Besser wurde es für Meyer danach weder beim 1. FC Köln noch bei Fenerbahce in der Türkei oder bei Midtyjlland in Dänemark. Fener hatte Meyer in der Rückrunde 2021/22 an die Dänen verliehen und sortierte den Deutschen schnell aus, als er im Sommer 2022 zunächst zurückkehrte. Meyer musste in Istanbul separat mit der Gruppe jener Spieler trainieren, die den Verein verlassen sollten. Und es dauerte bis Ende August 2022, ehe er mit dem FC Luzern einen neuen Arbeitgeber fand.
In der Schweiz erlebte er dann erstmals seit seinem Abschied von Schalke wieder nachhaltig ein wenig Hoffnung auf einen Umschwung. Er wurde schnell Stammspieler, fand wieder Rhythmus und spielte eine gute erste Saison mit Luzern, an deren Ende zwölf Tore und fünf Assists in 31 Einsätzen standen. "Es lief für mich vom ersten Tag an toll. Die Stadt ist überragend und ich fühle mich sehr wohl im Verein. Ich bin sofort gut aufgenommen worden vom Team und habe gleich viel Vertrauen vom Trainer gespürt", erklärte er seinen Leistungsaufschwung in der Schweiz bei Sport1. Gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung sprach er während seiner Luzern-Zeit auch über das "Weltklasse"-Etikett nach den Aussagen seines Ex-Beraters Wittmann: "Ich habe das Wort Weltklasse nie benutzt, ich habe mich nie so gesehen und würde so etwas ganz sicher nie über mich selber sagen", stellte er klar.
Luzerns Trainer Mario Frick bezeichnete Meyer im Sommer 2023 im Gespräch mit der Schweizer Zeitung Blick als "wichtigsten Coach, den ich bis jetzt hatte". Er träumte von einer Rückkehr in die Bundesliga, auch die zweite Saison bei Luzern lief ordentlich. Aus einem weiteren Verbleib wurde allerdings nichts, weil Meyer zu lange zögerte, ein Angebot des FCL für einen neuen Vertrag anzunehmen. Und es gab auch einige Störfeuer: Zum Beispiel wurde Meyer nach einem blamablen Pokal-Aus gegen den damaligen Schweizer Drittligisten SR Delemont Anfang November 2023 wegen seiner schwachen Leistung die Kapitänsbinde entzogen, die er erst im Sommer zuvor übernommen hatte. Unter dieser knallharten Entscheidung litt wohl auch sein Verhältnis zu Trainer Frick, weshalb Meyer von einem Verbleib in Luzern letztlich nicht gänzlich überzeugt war.
"Ich bin völlig offen, wo es hingeht. Es muss nicht unbedingt Deutschland sein. Ich lasse mich gerne überraschen", sagte Meyer im Frühsommer 2024 dem Blick über seine Zukunft. Statt möglicherweise Deutschland wurde es am Ende Zypern, Anfang Juli 2024 unterschrieb Meyer einen Zweijahresvertrag bei APOEL Nikosia.
Nun sollte man das Niveau der zyprischen Liga auch nicht zu schlecht machen, schließlich hat Meister Pafos FC zuletzt immerhin Dynamo Kiew in der Champions-League-Qualifikation ausgeschaltet und kämpft nun in den Playoffs gegen Roter Stern Belgrad um den Einzug in die CL-Ligaphase. Doch vor einigen Jahren hätte sich Meyer mit Ende 20 ganz sicher nicht auf Zypern gesehen.
Zu allem Übel begann das Abenteuer APOEL auch überhaupt nicht gut. Insgeheim hatte Meyer davon geträumt, mit Nikosia Champions League zu spielen. Doch APOEL scheiterte im Sommer 2024 in Runde 3 der CL-Quali an Slovan Bratislava, Meyer wurde beim 0:0 im Rückspiel nur für die letzten 20 Minuten eingewechselt. Wenig später vermasselte man dann auch noch die Europa-League-Teilnahme, weil man sich gegen FK RFS aus Lettland nicht durchsetzen konnte. So blieb Meyer als internationale Bühne in der vergangenen Saison lediglich die Conference League, in der er zudem kaum spielte.
Ohnehin saß der ehemalige deutsche Nationalspieler in seinem ersten Halbjahr auf Zypern häufig nur auf der Bank. Nicht nur, dass er in Deutschland nicht mehr wahrgenommen wird, er war dabei zunächst nicht einmal Stammspieler - auch, weil ihn immer wieder kleinere Verletzungen ausbremsten. Immerhin: Seit seinem Tor beim 2:1-Derbysieg gegen Omonia Nikosia Anfang März ging es bergauf, Meyer war plötzlich gesetzt und stand in neun der zehn verbliebenen Ligaspiele bis Saisonende in der Startelf.
Bitter ist aber sicherlich, dass Rekordmeister APOEL (29 Titel) 2024/25 letztlich mit fast 30 Punkten Rückstand auf Champion Pafos nur Fünfter wurde. Damit verpasste man das internationale Geschäft komplett, auf das Meyer bei seinem Wechsel nach Zypern ja eigentlich im obersten Regal Königsklasse gehofft hatte. Immerhin: Der Start in die neue Saison gelang mit einem 2:1-Auswärtssieg am Wochenende gegen Digenis Ipsona.
Dennoch: Eine Liga, die in Deutschland so gut wie gar keine Beachtung findet, bleibt seine einzige Bühne. Und mit bald 30 Jahren steckt die Karriere des einst so hoffnungsvollen Jungstars möglicherweise final in einer Sackgasse fest.