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Drei Fragen im komplizierten Transferpuzzle des FC Bayern sind noch offen - aber eine große Forderung von Hoeneß und Co. hat Max Eberl schon erfüllt

Jonathan Tah und Tom Bischof unterschrieben bereits vor Monaten beim FC Bayern, für geringe Ablösesummen von zusammengerechnet 2,3 Millionen Euro wechselten sie letztlich bereits zur Klub-WM nach München. Ähnlich frühzeitig standen die ablösefreien Abschiede von Thomas Müller, Leroy Sane und Eric Dier fest. Zwei vormalige Leihgaben verließen den Klub zudem Anfang Juni fix: Mathys Tel für 35 Millionen Euro zu Tottenham Hotspur, Frans Krätzig für 3,5 Millionen Euro zu RB Salzburg.

  • Abgesehen von ein paar Leihgeschäften diverser Talente passierte anschließend erstmal wochenlang nichts. Dafür wurde umso mehr gepokert und spekuliert, vor allem um einen neuen Linksaußen und um Nick Woltemade. Vergangene Woche ging es bei den Münchner Transferbemühungen dann aber plötzlich Schlag auf Schlag.

    Dienstag: Zum allgemeinen Bedauern wechselt der 19-jährige Linksverteidiger Adam Aznou für neun Millionen Euro zum FC Everton. Sven Ulreich verlängert dafür seinen ausgelaufenen Vertrag bis 2026. Der 37-Jährige bleibt weiterhin dritter Keeper, die Verpflichtung eines neuen Routiniers wie Hendrik Bonmann (Ludogorets Razgrad) ist somit hinfällig.

    Mittwoch: Mit Luis Diaz (28) kommt der langersehnte neue Linksaußen für 67,5 Millionen Euro vom FC Liverpool, durch diverse Boni kann die Ablösesumme auf bis zu 75 Millionen Euro ansteigen. Gleichzeitig verleiht der FC Bayern Bryan Zaragoza für ein Jahr an Celta Vigo. Die Leihgebühr für den 23-jährigen Linksaußen soll eine Million betragen. Ab einer gewissen Anzahl an Einsätzen greift eine Kaufpflicht über zwölf Millionen.

    Sonntag: Joao Palhinha zieht es für eine einjährige Leihe zu Tottenham Hotspur. Die Spurs bezahlen eine Leihgebühr in Höhe von fünf Millionen Euro, übernehmen das volle Gehalt des 30-Jährigen und haben kommenden Sommer eine Kaufoption über rund 30 Millionen Euro. Zudem soll der 20-jährige Innenverteidiger Tarek Buchmann unmittelbar vor einem Wechsel zum 1. FC Nürnberg stehen.

    Nach diesen turbulenten Tagen sind beim FC Bayern mit Blick auf den Kader der kommenden Saison noch drei Fragen offen.

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  • nick woltemade 2025getty

    Frage Nummer 1: Kommt Nick Woltemade?

    Nick Woltemade vom VfB Stuttgart gilt als absoluter Wunschspieler für die Offensive - aber nicht um jeden Preis. Mitte Juli bot der FC Bayern 50 Millionen Euro plus fünf Millionen Boni für den 23-jährigen Senkrechtstarter. Stuttgart lehnte aber ab, die sportliche Leitung um Alexander Wehrle und Fabian Wohlgemuth sei erst ab einem Angebot über 65 Millionen gesprächsbereit. Woltemade selbst hofft weiterhin auf einen Transfer, aktuell herrscht jedoch Stillstand im Poker.

    Sollte Woltemade doch noch kommen, dürfte Paul Wanner erneut verliehen werden. Nach der Verletzung von Jamal Musiala sprach Sportvorstand Max Eberl von einer "Riesen-Chance" für das 19-jährige Eigengewächs, das zuletzt zwei Jahre lang per Leihe bei der SV Elversberg und dem 1. FC Heidenheim Spielpraxis sammelte. Beim ersten Test gegen Olympique Lyon am Samstag (2:1) begann Wanner tatsächlich auf der Musiala-Position, blieb aber unauffällig.

    Seine Zukunft ließ Wanner anschließend offen: "Mein Fokus liegt jetzt auf Bayern. Jeden Tag im Training Gas geben und die Vorbereitung durchziehen. Dann schauen wir mal." An potenziellen Abnehmern mangelt es jedenfalls nicht. Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach, der Hamburger SV, Stuttgart und die PSV Eindhoven sollen interessiert sein.

  • Min-Jae KimGetty

    Frage Nummer 2: Geht Min-Jae Kim?

