Die Whitecaps waren nie besonders zahlungskräftig und hatten seit dem Weggang von Alphonso Davies, der im Januar 2019 für 14 Millionen Euro den umgekehrten Weg wie Müller ging, wohl keinen einzigen Star bzw. Topspieler mehr. Müller erklärte, dass er sich auch mit dem Kanadier über einen Wechsel unterhielt: "Er hat mir viel Gutes über die Stadt und die Whitecaps erzählt. Das hat mich natürlich begeistert, aber die Entscheidung war bereits gefallen … also brauchte ich Alphonsos Meinung nicht. Aber es war mir wichtig, mich noch einmal zu vergewissern."
Vancouver gehörte durchweg zu den zehn Teams mit den geringsten Ausgaben in der MLS und schaffte es nicht, große Namen anzulocken. Doch aus den geringen Mitteln holten die Whitecaps viel heraus - in Person von Geschäftsführer und Sportdirektor Axel Schuster, der auch eine Schlüsselrolle bei Müllers Verpflichtung spielte. "Das ist die größte Verpflichtung, die unser Verein je gemacht hat - mit großem Abstand. Die Begeisterung ist groß. Alle Spiele für den Rest der Saison werden ausverkauft sein", sagte Schuster dem kicker. "Ich hatte ein bisschen den Vorteil, dass ich Thomas wahrscheinlich besser kenne als jeder andere Sportdirektor in unserer Liga. Vor allem hatte ich über viele Jahre die Möglichkeit, all seine Interviews zu lesen und zu hören - dadurch hatte ich ein Gefühl dafür, was ihn interessiert und worum es ihm wirklich geht." Der Hype war plötzlich real: "Unser Fanshop hatte den größten Verkaufstag in der Geschichte des Klubs - so viele Trikots wie am Tag der Verkündung wurden noch nie verkauft."
Und auch sportlich lief es für Vancouver großartig. Selbst nach der Verletzung des schottischen Schlüsselspielers Ryan Guald ließ das Team die Köpfe nicht hängen. Stürmer White war ein überraschender Anwärter auf den Goldenen Schuh und wurde dafür verdientermaßen in die US-Nationalmannschaft berufen. Innenverteidiger Tristan Blackmon hat sicherlich seine Kritiker, aber auch er hat sich im September für die USA bewährt. Und dann ist da noch Sebastian Berhalter. Der Sohn des ehemaligen US-Trainers Gregg war sich vor einigen Jahren noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt Fußball spielen wollte. Jetzt ist er einer der Lieblingsspieler von US-Nationaltrainer Mauricio Pochettino und ein Spezialist für Standardsituationen.