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Die Alternative kostet mehr als 100 Millionen Euro: Selbst eine teure Verlängerung mit Alphonso Davies könnte für den FC Bayern sinnvoll sein

27 Aktionen von Alphonso Davies führten laut FBref in dieser Saison zu einem Abschluss in der Bundesliga. 4,29 sind es damit pro 90 Minuten. Das können Dribblings, Vorlagen, herausgeholte Standards, Offensivzweikämpfe sein. 23 dieser 27 Aktionen waren Pässe.

In der Liga ist er damit der drittstärkste Verteidiger - hinter Álex Grimaldo (6,24 pro 90 Minuten) und Marius Wolf (5,14). Raphaël Guerreiro (4,28) und David Raum (4,27) folgen direkt auf ihn. Eine mögliche Deutung dieser Zahl wäre also: Das geht doch besser.

Die viel sinnvollere Deutung ist aber: Gerade weil Guerreiro, der häufig beim FC Bayern als Rechtsverteidiger auflief, ebenfalls sehr stark unterwegs ist, ist die Zahl ziemlich hoch. Zumal auch ein weiterer Vergleich viel wesentlicher ist: Sein Bestwert in der Bundesliga liegt bei 3,88 und datiert aus der Saison 2022/23.

Es ist nur ein statistischer Wert. Aber einer, der den Eindruck unterstreicht, dass Davies unter dem neuen Trainer Vincent Kompany nach und nach zu alter Stärke findet. Und dass er den FC Bayern mit seinen Leistungen in eine Situation bringt, in der der Klub nochmal ins Grübeln kommen könnte - und das vielleicht zu spät.

  • FC Bayern: Kompany bringt Davies wieder in Form

    Unter Kompany kann Davies seine Stärken wieder deutlich besser ausspielen. Die insgesamt hohe Positionierung mit Ball ist die eine Seite der Medaille. Er selbst hat große Freiheiten, kann dem Spiel mal Breite geben, mal aber auch in die Mitte ziehen. Die taktische Ausrichtung der Münchner hilft ihm auch dahingehend, dass im Zentrum wieder deutlich mehr los ist.

    Kompany hat Struktur in den Ballbesitz gebracht, verlangt von seinen Spielern im Zentrum, dass sie die Bälle aktiv fordern - und so läuft der Aufbau wieder mehr über zentralere Räume. Bedeutet auch: Davies hat eine geringere Verantwortung in der ersten Phase eines Spielzugs.

    Und trotzdem sind seine Dribblings und seine technischen Qualitäten wichtig, wenn es darum geht, ein hohes Pressing zu überspielen. Die andere Seite der Medaille ist seine bloße Geschwindigkeit bei der Arbeit gegen den Ball. Unter Tuchel gab es diese Situationen nicht mehr so oft, weil die Münchner oft schon tief standen.

    Es ist die Ausnahme, dass einem Spieler lange Verteidigungswege mehr liegen als statische Situationen mit kurzen Wegen. Davies ist hier aber ganz sicher die Ausnahme. Er ist stärker, wenn er durch sein Tempo gleich mehrere Chancen bekommt, den Ball zu erobern. Genau das macht er unter Kompany gerade immer besser und besser.

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  • FC Bayern tut sich mit Davies-Verlängerung schwer

    Es sieht so aus, als wäre der Trainer genau das, was Davies beim FC Bayern gebraucht hat. Nur gibt es aber ein Problem: Sein Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Es gab verschiedene Gerüchte in den vergangenen Wochen, die darauf hindeuten, dass Forderungen der Spielerseite und Erwartungen des Klubs recht weit auseinanderliegen.

    Je nach Bericht ist von einer Erhöhung des Grundgehalts auf 14 bis 16 Millionen Euro pro Jahr die Rede. Laut der Bild haben die Bayern bisher maximal 13 Millionen Euro geboten. Allerdings berichtete das Boulevardblatt auch davon, dass die Davies-Seite eine Einmalzahlung in Höhe von rund 15 Millionen Euro vom FC Bayern verlange.

    Eine solche Einmalzahlung, auch als Handgeld bekannt, bekäme der Kanadier auch, wenn er im Sommer 2025 ablösefrei wechselt. Real Madrid und Manchester United gelten als die heißen Kandidaten.

