Nach seinem ersten europäischen Abenteuer, das in Barcelona schlecht endete, entschied er sich 1984 für Neapel. Eigentümer Corrado Ferlaino zahlte nach epischen Verhandlungen umgerechnet rund sieben Millionen Euro und erfüllte damit den Traum der über 70.000 Zuschauer, die ihn am 5. Juli im San Paolo-Stadion empfingen. Heute trägt das Stadion seinen Namen.
Der Argentinier wusste damals, dass er in einer mittelmäßigen Mannschaft gelandet war. Wenige Monate zuvor hatte sich Napoli mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem Abstieg gerettet. Noch ist er der Fremde. Doch er will den Grundstein für ein langfristiges und erfolgreiches Projekt legen. Aus den Mitläufern und einigen Nationalspielern entsteht Jahr für Jahr eine immer konkurrenzfähigere Mannschaft, die im ersten Jahr den achten Platz, dann den dritten Platz holt und schließlich 1986/1987 den ersten historischen Scudetto gewinnt.
Es sind Jahre, in denen die Serie A die beste Liga der Welt ist: mit dem Juventus Turin von Michel Platini, der AC Milan von Silvio Berlusconi, Arrigo Sacchi und den Niederländern, dem Inter Mailand von Giovanni Trapattoni, der Sampdoria von Gianluca Vialli und Roberto Mancini. Es ist die Liga von Falcao, Zico, Roberto Baggio, Socrates, Lothar Matthäus, Junior ... In den sieben Spielzeiten Maradonas zwischen 1984/85 und 1990/91 bei Napoli wurde der Scudetto von sechs verschiedenen Mannschaften gewonnen: Nur Napoli konnte den Titel zweimal holen.
Maradona gab nicht nur Neapel, sondern ganz Süditalien Hoffnung zurück. Er, der Linke mit dem Zauberfuß, entschied sich bewusst für die chaotische und liebenswerte Stadt am Vesuv. Es war, als ob er, der aus den Armenvierteln von Buenos Aires stammte, alle Bewohner von Armenvierteln reich machen wollte. Dass er dafür auch einen Pakt mit dem Teufel einging und den Avancen der örtlichen Mafia-Bossen erlag, machte den Fußball-Gott wieder menschlich. Maradonas tiefer Fall, seine Kokainsucht wohl schon während der letzten Scudetto-Saison 1989/1990 und seine spätere Dopingssperre und Flucht aus Neapel, ließ seine Ära im hellblauen Trikot jäh enden. Doch der Mythos Maradona blieb. Und bleibt für immer.