DFB-Aufstellung gegen Japan: Vier Plätze sind noch offen - was spricht für wen?

David Raum ist einer der großen Gewinner unter Hansi Flick. Der damals neue Bundestrainer verhalf dem Linksverteidiger im Sommer 2021 zu seinem Länderspieldebüt und bot ihn zuletzt fast immer in der Startelf auf. In neun der vergangenen zehn Länderspiele stand Raum in der Startelf.

Seit seinem Wechsel von der TSG Hoffenheim zu RB Leipzig im vergangenen Sommer befindet sich der 24-Jährige aber in einer Formkrise. Für seinen neuen Klub gelang ihm erst ein einziger Assist. In der Nationalmannschaft agierte Raum bei seinen jüngsten Einsätzen ineffektiv im Spiel nach vorne und unkonzentriert im Rückwärtsgang. Beim 1:0-Testspielsieg gegen den Oman zählte er zu den schwächsten DFB-Spielern und wurde zur Pause für seinen Rivalen Christian Günter ausgewechselt.

Der 29-Jährige blieb in der zweiten Halbzeit weitestgehend unauffällig, was im Vergleich zu Raums desillusionierten Auftritt fast schon einer Bewerbung gleichkam. Für Günter spricht auch die deutlich erfreulichere Hinrunde: Er ist Kapitän und Leistungsträger der Bundesliga-Überraschungsmannschaft vom SC Freiburg. "Ich möchte es dem Hansi so schwer wie möglich machen, mich nicht aufzustellen", betonte Günter zuletzt.

Während Hansi Flick auf den Außenverteidigerpositionen über keinen einzigen Spieler von Weltklasse-Format verfügt, hat er im zentralen Mittelfeld die Qual der Wahl. Kimmich ist als Stratege und Aggressive Leader gesetzt. Für den freien Posten an seiner Seite kommen sein kongenialer Partner vom FC Bayern sowie der Kapitän der wohl besten Klubmannschaft der Welt Manchester City in Frage: Leon Goretzka und Ilkay Gündoğan.

Für Goretzka spricht die perfekte Abstimmung mit Kimmich sowie eine physische Wucht, über die weder Kimmich noch Gündoğan verfügen. Beim FC Bayern kämpfte er sich nach überstandenen Knieproblemen zuletzt eindrucksvoll zurück. Mit insgesamt zehn Scorerpunkten hatte er großen Anteil am Siegeszug vor der WM-Pause.

Für Gündoğan sprechen dagegen (fast) alle Statistiken bei der Nationalmannschaft. Unter Flick absolviert er bisher mehr Minuten als sein Rivale, verzeichnete dabei eine bessere Zweikampf- und Passquote, erzielte mehr Tore und hatte im Schnitt mehr Ballaktionen pro 90 Minuten. Goretzka liegt lediglich bei den Assists vorne.

Durch Sanés Ausfall könnte aus einem Gündoğan oder Goretzka spontan aber auch ein Gündoğan und Goretzka werden. Sollte Flick Musiala auf Sanés linke Seite schieben, käme Gündoğan als Zehner-Ersatz in Frage.

In der vierköpfigen Offensive des 4-2-3-1-Systems hat Flick ein Personal-Puzzle zu lösen. Ursprünglich war nur Platz für einen Vertreter aus dem Trio Kai Havertz, Thomas Müller und Jonas Hofmann. Wegen Sanés Ausfall dürften - sofern Gündoğan nicht nach vorne rutscht - aber doch zwei der drei beginnen. Für den nun vakanten Posten auf links kommen die eigentlich andernorts gesetzten Musiala und Gnabry oder auch Havertz in Frage.

Gnabry und Havertz sind auch Kandidaten für die Rolle an vorderster Front, die außerdem Müller bekleiden könnten. Niclas Füllkrug ist trotz seines Treffers im Oman eher als Joker eingeplant. Was Havertz, Gnabry und Müller verbindet: Eine Reihe weiter hinten fühlen sie sich wohler.

Beim letzten Pflichtspiel, dem 3:3 in England Ende September, begann Havertz als Sturmspitze: Er bewarb sich auch tatsächlich mit einem Doppelpack - aber erst, nachdem er zur Halbzeit ins offensive Mittelfeld zurück gerückt war. Gegen den Oman bereitete er Füllkrugs Siegtor vor. Beim FC Chelsea pendelt Havertz übrigens ebenfalls zwischen den Positionen, sammelte insgesamt aber erst vier Scorerpunkte.

Müller fehlte zuletzt wochenlang wegen verschiedenster Wehwehchen, meldete sich aber pünktlich zum WM-Auftakt fit - und bekam von Flick direkt ein Sonderlob: "Wenn sich ein Trainer einen Spieler schnitzen könnte: Thomas Müller wäre das Resultat." Abgesehen von seinen Führungs- und Kommunikations-Qualitäten spricht auch die WM-Historie für Müller. In 16 Spielen gelangen ihm schon zehn Tore und sechs Assists. Beim Abschlusstraining habe Müller seine Sache laut Flick "sehr gut" gemacht: "Er ist eine Option."

Realistische Chancen auf einen Startplatz auf der rechten Seite hat unterdessen Hofmann, wie Raum ein großer Gewinner der Ära Flick. Hofmann begann in der Nationalmannschaft zuletzt fast immer und präsentierte sich dabei meist solide, bei der WM-Generalprobe im Oman enttäuschte aber auch er. Für Borussia Mönchengladbach gelangen ihm in 15 Pflichtspielen 14 Scorerpunkte.