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Vancouver Whitecaps GFXGOAL

"Den GOAT schlagen": Wie "Angstgegner" Thomas Müller die Vancouver Whitecaps ins MLS-Finale führte - und Lionel Messi auch im Karriereherbst nicht in Ruhe lässt

Die meisten MLS-Experten hatten vor der Saison 2025 getippt, dass die Vancouver Whitecaps in der Tabelle der Western Conference weit unten landen würden. Selbst das Erreichen der Play-offs schien für viele Fans äußert unwahrscheinlich. Im November 2024 hatten die Kanadier den beliebten Trainer Vanni Sartini entlassen, einen Monat später gab man den Verein zum Verkauf frei. Es stand sogar im Raum, dass die Franchise in eine andere Stadt ziehen würde. Der Posten des Cheftrainers in Vancouver blieb fast zwei Monate lang unbesetzt, was das Ausmaß der Abschreckung verdeutlichte. 

Am 12. Januar 2025 wurde schließlich der Däne Jesper Sörensen als Cheftrainer vorgestellt, im August stieß dann auch Thomas Müller vom FC Bayern München zur Mannschaft - und formte die Whitecaps zu MLS-Cup-Finalisten, die am Samstag ab 20:30 Uhr deutscher Zeit das Finale gegen Lionel Messi um Inter Miami bestreiten. Selbst im Herbst oder Winter seiner Karriere findet der Argentinier keine Ruhe vor seinem "Angstgegner" Müller. So kam es zum erneuten Showdown zwischen den beiden Altstars.

  • Vancouver Whitecaps FC v FC Dallas - 2025 MLS Cup PlayoffsGetty Images Sport

    Vancouver schon vor Müllers Ankunft stark

    Am 18. August 2025 bestritt Müller sein erstes Profi-Pflichtspiel für einen anderen Verein als den FC Bayern München. Gegen Houston spielten die Vancouver Whitecaps 1:1, Müller stand 29 Minuten auf dem Platz. Vor dem ersten Einsatz des Weltmeisters waren die Kanadier auf dem zweiten Platz der Western Conference gestanden, wo man auch nach 34 Spieltagen landete. Schon vor dem Ex-Bayern-Star spielte das Team also erfolgreich. Doch mit Müller und seinen Toren erhielt man ein neues, besonderes Element.

    In der Regular Season erzielte Vancouver mit 66 Toren die meisten Tore der Conference, kassierte mit 38 Toren die wenigsten Gegentore und verlor weniger Spiele als jedes andere Team im Westen. Auch die expected Goals von 63,1 und 37,3 belegen, dass dies kein Glück war.

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  • Vancouver Whitecaps v Inter Miami CF - CONCACAF Champions CupGetty Images Sport

    Vancouver schlug Miami in dieser Saison bereits ohne Müller

    Die Whitecaps starteten gut in die MLS-Saison, die Ende Februar begann, als Müller noch mit dem FC Bayern in der Champions League gegen Celtic Glasgow und Bayer Leverkusen antrat. Vancouver steigerte sich derweil unter Coach Jörgensen kontinuierlich, US-Star Brian White traf zu Saisonbeginn zudem regelmäßig für das Team. Im CONCACAF Champions Cup wollten sich die Whitecaps auch in einem anderen wichtigen Wettbewerb beweisen - und trafen im Halbfinale auf Inter Miami. Die Experten waren sich einig: Das Starensemble um Messi würde gegen die Truppe aus Vancouver sicherlich ins Finale einziehen. 

    Das Hinspiel fand im BC Place Stadium mit einer Kapazität von 54.500 Plätzen statt, und die Kanadier schlugen Messi überraschend mit 2:0. Im Rückspiel im Chase Stadium von Miami wiederholte Vancouver das Kunststück mit einem 3:1-Triumph. Der Zauber verflog erst im Finale – Cruz Azul aus Mexiko, das über mehr Tiefe und Kampferfahrung verfügte, schlug die Whitecaps, die ohne den Titel nach Hause fuhren. Müller verfolgte die Partie damals sicherlich nicht - und hatte keinen Schimmer, dass er sich einmal für den kanadischen Verein entscheiden würde.

  • ***GER ONLY*** Alphonso Davies Whitecaps

    Davies und Landsmann Schuster als Müllers Bezugspersonen

    Die Whitecaps waren nie besonders zahlungskräftig und hatten seit dem Weggang von Alphonso Davies, der im Januar 2019 für 14 Millionen Euro den umgekehrten Weg wie Müller ging, wohl keinen einzigen Star bzw. Topspieler mehr. Müller erklärte, dass er sich auch mit dem Kanadier über einen Wechsel unterhielt: "Er hat mir viel Gutes über die Stadt und die Whitecaps erzählt. Das hat mich natürlich begeistert, aber die Entscheidung war bereits gefallen … also brauchte ich Alphonsos Meinung nicht. Aber es war mir wichtig, mich noch einmal zu vergewissern."

