Anmerken ließ er sich das komische Gefühl jedoch nicht. Im Gegenteil. Brandt gab dem BVB-Spiel genau das, wofür er einst geholt wurde. Und sogar noch mehr. Einerseits ackerte der so gerne als "flegmatisch" in puncto Defensivarbeit verspottete Brandt gegen Mainz über 90 Minuten auch nach hinten. 23 Sprints zog er am Ende des Spiels, im Vergleich kommt ein Adeyemi im Schnitt pro Spiel auf knapp 19. Zudem spulte er 11,38 Kilometer ab, neben Svensson (11,5 Km) Top-Wert bei den Dortmundern.
Es waren andererseits aber offensiv diese zwei kleinen Momente, die Brandt nur benötigte, um das Spiel in der ersten Halbzeit auf die Seite der Dortmunder zu ziehen. Zwei so wunderbare und gefühlvolle Geistesblitze, die zu beiden Dortmunder Toren führten.
Doch das stimmt nicht ganz. Zumindest würde Niko Kovac an dieser Stelle wohl widersprechen. Denn eigentlich waren es drei Momente. Zwar überstrahlt Brandts genialer und völlig uneigennütziger Querpass auf Daniel Svensson die Entstehung des 1:0, aber für Kovac ebnete Brandt noch bevor er den Ball berührte den Weg zum wichtigen Führungstreffer.
Denn als Adeyemi in der Szene nach innen zog, bewegte sich Brandt clever nach außen, öffnete so das Zentrum für Beier und war somit tatsächlich sowas wie Wegbereiter und Vorlagengeber zugleich. "Genau diese Läufe wollen wir haben. Das ist Jule sehr gut gelungen. Das ist individuelle Qualität. Wir können das alles auf dem Reißbrett aufmalen und uns ausdenken, aber unterm Strich müssen die Spieler das leben", sagte Kovac.
Auf diese zwei kleinen, aber feinen Momente ließ Brandt nur kurze Zeit später noch einen dritten folgen. Als abermals Adeyemi bei einem Konter auf das Mainzer Tor zustürmte, spielte er Brandt den Ball eigentlich so schlecht in den Rücken, dass der kaum zu verarbeiten war. Mit seinem Touch nahm Brandt den Ball dennoch mit, legte wieder quer auf Adeyemi, 2:0. In puncto Doppel-Assists in einem Spiel muss sich Brandt (10) im historischen Bundesliga-Vergleich seit 2004/05 damit nur Thomas Müller (22) und Franck Ribery (15) geschlagen geben.
"Er ist so mannschaftsdienlich, ein Spieler der eine immense Erfahrung und Qualität hat. Diesen Pass [vor dem 1:0, Anm. d. Red.] spielen dir nicht viele. Seitdem ich da bin, habe ich nur das größte Lob für ihn", schwärmte Kovac für einen, der in Dortmund in dieser Saison auch um seine Zukunft (Vertrag läuft 2026 aus) und generell sein Ansehen spielt. Nicht intern, aber extern.