  • Alphonso Davies Bayern 2024Getty

    Knifflige Situation! FC Bayern müsste für Alternative viel Geld zahlen

    Für den FC Bayern wird die Situation immer kniffliger. Bestätigt Davies den Trend und findet gänzlich zurück zu alter Stärke, gibt es kaum einen Spieler auf der Welt, der das in dieser Form leisten kann. In der Vergangenheit gab es immer wieder Gerüchte um Theo Hernández von der AC Mailand.

    Der Franzose hat dort noch Vertrag bis 2026. Eine Ablösesumme, die mindestens im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegt, wäre wohl nötig, um ihn zu verpflichten. Das wäre eine große Investition, die viel Budget binden würde, das die Münchner eigentlich auf anderen Positionen benötigen.

    In der Offensive soll mit Florian Wirtz ein neuer Star verpflichtet werden, die Innenverteidigung ist allem Anschein nach eine Dauerbaustelle, auch im zentralen Mittelfeld tun sich nach der Verletzung von Aleksandar Pavlović Kaderschwächen auf. Und rechts hinten geht man ebenfalls nahezu dauerhaft auf dem Zahnfleisch.

  • Sollte der FC Bayern Davies entgegenkommen?

    Die Frage, die sich der FC Bayern also stellen muss: Wäre es nicht sinnvoller, den Davies-Forderungen weiter entgegenzukommen? So erstrebenswert und richtig es erscheint, die Gehaltsstruktur insgesamt zu reduzieren, so sinnvoll kann es dennoch sein, hier ein wenig über seinen Schatten zu springen.

    Denn zunächst mal wäre ein Grundgehalt in Höhe von rund 15 Millionen Euro beim FC Bayern zwar im oberen Drittel, aber auch noch ein gutes Stück von den Top-Verdienern entfernt. Man könnte gar sagen, dass der Betrag für einen Stammspieler angemessen wäre. Und dann ist da die ganz simple Rechnung, dass ein neuer Spieler Ablöse kosten würde.

    Transfermarkt.de schätzt den Marktwert von Hernández auf 60 Millionen Euro, die Plattform Capology sein Gehalt auf rund fünf Millionen Euro netto (etwa das Doppelte ist es brutto). Allerdings datiert der Vertrag noch aus der Saison 2021/22. Selbst wenn die Bayern es schaffen würden, ihn mit acht Millionen Euro Jahresgehalt netto (16 Millionen Euro brutto) unter Vertrag zu nehmen, wären das auf drei Jahre gerechnet 108 Millionen Euro inklusive der Ablösesumme.

    Da wäre Davies selbst bei den spekulierten Maximalforderungen günstiger. Bisher lag das Problem auch eher in der Leistungsfähigkeit des 23-Jährigen. Im Moment sammelt er eher Argumente dafür, dass er seine Krise nach und nach hinter sich lassen kann.

  • Max Eberl FC BayernGetty Images

    FC Bayern braucht eine baldige Entscheidung

    Für den FC Bayern wird die Zeit langsam knapp. Mit jedem Tag des Zögerns wird ein Davies-Transfer zu Real Madrid oder United wahrscheinlicher. Und damit auch eine weitere große Baustelle im Kader, die man erstmal schließen muss.

    Eine mutige Lösung dahingehend wäre Adam Aznou. Der 18-Jährige debütierte erst jüngst in der Nationalmannschaft Marokkos und zeigte vor allem in der Youth League überragende Leistungen. Beim FC Bayern stand er hin und wieder im Kader, doch zu Einsatzzeit reichte es selbst beim 5:0 in Bochum nicht.

    Die Münchner geben ihren Talenten nur selten die Chance, sofort durchstarten zu können. Gerade die aktuelle Saison wäre wichtig für Aznou, würde man mit ihm als Davies-Nachfolger planen.

    Doch auch hier gibt es einen Konflikt: Spielt Davies so stark wie zuletzt, gibt es gar keinen sportlichen Grund, ihn aus der Startelf zu nehmen. Es ist und bleibt eine knifflige Situation für den Rekordmeister. Aber eine Entscheidung täte den Bayern eher früher als später gut.