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Das Offensivrätsel von Manchester City: Wie findet Pep Guardiola hinter Erling Haaland Platz für all seine Top-Spieler?

Pep Guardiola erklärte einst, dass er einen kleinen Kader bevorzuge, damit alle Spieler motiviert blieben und alle genug Spielzeit erhalten würden.

Kürzlich bemerkte der Spanier dann, dass sein 27-Mann-Kader, mit dem Manchester City zur Klub-Weltmeisterschaft gereist ist, "zu groß" sei. Gerade die Offensive ist enorm überbesetzt. So tauschte der Ex-Bayern-Trainer seine Offensive zwischen den ersten beiden Spielen bei der Klub-WM gegen Wydad Casablanca und Al-Ain einfach einmal komplett aus.

Dabei nominierte Guardiola Jack Grealish und James McAtee nicht einmal - und hat trotzdem 17 Offensivspieler in den USA dabei. Am Donnerstag beim 5:2 gegen Juventus Turin setzte Guardiola von Beginn an dann wieder auf die Besetzung aus der Auftaktpartie gegen Casablanca, startete vorne mit Omar Marmoush, Jeremy Doku sowie Savinho und wechselte Haaland zur zweiten Halbzeit ein.

GOAL entschlüsselt, wie Guardiola sein Offensiv-Puzzle künftig lösen könnte.

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    Guardiola will elf Mittelfeldspieler - doch hat zu viele Angreifer

    Für Guardiola war Angriff schon immer die beste Verteidigung. Ob beim FC Barcelona (2008 bis 2012), beim FC Bayern München (2013 bis 2016) oder nun bei Manchester City: Seine Offensivspieler leisten stets Außergewöhnliches.

    Doch auch ein anderer Bereich des Spielfeldes ist ihm enorm wichtig. In seinen ersten Jahren als Trainer versuchte er vor allem, das Mittelfeld zu dominieren. Und in seiner ersten Saison in England äußerte er, dass er sich wünschte, er könnte mit elf Mittelfeldspielern spielen.

    In letzter Zeit setzt Guardiola jedoch auf totale Offensive. Im FA-Cup-Finale gegen Crystal Palace stellte er eine so offensive Mannschaft auf, dass Kevin De Bruyne als defensiver Mittelfeldspieler agieren musste - um drei Spieler hinter Erling Haaland unterzubringen, die normalerweise als Flügelstürmer spielen – Savinho, Jeremy Doku und Omar Marmoush. City verlor zwar, doch Pep glaubt weiterhin an diese Idee.

    In den letzten beiden Premier-League-Spielen gegen den AFC Bournemouth und Fulham besann sich der Spanier zwar wieder und wählte eine ausgeglichenere Startelf. Doch im Auftaktspiel der Klub-Weltmeisterschaft gegen Wydad Casablanca kehrte man zu einer offensiven Spielweise zurück, als aus einer scheinbaren 4-4-2-Formation im Ballbesitz eine 2-3-5-Formation wurde, mit Phil Foden neben Rico Lewis und Tijjani Reijnders im defensiven Mittelfeld. Im Angriff spielten Rayan Cherki, Doku, Marmoush und Savinho, mit Unterstützung des offensiven Linksverteidigers Nico O'Reilly.

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    Zehn Spieler für drei Plätze!

    Gegen Al-Ain entschied sich Guardiola für eine umfassende personelle Umstellung sowie eine neue 3-1-4-2-Formation, Matheus Nunes und Rayan Ait-Nouri spielten dabei als Außenverteidiger. Claudio Echeverri lieferte neben einem eher unauffälligen Haaland eine beeindruckende Leistung bei seinem ersten Startelfeinsatz ab, während Ilkay Gündogan oft mit nach vorne stieß und zwei Tore erzielte.

    Neben Gündogan im offensiven Mittelfeld spielte der neu ernannte Kapitän Bernardo Silva. Cherki und Oscar Bobb kamen jeweils von der Bank und erzielten in einer turbulenten Schlussphase noch zwei weitere Tore.