    Mit den Adelstiteln "Monster" und "Bester Verteidiger der Serie A" wechselte Min-Jae Kim im Sommer 2023 Für die festgeschriebene Ablösesumme von 50 Millionen Euro vom italienischen Meister SSC Neapel nach München. Die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllte Kim aber nie. Trotz guter Ansätze leistete er sich schlicht zu viele folgenschwere Fehler.

    Seine Bewährungszeit scheint nach zwei Jahren abgelaufen zu sein. Dem Vernehmen nach ist der FC Bayern trotz Vertrags bis 2028 bei einem Angebot über 30 bis 35 Millionen Euro offen für einen Verkauf. Zuletzt wurde der 28-jährige Südkoreaner mit Al-Nassr aus Saudi-Arabien in Verbindung gebracht. Auch bei seinem Ex-Klub Fenerbahce und dem Istanbuler Stadtrivalen Galatasaray wurde Kim bereits gehandelt. Konkret ist aber noch nichts.

    Kims Abschied würde in der Innenverteidigung Handlungsdruck erzeugen. Dayot Upamecano und Jonathan Tah sind als Stammspieler eingeplant. Die einzige gestandene Alternative wäre aktuell Allrounder Josip Stanisic. Hiroki Ito ist nach seinem Mittelfußbruch zwar neulich ins Lauftraining zurückgekehrt, mit seinem Comeback wird aber erst im Oktober gerechnet. Cassiano Kiala machte beim Test gegen Lyon zwar einen guten Eindruck, ist aber erst 16 Jahre alt. Tarek Buchmann steht nach seiner zweijährigen Verletzungsserie vor einem Wechsel nach Nürnberg. Notfalls könnte Sechser Leon Goretzka aushelfen.

    Als möglicher Kim-Nachfolger wurde bisher einzig Renato Veiga gehandelt. Der 22-jährige Portugiese vom FC Chelsea stand vorletzte Woche unmittelbar vor einem Wechsel zu Atletico Madrid. Im Zuge einer kuriosen Transferposse holte Atletico aber letztlich doch David Hancko. An Veiga ist nun angeblich Al-Nassr interessiert. Sollte er tatsächlich kommen, würde das wohl eine gleichzeitige Verpflichtung Kims ausschließen.

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  • BoeyGetty Images

    Frage Nummer 3: Geht Sacha Boey?

    Seit seinem 30 Millionen Euro schweren Wechsel von Galatasaray im Januar 2024 überzeugte Sacha Boey nie nachhaltig. Weil mit Konrad Laimer und Stanisic zwei weitere Kandidaten für seine Position zur Verfügung stehen, würden die Bosse den Rechtsverteidiger wohl gerne verkaufen. Ersatz bräuchte es im Falle seines Abgangs keinen. 

    Boeys Ex-Klub Galatasaray zieht angeblich eine Leihe in Erwägung, konkret erscheint das aktuell aber nicht. Trainer Vincent Kompany würde dem Vernehmen nach gerne weiterhin mit Boey zusammenarbeiten - gegen Lyon stand er in der Startelf, enttäuschte jedoch abermals.

  • Luis Diaz, Max EberlGetty Images

    FC Bayern: Gehaltseinsparungen in Höhe von rund 30 Millionen Euro

    Stand jetzt dürfte der Kader dem der vergangenen Saison sportlich etwas überlegen, aus Fansicht euphorisierender und zudem billiger sein. Diaz, Bischof und Tah sind zusammen ein leichtes Upgrade zu Sane, Palhinha und Dier. Mit Müller hat sich zwar ein weiterer gestandener Spieler verabschiedet, dafür winkt Eigengewächs Karl (und womöglich auch Wanner) Spielpraxis - womöglich kommt noch Woltemade. 

    Gleichzeitig erfüllte die sportliche Führung eine Forderung der Granden im Hintergrund, der mächtigen Aufsichtsräte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge: Sie verringerte die Gehaltskosten deutlich. Die Großverdiener Müller und Sane haben den Klub verlassen, Palhinhas Gehalt übernimmt Tottenham, auch Diers fällt weg. Diaz soll ungefähr 14, Tah zwölf und Bischof fünf Millionen verdienen. 

    Insgesamt dürfte der aktuelle Kader pro Jahr rund 30 Millionen Euro weniger Gehalt kosten als der letztjährige. Daran wird sich unabhängig von den Antworten auf die drei offenen Transfer-Fragen nichts mehr grundlegend ändern. Bei einem Woltemade-Transfer würde die Summe etwas sinken, bei Abgängen von Boey und vor allem Kim sogar noch steigen. 

    Beachtlich zudem: Obwohl mit Diaz der drittteuerste Neuzugang der Klubgeschichte verpflichtete wurde, ist das Transfersaldo in diesem Sommer noch halbwegs ausgeglichen. Aktuell steht es bei etwa minus 15 Millionen Euro.

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