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Die AC Mailand versinkt im Chaos! Ein Problem hört auf den Namen Zlatan Ibrahimovic

Während sich Stadtrivale Inter Mailand demnächst mit dem FC Bayern München in der Champions League messen darf und zugleich die Tabelle der Serie A anführt, befindet sich die AC Milan seit Monaten sportlich auf Abwegen.

  • FC Internazionale v AC Milan - Italian Super Cup FinalGetty Images Sport

    Entlassung von Paulo Fonseca bringt keine Besserung

    Der negative Höhepunkt der Saison war das Aus in der Königsklasse gegen Feyenoord. Eben jenes Feyenoord, das Anfang Februar den eigenen Topstürmer Santiago Giménez an Milan verlor und im Duell mit den Mailändern einen Interimstrainer an der Seitenlinie stehen hatte.

    Doch vor der Ersatzbank von Milan hat sich zuletzt keiner mit Ruhm bekleckert. Die ersten Monate der Saison durfte noch Paulo Fonseca herumwurschteln.

    Nach dem Wechsel von Fonseca zu Landsmann Sérgio Conceição wurde es keineswegs besser. Natürlich konnte sich Conceição, ein ehemaliger Inter-Spieler, über den Gewinn der Supercoppa Italiana gegen den Stadtrivalen freuen.

    Doch das Spiel Anfang Januar in Saudi-Arabien hatte einen überschaubaren sportlichen Wert. Denn im Anschluss ging es in der heimischen Liga wie gewohnt durchwachsen weiter.

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  • Sergio Conceicao Milan 2025Getty Images

    Explosive Persönlichkeit: Wie problematisch ist Trainer Conceição?

    Selbst die ansonsten für ihr Durchhaltevermögen bekannten Milanisti im San Siro haben mittlerweile die Hoffnungen auf eine Rückkehr in den Europapokal nahezu begraben. Rein rechnerisch ist alles noch möglich, immerhin sind fünf Punkte Rückstand auf den Europa-League-Platz fünf noch aufholbar. Aber drei Liga-Niederlagen in Serie nach dem Champions-League-Aus zuletzt hatten die Stimmungslage weiter getrübt.

    Außerdem: Wie schon die Vergangenheit bewiesen hat, gibt es bei Milan eigentlich nur Extreme. Entweder man kämpft um den Scudetto (oder sogar um europäische Trophäen) oder aber man versinkt ins totale Mittelmaß und die Nebenkriegsschauplätze nehmen kein Ende.

    Zu allem Überfluss melden sich Randfiguren wie Paolo Di Canio zu Wort. "Es scheint unmöglich, dass Conceição die Situation bereinigen kann. Das wird durch die zunehmend schlechten Beziehungen zu den Spielern offensichtlich", sagte Di Canio gegenüber Sky Italia.

    Auch wenn Di Canio per se eine fragwürdige Gestalt ist, so scheinen die Meinungen, die implizieren, dass der Cheftrainer kein gutes Verhältnis zur Mannschaft hat, nicht komplett an der Realität vorbeizugehen. Oder besser gesagt: Conceição besitzt eine derart explosive Persönlichkeit, das Harmonie noch nie ein steter Wegbegleiter des Portugiesen war.

  • Pulisic Milan ComoGetty

    AC Milan: Wer sich mit Conceição anlegt, muss gehen

    Auch aktuell gibt es regelmäßig Zwist. Der öffentlichste war die Auseinandersetzung mit Davide Calabria nach einem 3:2-Sieg gegen Parma Ende Januar. Zwei Tage zuvor waren Calabria und einige Mitspieler bei einem Konzert von Rapper Lazza, einem eingefleischten Milan-Anhänger. Nach seiner Auswechslung im Parma-Spiel warf Calabria eine Flasche auf den Boden und klopfte mehrmals auf die Ersatzbank.

    Conceição schien die Mischung aus alldem zu viel des Guten und deshalb verbarg er seinen Unmut nicht. Fabio Capello, ehemaliger Milan-Spieler und -Trainer, sagte, die Reaktion sei eines Milan-Trainers unwürdig und Conceição stimmte im Nachgang indirekt zu. Die Zeit von Calabria im Milan-Kader war trotzdem vorbei, aktuell ist er an Bologna ausgeliehen.

    Zugleich berichteten italienische Medien wie La Repubblica und Tuttosport bereits wenige Wochen nach Beginn von Conceiçãos Amtszeit darüber, dass Stars wie Christian Pulisic und Theo Hernández unzufrieden mit den strikten Methoden des 50-Jährigen wären. Was dafür sprechen könnte, ist der Fakt, dass in den Berichten ebenso Álvaro Morata als einer der Unzufriedenen genannt und dieser Anfang Februar ebenso wie Calabria per Leihe abgegeben wurde.

