief Quenda daraufhin in das Trainingslager der Sporting-Profis - sehr zur Freude von dessen Vater. "Er ist zu 100 Prozent bereit", sagte Tcherno Quenda zur portugiesischen Sportzeitung A Bola. "Wir wissen nie, was der morgige Tag bringen wird, aber jetzt ist er bereit und sehr aufgeregt."

    Geovany bestätigte die Worte seines Vaters bei der alljährlichen Five Violins Trophy und zeigte beim 3:0-Sieg gegen den Athletic Club aus Bilbao eine herausragende Leistung, die Amorim staunen ließ. "Er ist sehr talentiert, sehr reif und versteht das Spiel wie ein erfahrener Spieler", lobte Amorim bei Sporting TV. "Er muss natürlich noch viel lernen, aber ich denke, er hat ein hervorragendes Spiel gemacht. Wir haben da einen besonderen Spieler."

    Danach begann Sporting, sich auf das erste Spiel der Saison 2024/25 vorzubereiten: das Super-Cup-Duell mit dem Erzrivalen Porto. Quenda wurde direkt in die Startelf berufen und gab sein vielversprechendes Saisondebüt bei den Profis.

    Amorims Mannschaft ging innerhalb von zehn Minuten mit zwei Toren in Führung. Quenda markierte kurz vor der Halbzeitpause mit einem fulminanten Volley-Aufsetzer den dritten Treffer. Quenda war sichtlich berührt und jubelte unter Tränen mit seinem Coach und den Mitspielern.

    Porto kämpfte sich im Anschluss zurück und gewann schließlich sogar in der Verlängerung noch. Aber Quendas Name war in aller Munde. Milans Superstar Rafael Leão etwa schrieb nach dem Spiel bei Instagram: "Merkt euch den Namen. In dieser Saison wird man noch viel von ihm hören."

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    So läuft's gerade

    Quenda stand in dieser Saison in allen vier Ligaspielen Sportings in der Startelf. Der amtierende Meister steht mit der maximalen Punkteausbeute wieder an der Tabellenspitze der Liga Portugal und hat sich beim FC Porto bereits mit einem 2:0-Sieg in der Liga revanchiert. Quenda spielte dabei 80 Minuten. Der Teenager traf zwar nicht noch einmal, brachte aber 28 seiner 34 Pässe zu seinen Mitspielern und gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe.

    "Er ist sehr vielseitig“, lobte Amorim, nachdem Quenda beim 6:1-Sieg gegen Nacional eine Vorlage gegeben hatte. "Ich möchte auch nicht zu viel sagen, denn er ist noch ein Kind, und wir müssen vorsichtig sein."

    Nach eigenem Bekunden hatte Amorim "nie damit gerechnet", dass Quenda vor einigen Tagen seine erste Einladung für die A-Nationalmannschaft bekam. Roberto Martínez berief ihn in seinen Kader für die Nations-League-Spiele gegen Kroatien und Schottland im September benannte.

    Da war nicht einmal ein Jahr seit seinem Traumtor für die U17 vergangen - nun weilte er in der A-Nationalmannschaft neben Top-Spielern wie Cristiano Ronaldo.

    Martinez konnte seine Begeisterung kaum zügeln. "Er hat eine unglaubliche Persönlichkeit, Qualität und Anpassungsfähigkeit gezeigt. Er hat technische Qualitäten, die nicht normal für einen 17-Jährigen sind. Er hat bei der Europameisterschaft mit der U-17-Auswahl sehr gut gespielt. Er hat gezeigt, dass er reif für die Nationalmannschaft ist. Das sind gute Nachrichten für den portugiesischen Fußball."

  • FBL-POR-LIGA-SPORTING-PORTOAFP

    Seine Stärken

    Quenda ist in erster Linie ein rechter Flügelspieler, kann aber auch als Stürmer eingesetzt werden. Er ist mit viel Tempo gesegnet und hat einen niedrigen Körperschwerpunkt, durch den er nur schwer vom Ball getrennt werden kann.

    Er kann den Ball in engen Räumen behaupten und mit schnellen Pässen die gegnerischen Reihen durchbrechen. Er bewegt sich zudem äußerst intelligent.

    Laut A Bola ist Quenda auch ein vorbildlicher Profi. Er verzichtete auf einen zweiwöchigen Sommerurlaub, um zusätzliche Trainingseinheiten bei Sporting zu absolvieren, damit er für die Saison gerüstet ist. Talentierte Spieler gibt es wie Sand am Meer, doch viele schaffen es nicht, dieses auszuschöpfen und dann konstant abzurufen. Quenda hat eine vielversprechende Mentalität.