    Vancouver gehörte durchweg zu den zehn Teams mit den geringsten Ausgaben in der MLS und schaffte es nicht, große Namen anzulocken. Doch aus den geringen Mitteln holten die Whitecaps viel heraus - in Person von Geschäftsführer und Sportdirektor Axel Schuster, der auch eine Schlüsselrolle bei Müllers Verpflichtung spielte. "Das ist die größte Verpflichtung, die unser Verein je gemacht hat - mit großem Abstand. Die Begeisterung ist groß. Alle Spiele für den Rest der Saison werden ausverkauft sein", sagte Schuster dem kicker. "Ich hatte ein bisschen den Vorteil, dass ich Thomas wahrscheinlich besser kenne als jeder andere Sportdirektor in unserer Liga. Vor allem hatte ich über viele Jahre die Möglichkeit, all seine Interviews zu lesen und zu hören - dadurch hatte ich ein Gefühl dafür, was ihn interessiert und worum es ihm wirklich geht." Der Hype war plötzlich real:  "Unser Fanshop hatte den größten Verkaufstag in der Geschichte des Klubs - so viele Trikots wie am Tag der Verkündung wurden noch nie verkauft."

    Und auch sportlich lief es für Vancouver großartig. Selbst nach der Verletzung des schottischen Schlüsselspielers Ryan Guald ließ das Team die Köpfe nicht hängen. Stürmer White war ein überraschender Anwärter auf den Goldenen Schuh und wurde dafür verdientermaßen in die US-Nationalmannschaft berufen. Innenverteidiger Tristan Blackmon hat sicherlich seine Kritiker, aber auch er hat sich im September für die USA bewährt. Und dann ist da noch Sebastian Berhalter. Der Sohn des ehemaligen US-Trainers Gregg war sich vor einigen Jahren noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt Fußball spielen wollte. Jetzt ist er einer der Lieblingsspieler von US-Nationaltrainer Mauricio Pochettino und ein Spezialist für Standardsituationen.

  • Thomas Muller, WhitecapsImagn

    Müller bringt den X-Faktor nach Vancouver

    Die Altstars aus Europa gehen nach Los Angeles, New York, Miami oder wie einst Bastian Schweinsteiger nach Chicago, um ihre Karriere in der MLS ausklingen zu lassen. Vancouver soll zwar eine der lebenswertesten Städte der Welt sein, ist aber kein Ort, der europäische Stars anlockte. Und schon gar nicht solche, die sich Weltmeister nennen, zwei Champions-League-Titel und 13 deutsche Meisterschaften gewonnen haben. Müllers Verpflichtung hat sich als perfekter Schub für die Saisonmitte erwiesen. Die Whitecaps waren gut - doch Müller verlieh ihnen etwas Besonderes.

    Der Offensivspieler wurde im Sommer 2025 von einer Schar von Fans am Flughafen von Vancouver begrüßt und brachte schnell seinen charakteristischen Fußballstil an die Westküste Kanadas. Der 35-Jährige hat das getan, was er am besten kann – sich in freie Räume bewegen, gefährliche Läufe in die Tiefe machen, die richtigen Pässe spielen und im letzten Drittel für Gefahr sorgen. Seine Qualität hat den Angriff stabilisiert, als Stürmer White sich von einer langwierigen Oberschenkelverletzung erholte. In sieben MLS-Spielen schoss der Fußball-Veteran sieben Tore und legte weitere drei auf. In den vier Playoffs-Partien schoss er zudem ein weiteres Tor.

  • Vancouver Whitecaps FC v Los Angeles Football Club - 2025 MLS Cup Playoffs: Conference SemifinalGetty Images Sport

    Messi gegen Angstgegner Müller

    Und so kommen wir zum Samstagabend, 20:30 Uhr deutscher Zeit (alle Infos zur Übertragung findet Ihr hier). Die Vancouver Whitecaps treffen im Chase Stadium auf das dort ansässige Inter Miami um Weltstar Lionel Messi. "Was gibt es Schöneres als gegen den GOAT, gegen Messi zu spielen - und ihn zu schlagen?", fragte sich Müller vor der Partie. 

    Miami wird von den Experten zwar leicht favorisiert. Doch Müller ist in gewisser Hinsicht Messis persönlicher Angstgegner - und wird sich sicherlich noch an die vernichtende 2:8-Niederlage im Viertelfinale der Champions League 2019/2020 erinnern. Auch die 0:1-Niederlage aus dem WM-Finale 2014 zwischen Deutschland und Argentinien dürfte Messi noch etwas schmerzen, wenngleich sich der achtmalige Ballon-d'Or-Sieger acht Jahre später ebenfalls zum Weltmeister krönte. Sieben von bisher acht Duellen gewann Müller - ärgert Müller Messi ein letztes Mal auf der großen Fußball-Bühne und schnappt ihm den MLS-Titel weg? Zuvor erklärte Müller: "Ein Schritt fehlt noch. So kenne ich das vom FC Bayern – ein Halbfinale ist ganz nett, aber es geht logischerweise immer um die ganze Wurscht."