    Hinter der Offensive bemerkenswert: Gegen Juve stand Rodri, der zuletzt lange verletzt ausfiel, auf der Sechs in der Startelf. Guardiola lässt seinen spanischen Mittelfeldmotor behutsam zurückkehren, neben Rodri ist nur ein weiterer Spieler in Mittelfeld und Angriff gesetzt: Haaland, obwohl er gegen Juve von der Bank kam. Die drei Plätze hinter dem Norweger gilt es zu besetzen - zur Auswahl stehen dafür zehn Spieler.

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    Silva und Foden vor Gündogan

    Bernardo Silva wird mit 30 Jahren langsamer und schwächer. Trotzdem machte ihn Guardiola zum neuen Kapitän - er setzt also weiterhin auf ihn und will ihn in der Regel spielen lassen. Sein Vertrag läuft 2026 aus, dann dürfte der Portugiese gehen.

    Gündogan dürfte eine ähnliche Rolle übernehmen, wenn er seinen Wunsch erfüllt bekommt, noch ein Jahr zu bleiben. Der ehemalige deutsche Nationalspieler kann gegen bestimmte Gegner immer noch überzeugen und ist ein erfahrener und reifer Spieler, den City und Guardiola gut gebrauchen können. Stammspieler dürfte er jedoch nicht mehr sein.

    Foden hingegen sollte so viele Spiele wie möglich bestreiten, um zu zeigen, dass er sich von seiner jüngsten Schwächephase erholen und seine Torjägerqualitäten wiederfinden kann - die ihm 2023/24 27 Tore und die Auszeichnung zum PFA-Spieler des Jahres eingebracht haben. Guardiola hat eine starke Bindung zu Foden und wird den Spieler, den er als "den talentiertesten Spieler, mit dem er je gearbeitet hat" bezeichnet hat, nicht aufgeben – und das sollte er auch nicht. Er ist nicht nur entscheidend dafür, dass City in einer Zeit der Globalisierung einen Teil seiner englischen Wurzeln bewahrt, sondern er ist auch ein brillanter Fußballer.

  • Manchester City FC v AFC Bournemouth - Premier LeagueGetty Images Sport

    Marmoush vor Savinho und Doku

    Marmoush sollte auch in den entscheidenden Spielen der Klub-Weltmeisterschaft und mit Blick auf die nächste Saison regelmäßig in der Startelf stehen. Der Ägypter spielt besser als linker Flügelstürmer denn als Nummer 9. Der Ex-Frankfurter sollte nicht nur der Back-up von Haaland sein, sondern ihn auf dem Spielfeld unterstützen. Tatsächlich zeigte Marmoush seine besten Leistungen nicht während Haalands zweimonatiger Abwesenheit, sondern an dessen Seite - beispielsweise als er gegen Newcastle einen Hattrick und gegen Bournemouth ein Traumtor erzielte.

    Marmoush kam Mitte der letzten Saison in eine kriselnde Mannschaft und schaffte es, die Saison als zweitbester City-Torschütze zu beenden. Auch seine Form bei Eintracht Frankfurt ist nicht zu vergessen, wo er in der ersten Saisonhälfte vor seinem Wechsel zu City 15 Tore und neun Vorlagen lieferte und damit mehr Torbeteiligungen hatte als Florian Wirtz. Marmoush schafft mit seinen Laufwegen Räume für andere, vor allem aber ist er torgefährlich, was man von seinen Kollegen Savinho und Doku nicht behaupten kann.

    Savinho hatte einen starken Start bei City, ließ dann aber auch stark nach. Mit seinen Tricks und Bewegungen öffnete er die Abwehrreihen, doch dann fehlte ihm der letzte Pass oder der Abschluss. Der Brasilianer wurde in der vergangenen Saison als der verschwenderischste Stürmer der Premier League eingestuft und erzielte trotz einer erwarteten Torquote (xG) von fünf nur einen Treffer. Savinho war der beste Vorlagengeber von City, aber seine Konkurrenten im Team können sowohl Tore schießen als auch vorbereiten, sodass er zumindest aus der Startelf weichen sollte. Als Einwechselspieler ist er jedoch sehr gut geeignet, um einen frischen Impuls zu bringen.

