Leroy SaneGetty Images

Die "deutsche Clique" bei Galatasaray Istanbul: Leroy Sane vom FC Bayern München passt perfekt ins Konzept

Zunächst mal ein Blick auf die bis dato letzte Aufstellung des türkischen Double-Siegers Galatasaray Istanbul: Im abschließenden Meisterschaftsspiel gegen Basaksehir vor eineinhalb Wochen spielte der gebürtige Kölner Ismail Jakobs in der Verteidigung, der Gelsenkirchener Kaan Ayhan im Mittelfeld, der Wiener Yusuf Demir auf dem linken und der Gelsenkirchener Ahmed Kutucu auf dem rechten Flügel. Ersatzkeeper Günay Güvenc aus Neu-Ulm wurde eingewechselt, auf der Bank saßen zudem Kerem Demirbay aus Herten, Eyüp Aydin aus Heidenheim und Gökdeniz Gürpüz aus Duisburg.

  • Insgesamt kamen somit acht der 21 Kaderspieler im deutschsprachigen Raum zur Welt. Ergänzt wurden sie durch Berkan Kutlu aus der (französischen) Schweiz und den Ungarn Roland Sallai, zuletzt sechs Jahre beim SC Freiburg tätig. Zum Vergleich: Gebürtige Türken standen exakt drei im Kader, keiner davon in der Startelf.

    Gut, man muss dazusagen: Mit den in der Schlussphase der Saison angeschlagenen Abdülkerim Bardakci, Baris Alper Yilmaz und Yunus Akgün zählten drei Türken zum Rückgrat der Double-Mannschaft. Und die meisten Deutsch-Türken waren über weite Strecken der Saison Rotationsspieler im Schatten internationaler Stars wie Davinson Sanchez, Lucas Torreira oder Victor Osimhen. Ihre schiere Anzahl ist aber dennoch erstaunlich.

    Sollte Sane tatsächlich kommen, würde er die "deutsche" und die Star-Fraktion gleichermaßen erweitern. Eine Verlängerung beim FC Bayern hat der Flügelstürmer übereinstimmenden Berichten zufolge ausgeschlagen. Galatasaray gilt als Favorit auf eine Verpflichtung. Angeblich winkt ihm ein Jahresgehalt von zehn bis zwölf Millionen Euro netto und damit mehr, als er bisher in München verdient. Sportlich wäre ein Wechsel in die Türkei im Alter von 29 Jahren und in Anbetracht des Interesses englischer Topklubs ein erstaunlicher Rückschritt. Immerhin ist Galatasaray aber bereits fix für die Champions League qualifiziert.

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  • Fatih DemireliGOAL

    Von SPOX zu Galatasaray: Fatih Demirelis Rolle bei der Invasion

    Eine wichtige Rolle bei der Invasion deutsch-türkischer Spieler und wohl auch beim Werben und Sane spielt Fatih Demireli. Der 42-jährige Münchner arbeitete einst als Reporter für SPOX und schrieb auch für andere deutsche Medien, ehe er die Seiten wechselte. Von Deutschland in die Türkei, vom Journalismus in den Klubfußball. Als externer Berater seines Herzensklubs brachte er zunächst Moritz Volz als Co-Trainer und Marco Pezzaiuoli als Nachwuchschef bei Galatasaray unter (beide nicht mehr im Amt). Ende 2022 übernahm Demireli schließlich den Posten als "Director of Research & Development".

    Wenige Wochen später lotste er Ayhan von US Sassuolo nach Istanbul. Die beiden kennen sich seit einem SPOX-Interview im Jahr 2015. "Auf Geheiß des Vereins durfte ich nach Italien reisen, um ihn von einem Wechsel zu überzeugen", berichtete Demireli anschließend im Gespräch mit SPOX. Resultat der Verhandlungen: ein zerstörter Stuhl und ein Neuzugang für Galatasaray.

    "Es hilft, wenn man aus der gleichen kulturellen Ecke wie der Spieler kommt und die gleiche Sprache spricht", erzählte Demireli. "Damit meine ich nicht Deutsch oder Türkisch, sondern Deutsch-Türkisch. Das ist etwas anderes." Dank seiner speziellen Sprachfähigkeiten und seiner Kenntnis über den deutsch-türkischen Markt half Demireli in Folge dessen bei etlichen Transfers mit. Ein halbes Jahr nach Ayhan kamen Demirbay von Bayer Leverkusen und Aydin aus der Jugend des FC Bayern.

    "Sobald vom Scoutingteam Grünes Licht kommt und die sportliche Führung in Person des Trainers ihr Okay gibt, kommt mein Part. Dann nehme ich Kontakt auf und versuche im gesteckten Rahmen, den Deal voranzubringen", erzählte Demireli bei Sport1. "Das hat allen bei diesen Transfers sehr geholfen."

  • Kerem Demirbay Galatasaray HIC 2:1Getty Images

    Galatasaray: Kerem Demirbay vermisst "nur den deutschen Döner"

    So entstand in den vergangenen zwei Jahren ein steter Transferfluss aus Deutschland zu Galatasaray. Erfahrene Spieler wie Ayhan, Jakobs und Demirbay verstärkten die Mannschaft zumindest phasenweise als Stammspieler. Jüngere wie Demir (22), Aydin (20) oder Gürpüz (19) gelten als vielversprechende Talente und sollen langsam herangeführt werden. Der Wohlfühlfaktor in der Heimat ihrer Vorfahren scheint groß zu sein. An seinem Geburtsland vermisst er "nur den deutschen Döner", bekundete Demirbay neulich im Interview mit SPOX - und rechnete ansonsten mit Deutschland ab.

    Demireli ist in seiner Direktorenrolle nah dran an der Mannschaft und gilt als wichtiger Ansprechpartner für seine deutsch-türkischen Landsleute. "Die Jungs fühlen sich sehr wohl", sagt er. "Wir haben inzwischen eine deutsche Clique bei Gala. Es wird sehr viel Deutsch gesprochen, sodass andere Spieler schon anfangen Deutsch zu lernen, damit sie verstehen, was wir den ganzen Tag reden." Sollte Sane tatsächlich kommen - zumindest sprachlich dürfte ihm die Integration leicht fallen.

    Dem sportlichen Erfolg scheint die Strategie unterdessen durchaus zuträglich. Zwischen 2019 und 2022 gewann Galatasaray nichts, in der letzten titellosen Saison stand kein einziger Deutsch-Türke im Kader. Dann kam Demireli und mit ihm der stete Transferfluss aus Deutschland. Auch wenn die wenigen gebürtigen Türken und die internationale Stars weiterhin die Schlüsselrollen einnehmen: Seitdem gewann Galatasaray in jeder Saison den Meistertitel und in der vergangenen sogar das Double.

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