Nico Williams Athletic Club 2025Imago

Den Transfer-Zeitpunkt verpasst? Nico Williams wehrt sich gegen die Krise, anstatt bei Bayern oder Barcelona zu glänzen

Als sich Nico Williams im Sommer dazu entschied, bei Athletic Club in Bilbao zu bleiben, war das eine große Nummer für den baskischen Verein. Denn der damals noch 22-Jährige entschied sich unter anderem gegen den FC Barcelona und den FC Bayern München.

Nach einer starken Europameisterschaft 2024 und einer ebenso starken Saison mit Bilbao schien alles darauf hinauszulaufen, dass er seinen nächsten großen Karriereschritt geht. Doch er blieb und bekam dafür viel Lob. Mittlerweile stellt sich aber die Frage, ob sich der Rechtsfuß verzockt hat.

  • Nico Williams: Starker Start, dann stark nachgelassen

    Dabei begann die Saison vielversprechend. Am ersten Spieltag avancierte Williams in gewohnter Manier mit einem Tor und zwei Assists zum Matchwinner gegen den FC Sevilla. Auch in den darauffolgenden beiden Partien gegen Rayo Vallecano (1:0) und Real Betis (2:1) stand er jeweils fast 90 Minuten auf dem Platz und zeigte gute Leistungen.

    Dann war der Spanier mit einer Leistenverletzung erstmal raus. Erst im Oktober feierte er sein Comeback, kam in fünf Einsätzen aber zu keiner Torbeteiligung mehr. Die großen spanischen Medien schrieben bereits von einer Krise und hatten ihn zum größten Problem von Trainer Ernesto Valverde erhoben. Doch dann folgte am Wochenende etwas, was als Befreiungsschlag taugt: Williams wehrte sich gegen die Krise und erzielte nach einem überragenden Solo nach langer Zeit mal wieder einen Treffer - das Traumtor brachte Athletic Club beim 1:0 gegen Oviedo die drei Punkte. 

    Dabei hatte Williams laut Mundo Deportivo zuletzt mit geringerer Intensität trainiert. Nach Informationen der Sport stehe sogar eine Operation zur Debatte, die ihn für zwei bis drei Monate außer Gefecht setzen könnte.

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  • Athletic Club v Qarabag FK - UEFA Champions League 2025/26 League Phase MD3Getty Images Sport

    Nico Williams: Im Sommer verzockt?

    Nun kann man den jungen Nationalspieler kaum dafür verantwortlich machen, dass sein Körper plötzlich streikt. Das ist Pech. Gleichzeitig erweckten seine Auftritte in diesem Jahr den Eindruck, als wäre er etwas zu lang in seiner Komfortzone geblieben.

    Es ist die ewige Debatte rund um Talente im Profifußball: Wann kommt ein Wechsel zu früh, wann genau richtig und wann zu spät? Die Krux an der Sache: Aktuelle Eindrücke prägen die Bewertung retrospektiv so sehr, dass nicht immer fair geurteilt wird.

    So führte die Wirtz-Krise dazu, dass einige von einem zu frühen Schritt ins Ausland schrieben. Bei Williams könnte man nun exakt das Gegenteil behaupten: Er hat zu lange gewartet. Geprägt werden beide Einzelfälle zudem durch einen FC Bayern, der eine beeindruckende Serie an Siegen hingelegt hat. 

    Nur wer sagt, dass sie die mit Wirtz oder Williams exakt genauso aufgestellt hätten? Oder dass ein anderer oder überhaupt ein Wechsel die Saison der Spieler massiv positiv beeinflusst hätte? Die Gegenthesen lassen sich nicht überprüfen. 

  • Gefordertes Gehalt zu hoch für den FC Bayern

    Im Fall Williams ist die Erwartungshaltung riesig gewesen. Neben Lamine Yamal gilt er als spanischer Shootingstar. Seine Qualitäten im Dribbling und seine starke Entscheidungsfindung im letzten Drittel machten ihn zu einer wichtigen Konstante für Klub und Land. 

