Joshua Kimmich Bayern 2025IMAGO / Eibner

Die beste Halbzeit des FC Bayern seit zehn Jahren! Joshua Kimmichs Aussage nach dem Sieg bei PSG hat eine historische Dimension

"Ja", antwortete Joshua Kimmich kurz nach Mitternacht in den Katakomben des Parc des Princes. Spätestens damit erlangte dieser Abend eine historische Dimension. Die Frage hatte nämlich gelautet, ob die erste Halbzeit die beste gewesen sei, die Kimmich beim FC Bayern bisher erlebt hat. Sein "Ja" darauf ist höchst bemerkenswert. Kimmich spielt schließlich schon seit zehn Jahren für die Münchner und hat unter anderem eine Sextuple gewonnen.

  • Nur eine Halbzeit fiel Kimmich ein, die vielleicht heranreichen könnte: "Juve vor zehn Jahren, Achtelfinale auswärts." Damals im Februar 2016 führte der FC Bayern zur Pause dank eines Treffers von Thomas Müller mit 1:0, am Ende stand es 2:2. Im Rückspiel setzten sich die Münchner nach Verlängerung durch und scheiterten schließlich im Halbfinale an Atletico Madrid. Kimmich war 21 Jahre alt und absolvierte unter Trainer Pep Guardiola seine erste Saison beim FC Bayern. 

    Wo führt die Reise in dieser Spielzeit hin? Aktuell sind die Münchner wohl die beste, mindestens aber die formstärkste Mannschaft Europas. 16 Siege aus 16 Spielen, nie zuvor startete ein Klub aus den Top-Fünf-Ligen besser in eine Saison. In der Bundesliga sämtliche "Verfolger" bezwungen, in der Champions League den Klub-WM-Sieger FC Chelsea und nun auch den amtierenden Titelträger PSG geschlagen. 

    Rund eineinhalb Jahre nach Vincent Kompanys Amtsantritt wirkt der FC Bayern förmlich unbesiegbar. Dieser beeindruckende Triumph gegen PSG war sein bis dato größter Sieg mit dem FC Bayern. Welche Bedeutung er für ihn persönlich hatte, war im Parc des Princes förmlich zu spüren. Aktiv wie selten coachte Kompany an der Seitenlinie, immer wieder trieb er seine Mannschaft energisch an. Mit Abpfiff sprintete er auf den Platz, umarmte erst Dayot Upamecano und verschwand dann mit allen anderen Spielern in einer Jubeltraube.

  • Werbung
  • Paris Saint-Germain v FC Bayern München - UEFA Champions League 2025/26 League Phase MD4Getty Images Sport

    Trotz Rückschlägen: Vincent Kompany ist sich treu geblieben

    In seiner ersten Saison holte Kompany zwar die verlorene Meisterschale zurück, in der Champions League enttäuschte seine Mannschaft aber. Letztlich scheiterte sie im Viertelfinale an Inter Mailand, nachdem sie schon in der Liga-Phase gegen Aston Villa (0:1), den FC Barcelona (1:4) und Feyenoord Rotterdam (0:3) gestrauchelt hatte. "Wir müssen uns eingestehen, dass wir momentan keine Spitzenmannschaft sind", sagte Kimmich damals. 

    Bei diesen Niederlagen wurden die Münchner wiederholt für ihre extrem hohe und mannorientierte Verteidigung bestraft - vor allem Upamecano stand in der Kritik. Nun werden sie für eben jene Spielweise belohnt. Und Upamecano? Zählte in Paris zu den Besten. In der ersten Halbzeit jagten er und Jonathan Tah ihre Gegenspieler über den ganzen Platz, Serge Gnabry zauberte als Zehner, Luis Diaz erzielte einen Doppelpack. 

    "Schon im letzten Jahr haben wir bei Niederlagen gefühlt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Kimmich nun. "Der Trainer ist ruhig geblieben und hat an seinen Prinzipien festgehalten." Es gab kleine Anpassungen, an der Absicherung wurde gefeilt. Im Grunde spielt der FC Bayern aber so wie damals. Brenzlige Situationen sind bei einer derart mutigen Ausrichtung nicht auszuschließen. Die gab es auch in der historisch guten ersten Halbzeit gegen PSG, wurden diesmal aber allesamt frühzeitig vereitelt.

  • FC Bayern: Vincent Kompanys Anteil an der erfolgreichen zweiten Halbzeit

    Ernsthaft in die Bredouille brachte sich der FC Bayern schließlich selbst und zwar durch Diaz' unnötigen Platzverweis. Dadurch änderte sich das Spiel komplett. Die zweite Halbzeit war zwar weniger ansehnlich, aber nicht minder beeindruckend. Höchst konzentriert verteidigten die Münchner ihre Führung ins Ziel. 

    Ein bisschen wie beim Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund vor zweieinhalb Wochen, als der FC Bayern am Ende ebenfalls 2:1 gewann. Das Dortmunder Aufbäumen, das lange 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach, der Rückstand gegen den 1. FC Köln, nun die Unterzahl gegen PSG. Die Widerstände wurden zuletzt größer, bisher bestanden die Münchner aber jede Herausforderung. 

    Kompany hatte übrigens auch am Gelingen der zweiten Halbzeit gegen PSG großen Anteil. Einerseits wegen seines Halbzeit-Wechsels: Es war so mutig wie sinnvoll, den bis dahin überragenden Gnabry für den defensiveren Tom Bischof auszuwechseln. Andererseits hatte er seine Mannschaft offenbar explizit auf eine derartige Spielsituation vorbereitet. "Wir spielen im Training oft Überzahl gegen Unterzahl, zehn gegen acht", verriet Manuel Neuer anschließend. 

    Beide Halbzeiten gegen PSG waren auf ihre Art überragend, beide aber waren auch extrem kräftezehrend. Die hohe Schlagzahl von Kompanys Spielweise könnte mit fortlaufender Saison noch zu einem Problem werden. Bis dato steuert er die Belastung mit seinen regelmäßigen Rotationen hervorragend und vermittelt so ganz nebenbei auch allen Spielern des kleinen Kaders ein Gefühl von Wichtigkeit.

  • ENJOYED THIS STORY?

    Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0