    Gerüchte, wonach das Verhältnis zwischen Pulisic und Conceição unwiederbringlich zerstört sei, scheinen jedoch eher ins Reich der Fabeln zu gehören. Immerhin lobte der Cheftrainer Pulisic nach dessen Doppelpack gegen Lecce am vergangenen Spieltag, als Milan auswärts einen 3:2-Comeback-Sieg feierte, für dessen Intelligenz. Das spricht nicht unbedingt dafür, dass der Portugiese den US-Star verachte oder dergleichen.

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  • zlatan ibrahimovic ac milangetty

    Zlatan Ibrahimovic spielt den Boss

    Die größeren Spannungen herrschen aber ohnehin abseits des Platzes. Conceição beschwert sich über mangelnde Unterstützung vom Vorstand, ein Verbleib seinerseits über den Sommer hinaus ist ausgeschlossen, ein früheres Ende nicht unrealistisch.

    Als Nachfolger wird Massimiliano Allegri gehandelt. Eventuell kommt sogar der aktuell gesperrte Manager Fabio Paratici gleich mit zu Milan. Doch das zeigt ein frappierendes Problem der Rossoneri. Der Verein heuert gerne Ex-Spieler und alte Bekannte an. Aktuell ist beispielsweise Zlatan Ibrahimović der wichtigste Strippenzieher. Dieser kennt Allegri noch aus der gemeinsamen Milan-Zeit Anfang der 2010er. Ungeachtet des Legenden-Status' von Ibrahimović in Mailand wie auch in der Social-Media-Welt spielt der 43-Jährige keine unumstrittene Rolle bei den Rossoneri, denn als Berater von RedBird Capital Partners, welches 99,93 Prozent Anteile hält, nimmt Ibrahimović viel Einfluss, ohne dabei selbst konkrete Verantwortung zu tragen. Seine ansonsten amüsanten Sprüche sind dabei eher kontraproduktiv.

    "Ich bin der Boss und in der Verantwortung. Alle anderen arbeiten für mich", sagte er im Herbst zu Sky Italia. "Wenn der Löwe nicht da ist, kommen die Kätzchen. Kommt der Löwe zurück, verschwinden die Kätzchen wieder. Das Niveau ist sehr niedrig, es wird zu viel geredet, aber ich denke nur ans Arbeiten." Er sei eine Weile aus persönlichen Gründen abwesend gewesen, fügte Ibrahimović

    Der vormalige Sportdirektor Antonio D'Ottavio soll auch aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Schweden seinen Posten geräumt haben. Aktuell ist die Position unbesetzt. Der technische Direktor Geoffrey Moncada könnte zum Ende der Saison ebenfalls gehen. Zu dem Zeitpunkt wäre es Paratici, der eine zentrale Figur im Finanzbetrugsskandal von Juventus war, wieder gestattet, als Verantwortlicher bei einem Klub tätig zu sein.

  • theo hernandez feyenoordGetty Images

    "Unwürdig": Fans rücken von der Mannschaft ab

    Dass Paratici ein talentierter Stratege und Dealmaker sein kann, steht außer Frage. Ob er jedoch im Tandem mit Allegri nun plötzlich das Ruder herumreißen wird, bleibt abzuwarten. Zumal der Mann aus der Emilia-Romagna aufgrund der vergangenen Jahre sicherlich besonders kritisch beäugt werden wird. Und absolute finanzielle Freiheiten werden die nächsten Verantwortungsträger ohnehin nicht haben. Umso weniger, sollte Milan das internationale Geschäft verpassen.

    Immerhin sind manche Leistungsträger noch länger an den Verein gebunden. Mittelfeldmann Tijjani Reijnders hat gerade erst bis 2030 verlängert. Christian Pulisic steht noch bis 2027 unter Vertrag, wobei der Verein sogar eine Option auf ein weiteres Jahr besitzt.

    Lediglich die Papiere von Theo Hernández und Mike Maignan laufen 2026 aus. Beide standen in dieser Saison jedoch schon des Öfteren in der Kritik: Torhüter Maignan, weil er nicht mehr an die Topform der Vergangenheit rankommt. Und Hernández besonders wegen seines Platzverweises im Rückspiel gegen Feyenoord. Womöglich würde sogar ein klarer Schnitt, sprich ein Verkauf der beiden helfen, einen gewissen Neuanfang einzuleiten, wenn denn das neue sportliche Regime adäquaten Ersatz parat hat.

    Schlimmer als in diesem Jahr kann es jedoch ohnehin nicht mehr werden. Ein schmachvolles Aus in Europa, Niederlagen am Fließband in der Liga, entnervte Fans, die "unwürdig" in Richtung der Mannschaft skandieren und Partien phasenweise bestreiken. Nur zweieinhalb Jahre nach dem Scudetto-Gewinn ist Milan wieder einmal im Chaos angelangt. Wahrlich ein Klub der Extreme.

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