Niko KOvac DuranvilleIMAGO / osnapix

"Die anderen sind besser!" Niko Kovac fällt vernichtendes Urteil über das größte Talent des BVB

Julien Duranvilles Zeit beim BVB als bis hierhin unglücklich zu beschreiben, käme einer maßlosen Untertreibung gleich. Seitdem er im Wintertransferfenster 2023 für sage und schreibe 8,5 Millionen Euro Ablöse zu Borussia Dortmund wechselte, kämpft der 19-Jährige mit seinem Körper.

Denn dieser machte Duranville immer dann einen Strich durch die Rechnung, wenn es gerade danach aussah, als könne er nun tatsächlich damit beginnen, sein zweifelsohne riesiges Potenzial endlich mal längerfristig zeigen und einer gewagten Prophezeiung, die Vincent Kompany einst zu ihm hatte, zumindest mal teilweise zu rechtfertigen.

  • Als Kompany, der einst mit Duranville beim RSC Anderlecht zusammengearbeitet hatte, nach kommenden Ballon d'Or-Gewinnern gefragt wurde und er die üblichen Verdächtigen aufgezählt hatte, sagte er bierernst: "Und noch einen habe ich für euch: Duranville. Kein Druck."

    Fast drei Jahre ist diese Aussage nun schon her. Und gut gealtert ist sie keineswegs. Auf ein bemerkenswertes Bundesliga-Debüt ausgerechnet beim dramatisch vergeigten Saisonfinale gegen Mainz folgten für Duranville nur noch 26 weitere Pflichtspiele für die BVB-Profis. Mittlerweile verpasste er aufgrund diverser und teils schwerer Verletzungen 83 Pflichtspiele für den BVB und die belgische Nationalmannschaft, für die er im September 2024 debütierte.

    Nachdem er zumindest in der vergangenen Saison größtenteils gesund war, folgte bei der Klub-WM der nächste heftige Rückschlag: Schultereckgelenksprengung, OP und wieder war Duranville lange zum Zusehen verdammt. Und das ist er auch Wochen seit seiner Rückkehr aus dem Krankenstand. Denn obwohl er seit Anfang November wieder genesen ist und erste Spiele für die U23 in der Regionalliga West absolvierte, fehlt sein Name mittlerweile stets auf dem Spielberichtsbogen - sowohl auf dem der Profis, als auch auf dem der viertklassigen BVB-Reserve.

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  • Kovac verpasst Duranville eine Verbal-Ohrfeige: "Die anderen sind besser"

    Zumindest für sein Fehlen im Spieltagskader der Profis beim jüngsten 2:0-Sieg über die TSG Hoffenheim lieferte Trainer Niko Kovac eine Erklärung - und die ließ tief blicken. "Wir haben heute ein Spiel gewonnen und müssen jetzt über einen Spieler reden, der nicht dabei war. Okay", sagte der etwas verblüffte und offenbar auch genervte Kovac auf die Frage eines Journalisten auf der Pressekonferenz nach dem Spiel bezüglich der Situation Duranvilles.

    Für diesen sei es aufgrund der "hohen Konkurrenz in der Mannschaft" schlichtweg "schwierig, dabei zu sein", erläuterte Kovac: "Es ist einfach so. Wir sind beim beim BVB und beim BVB sind richtig gute Spieler unterwegs. Das ist er auch, aber die anderen sind besser."

    Angesichts des doch sehr dürftigen und ergebnisorientierten Offensivfußballs, den die Dortmunder unter Kovac praktizieren, dürfte sich diese Aussage für Duranville wie eine schallen Ohrfeige anfühlen. Denn abgesehen von Kovacs "Lebensversicherung" Serhou Guirassy und Karim Adeyemi (zumindest in den vergangenen Wochen), hat sich eigentlich kein Offensivspieler beim BVB durch Konstanz in seinen Leistungen unverzichtbar gemacht oder derartig brilliert, dass die Spieler dahinter nicht auch Einsatzchancen verdient hätten.

  • 1. FC Union Berlin v FC Bayern München - DFB Cup: Round of 16Getty Images Sport

    Bayern-Trainer Kompany: Duranville? "Er hat das Spiel verändert"

    Doch bei Duranville liegt der Fall offenbar anders. Bereits Ende November hatte Kovac gesagt, dass Duranville ihm im Training zeigen müsse, dass man auf ihn zählen könne. Während ihm das etwa bei Kompany in Anderlecht gelang, kann er Kovac offenbar nicht von sich überzeugen. "Wir haben sofort seinen Einfluss erkannt, er hat das Spiel verändert. In diesem Alter ist so etwas sehr selten", hatte Kompany vor etwa einem Jahr erneut von Duranville geschwärmt. Bei Kovac klingt es so, als habe Duranville beinahe das Fußballspielen verlernt.

    Aufgrund der Schärfe von Kovacs Aussagen und der Farce um Cole Campbell, der Dortmund im Sommer trotz eines guten Angebots des VfB Stuttgart sowie Aussicht auf Spielzeit nicht verlassen durfte und letztendlich in Kovacs Plänen ebenso wie Duranville gar keine Rolle mehr spielt, erhärtet sich der Vorwurf aus BVB-Fankreisen, dass es unter Kovac keinerlei Talentförderung gebe. 

    Trotz der guten Ergebnisse und der stabilen Defensive ist das mit Blick auf Kovacs Arbeit ein zusätzlicher Frust-Faktor neben der biederen Spielweise des BVB, die mittlerweile sogar den eigenen Protagonisten sauer aufstößt. "Es ist, wenn man ehrlich ist, nicht meine Art und Weise, Fußball zu spielen, wenn man sich die 90 Minuten anguckt", sagte etwa Julian Brandt nach dem Spiel gegen die Kraichgauer am Sonntag.

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  • Julien Duranville Borussia Dortmund 2025Getty Images

    BVB droht Talente-Flucht: Duranville-Leihe das beste Szenario für alle

    Und so läuft der BVB aktuell unter Kovac Gefahr nach Campbell, der im Winter unbedingt weg will, das nächste und vielleicht noch viel größere Top-Talent zu vergraulen. Duranville muss und will nun endlich regelmäßig spielen, unter Kovac sind seine Aussichten darauf maximal düster. Es naht also ein Abschied - und für den BVB im besten Falle einer auf Zeit.

    Dahingehend berichtete Sky zuletzt, dass die Dortmunder Verantwortlichen die Möglichkeit ausloten, Duranville im Winter per Leihe abzugeben. Werder Bremen habe diesbezüglich erneut Interesse signalisiert. Es wäre der Best Case für die Schwarzgelben. Duranville könnte - vorausgesetzt sein Körper spielt endlich mit - Spielpraxis in eben jener Liga sammeln, in der er eigentlich längst für den BVB glänzen sollte.

    Er könnte nach den schweren Anfangsjahren endlich ankommen in der Bundesliga und mit frischem Selbstvertrauen dann ab Sommer 2026 oder auch 2027 wieder ganz von vorne in Dortmund anfangen. Und dann endlich auch das BVB-Spiel verändern. So wie er es schon Kompany in Anderlecht gezeigt hatte.

  • Julien Duranville: Leistungsdaten und Statistiken beim BVB und Anderlecht

    • Borussia Dortmund: 27 Spiele, 1 Tor, 1 Torvorlage, 691 Einsatzminuten
    • BVB II: 4 Spiele, 2 Torvorlagen, 229 Einsatzminuten
    • BVB U19: 5 Spiele, 4 Torvorlagen, 253 Einsatzminuten
    • RSC Anderlecht: 11 Spiele, 1 Tor, 375 Einsatzminuten
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