    Vielleicht hätte es ihm wirklich gutgetan, hätte er den Schritt zu einem Klub gewagt, bei dem er nicht der absolute Superstar ist, sondern einer von mehreren. Bei dem er mehr gefordert wird und bei dem sein Stammplatz nicht so zementiert ist.

    Dem Vernehmen nach spielten aber auch finanzielle Forderungen eine große Rolle. Sein bis 2035 datierter Vertrag in Bilbao soll ihm nun zehn Millionen Euro netto einbringen. Mit seinem Bruttogehalt wäre er in Deutschland also einer der Topverdiener des FC Bayern gewesen.

    "Wir als sportliche Leitung zusammen mit Christoph Freund haben natürlich abgeklärt, ob ein Spieler wie Nico Williams möglich ist", sagte Max Eberl während der Klub-WM bei DAZN: "Als wir die Gehaltsforderungen gehört haben, um überhaupt mit dem Spieler zu sprechen, dann ist Bayern München sehr schnell zurückgetreten und wir haben gesagt: 'Okay, dann machen wir das nicht.'"

    Aus Sicht der Münchner die einzig richtige Entscheidung. So talentiert Williams ist, so fragil ist seine Entwicklung derzeit noch und so unklar ist es, ob er das erforderliche Niveau überhaupt erreichen kann. Das zeigt die aktuelle Saison bisher. Für die Bayern wäre damit ein großes Risiko einhergegangen.

    Williams hätte sich aktiv für weniger Gehalt entscheiden müssen, wenn er den Schritt zu einem größeren Klub hätte gehen wollen.

  • Nico WilliamsGetty Images

    Was macht Williams im nächsten Sommer?

    Ihm die Entscheidung vorzuwerfen, ist jedoch auch zu einseitig. Denn einerseits ist nicht nur das Geld verlockend, sondern auch der Verbleib in der Heimat. Und andererseits kommen jegliche Urteile über seine wochenlange Formkrise im Moment noch zu früh.

    Der Flügelstürmer ist mit 23 Jahren noch am Anfang seiner Karriere und derzeit offenbar nicht hundertprozentig fit. Ein Tief wie das gerade überwundene könnte auch dazu beitragen, dass Williams schon bald einen gewaltigen Entwicklungsschritt nach vorn gehen kann. Dass er die PR-Phrase "Come back stronger" mit Leben füllt und beispielsweise eine überragende Rückrunde spielt. Das wird auch davon abhängen, ob Bilbao als Mannschaft die Kurve bekommt.

    Gleichzeitig besteht das Risiko, dass sich Williams etwas verzockt hat. In Barcelona hätte er gewiss gute Chancen auf Einsatzzeiten gehabt und in München hätte er Teil eines Teams sein können, das sich gerade neu ausgerichtet hat und oben angreift. Bei beiden Klubs wäre der Weg zu Spielzeit auf hohem Niveau kurz gewesen. Ideale Bedingungen für einen Wechsel.

    Doch die Forderungen waren eine Nummer zu groß. Und sie erhöhen jetzt auch den Druck. Denn wie die spanischen Medienberichte zeigen, wird die sportliche Krise eines gesamten Klubs gerade auf einen jungen Hoffnungsträger projiziert. Keine einfache Situation für Williams.

    Gar eine, die lähmen kann. Es ist durchaus möglich, dass seine Verhandlungsposition im kommenden Sommer erheblich schlechter sein wird, als sie es im vergangenen Transferfenster war.

  • Nico Williams: Seine Leistungen für Athletic und Spanien

    Pflichtspiele für Athletic Club Bilbao

    • La Liga: 140 Spiele/18 Tore/24 Assists
    • Copa del Rey: 19/9/6
    • Supercopa: 3/1/-
    • Europa League: 13/5/2
    • Champions League: 1/-/-

    Für Spanien

    • alle Wettbewerbe: 30/6/8