  • U17 Portugal v U17 Germany - UEFA Under17 European Championship QualifierGetty Images Sport

    Woran er arbeiten muss

    Quendas größte Schwäche ist seine mangelnde Coolness im letzten Drittel. Er leitet Chancen zwar gut ein, vergibt sie selbst aber noch zu oft. Auch bei den letzten Pässen muss er sich noch schneller und besser entscheiden.

    Mehr Abwechslung bei seinen Dribblings könnte ebenfalls hilfreich sein. Quenda versucht in der Regel, mit seinem stärkeren linken Fuß nach innen zu ziehen, obwohl er auch mit dem rechten Fuß ordentlich abschließen und flanken kann.

    In der Defensive muss Quenda noch lernen, sich zurechtzufinden. In den Jugendmannschaften war er es nicht gewohnt, einen Gegenspieler zu decken, aber Amorim setzt auf ein hohes Pressing. Glücklicherweise hat Quenda in dieser Hinsicht viel Unterstützung,. Laut A Bola unterrichten ihn seine Teamkollegen Goncalo Inácio, Morten Hjulmand und Daniel Bragança regelmäßig in der Defensivkunst.

  • Rafael Leao MilanGetty Images

    Der neue ... Rafael Leão?

    A Bola berichtete, dass Quendas einstiger Jugendtrainer nach dem Probetraining bei Damaiense zu dessen Vater gesagt habe: "Du hast hier einen zukünftigen Cristiano Ronaldo."

    Nur weil Quenda ein talentierter Flügelstürmer aus Portugal ist, heißt das nicht automatisch, dass er in die Fußstapfen des fünfmaligen Ballon-d'Or-Siegers treten kann. Quendas Spielstil ist zudem anders. Quenda orientierte sich unter anderem an seinem Mitspieler Marcus Edwards aus England, der ebenfalls eher klein und beweglich ist.

    Ironischerweise verlor Edwards nun sein Platz in der Sporting-Startelf an Quenda. Das Potenzial des Teenagers ist zudem deutlich höher als das des Engländers. Auch deshalb ist der Portugiese Rafael Leão eine deutlich bessere Referenz. Der linke Flügelspieler von der AC Mailand ähnelt Quenda sehr.

    Genau wie Leão ist Quenda ein versierter Dribbler, der ständig versucht, hinter die Abwehr zu kommen. Leão spielt am liebsten auf der linken Seite, ist aber auch vielseitig einsetzbar.

  • Geovany Quenda Cristiano Ronaldo Portugal 2024Getty/GOAL

    Wie geht es weiter?

    Quenda wurde gegen Kroatien nicht in Martinez' endgültigen Kader für Portugals Nations-League-Spiel berufen. Gegen Schottland saß er dann auf der Bank, durfte aber noch nicht debütieren.

    Das Mega-Talent hat bereits einen guten Eindruck in der Umkleidekabine hinterlassen und sich sogar bei Ronaldo beliebt gemacht. "Ich habe den neuen, 17-jährigen Quenda gesehen. Ich ging zu ihm und fragte: 'Hast du dich von dem Spiel erholt?'. Ich habe erkannt, dass er wegen mir peinlich berührt war", verriet der 39-Jährige auf einer Pressekonferenz. "Ich sage nicht, dass ich ein Vater für diese Spieler bin, sondern ein älterer Bruder. Ich habe das Gleiche durchgemacht wie sie, die Nationalmannschaft ist eine Familie."

    Auch Bernardo Silva von Manchester City hat Gefallen an Quenda gefunden. "Ich hebe nicht gerne Spieler hervor, aber wir wissen um die Qualität und das Talent von Quenda. Er spielt in einer Rolle, die ich auf dem Spielfeld einnehmen kann. Er wird mir wahrscheinlich den Platz wegnehmen! In seinem Alter habe ich nicht einmal in den Jugendmannschaften von Benfica gespielt. Wenn ich sehe, wie er mit 17 Jahren für Sporting und die Nationalmannschaft spielt, dann weil er es verdient und das Niveau hat, hier zu sein."

    Quenda könnte Silva eines Tages sogar bei Manchester City beerben. Denn auch Guardiola soll an der Verpflichtung des 17-Jährigen interessiert sein.

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