    Doku befindet sich in einer ähnlichen Kategorie wie Savinho. Der Belgier kann als Stammspieler oft frustrieren und war selbst in der Ligue 1 bei Rennes nie der beste Spieler. Aber er ist sehr gefährlich, wenn er von der Bank kommt, da er müde Abwehrreihen auseinandernehmen kann.

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    Weitere Optionen

    Foden und Marmoush könnten in verschiedenen Formationen zusammen spielen. Eine der interessantesten Optionen wäre, dass Guardiola die 3-1-4-2-Formation wählt, die er gegen Al-Ain ausprobiert hat, mit Nunes und Ait-Nouri als hoch stehenden Außenverteidigern. In dieser Formation würde Foden zusammen mit Reijnders im offensiven Mittelfeld vor Rodri spielen, während Marmoush zusammen mit Haaland im Sturm auflaufen würde.

    Die Alternative wäre ein 4-2-3-1 mit Marmoush als linkem Stürmer und Foden als Nummer 10, Cherki auf der rechten Seite. Der französische Einzelkönner hat sowohl das Selbstbewusstsein als auch das Talent, um De Bruyne als Spielmacher von City zu ersetzen. Er bereitet genauso gerne vor wie er selbst trifft.

    Echeverri, der einen wunderschönen Freistoßtreffer erzielte, gegen Al-Ain aber noch etwas unerfahren wirkte, ist ein weiterer spannender Spieler, den man von der Bank bringen und gelegentlich von Beginn an spielen lassen kann. Der Argentinier wird allerdings etwas Zeit brauchen, um sich an den englischen und den europäischen Fußball zu gewöhnen, da er bisher nur in seiner Heimat gespielt hat.

    Dann ist da noch Bobb, der ebenfalls gegen-Al Ain getroffen hat und gegenüber seinen Teamkollegen den Vorteil hat, in der Akademie von City groß geworden zu sein und somit den Spielstil des Vereins wie seine Westentasche kennt. Bobb hat fast die gesamte letzte Saison verpasst, nachdem er sich kurz vor deren Beginn das Bein gebrochen hatte, und fängt nun fast wieder bei Null an.

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    Ist ein großer Kader wirklich so schlecht?

    Bobb, Echeverri und McAtee sind die Hauptkandidaten für eine Leihe, sollte Guardiola seinen Kader wirklich verkleinern wollen. Bei einige Verletzungen und dem engen Spielplan könnte der Coach jedoch auch den einen oder anderen im Kader behalten wollen.

    Guardiola gab Anfang des Jahres zu, dass es ein Fehler war, zu viel Vertrauen in die Spieler zu setzen, die die letzten vier Premier-League-Titel gewonnen hatten – eine Meinung, die auch Vereinspräsident Khaldoon Al Mubarak teilte. City strukturiert den Kader mit jungen, enorm talentierten Spielern um. Fertig ist man noch lange nicht, ein Torhüter und ein rechter Verteidiger könnten noch kommen.

    Guardiola verfügt nun über einen Kader voller Offensivtalente. Er kann auf erfahrene Spieler wie Gündogan und Bernardo Silva sowie auf hungrige Youngster zurückgreifen, die sich einen Namen machen wollen. Das größte Problem wird die Unzufriedenheit der Spieler, die auf die Bank müssen.

    Der Offensiv-Kader von Manchester City in der Übersicht:

    Defensive/Zentrale Mittelfeldspieler: Rodri, Reijnders, Nico, Nunes, Kovacic, Gündogan

    Offensive Mittelfeldspieler: Silva, Echeverri, O'Reilly

    Linke Flügelstürmer: Marmoush, Savinho, Doku, Grealish

    Rechte Flügelstürmer: Foden, Cherki, Bobb

    Mittelstürmer: Haaland