Dramatisch ist die Situation für ihn noch lange nicht. Dafür hat er sein Standing in Deutschland in den vergangenen Jahren zu sehr verbessern können. Dass auch erfahrene Spieler bei einer derartigen Umstellung im taktischen Bereich und einem Wechsel zu einem großen Klub Anpassungsprobleme haben können, ist nicht verwunderlich.
Andererseits ist Tah ein ähnlicher Spielertyp wie andere Innenverteidiger, die sich zuletzt nicht so richtig beim FC Bayern durchsetzen konnten. Neben Eric Dier, dem Vincent Kompany lange nicht vertraute, ist hier vor allem Matthijs de Ligt zu nennen, dessen Abgang auf zwei Aspekte zurückzuführen ist: Kompany befand ihn als zu langsam und träge für seine hohe Abwehrkette und den Verantwortlichen dürfte er zu aufmüpfig gewesen sein.
De Ligt sprach gern mal in Interviews über seine Situation und über Unzufriedenheiten. Intern galt er ebenfalls als jemand, der seine Meinung klar äußert. Tah fiel in seiner Karriere nur selten damit auf, öffentlich Ärger zu machen. Aber auch er ist selbstbewusst genug, um sich in Position zu bringen, wenn er das Gefühl hat, das tun zu müssen.
Wichtiger aber ist, dass er als Innenverteidiger durchaus Ähnlichkeiten zu de Ligt aufweist. Ob ihm seine leicht höhere Endgeschwindigkeit dabei hilft, ein ähnliches Schicksal zu vermeiden, bleibt abzuwarten. In manchem Laufduell sah er bisher etwas alt aus.
Und doch besteht intern weiterhin die Hoffnung, dass sich die Probleme schnell lösen werden. Tah ist anpassungs- und lernfähig, hat in seiner Karriere schon oft bewiesen, dass er nach Abgesängen auf sich zurückkehren kann. Mit Blick auf die WM 2026 und seinen langjährigen Ruf als unbeständiges, ewiges Talent wird diese Saison aber sicherlich eine für ihn entscheidende sein.