Das gab es bei ihm noch nie! Der ehemalige BVB-Edeljoker Paco Alcacer ist am Tiefpunkt angekommen

Seitdem verlor sich ein wenig die Spur des Spaniers. Rein sportlich ist jedoch klar: Besser wurde es für Alcacer im Nahen Osten nicht mehr. Drei Titel heimste er in seiner ersten Saison bei Sharjah FC ein: Neben dem League Cup kamen noch der Supercup sowie die Titelverteidigung beim President's Cup dazu. Bei den drei dazugehörigen Endspielen im Februar, April und Mai 2023 kam Alcacer allerdings nur 67 Minuten und jeweils als Joker zum Einsatz.

Dabei hatte die Saison nach seinem ablösefreien Wechsel vom FC Villarreal, wo er zwei Jahre zuvor mit 23 Millionen Euro Ablöse zum Rekordtransfer wurde, sehr gut für ihn angefangen. Beim Rekordpokalsieger des Landes, in einer Stadt direkt angrenzend an Dubai am Persischen Golf, erzielte Alcacer als Einwechselspieler bei seinem Debüt direkt ein Tor.

Sechs Tage später schoss er bei seinem Startelfdebüt zwei Treffer und gab eine Vorlage, im nächsten Spiel gelang ihm das Siegtor bei einem 3:2-Auswärtssieg. So standen schnell sechs Buden und drei Assists in Alcacers ersten zehn Ligaspielen zu Buche. Dann jedoch flachte die Kurve fast genauso schnell.

2023 folgten nur noch zwei Torerfolge und sechs Vorlagen. Sharjah, immerhin Vorjahreszweiter, rutschte nach drei Niederlagen und einem Remis aus den letzten vier Saisonspielen noch auf Rang sieben von insgesamt 14 Mannschaften ab, obwohl man mit nur 21 Gegentoren aus 26 Partien die beste Abwehr der Liga stellte. Alcacers Bilanz: 35 Spiele (davon 26 in der Startelf), neun Tore, zehn Vorlagen, Platz 14 in der Torjägerliste.

Eigentlich ordentliche Statistiken, doch Stürmer mit weitaus weniger glanzvollen Namen kamen auf die doppelte Anzahl an Toren oder mehr. Nachdem Alcacer zum Beginn der anschließenden Spielzeit 2023/24 dann noch bei einem 20-minütigen Jokereinsatz mit einem Tor und einer Vorlage glänzte, um aus einem 2:3 einen 4:3-Auswärtssieg zu machen, stand er rund vier Wochen später bei einer Fahrstuhlmannschaft auf der Matte.

Der 19-malige spanische Nationalspieler schloss sich ein paar Kilometer weiter Richtung Nordspitze der Emirate auf Leihbasis Aufsteiger Emirates Club an. Alcacer spielte dort, zusammen mit Landsmann Andres Iniesta, in einem Stadion für 5000 Zuschauer vor. Acht Tore und drei Vorlagen kamen in 23 Partien, die er allesamt von Beginn an bestritt, zusammen. Doch der Verein aus der Stadt Ra's al-Chaima stieg mit nur vier Saisonsiegen und 17 Punkten sang- und klanglos als Vorletzter wieder ab. Es war Alcacers erster Abstieg aus einer ersten Liga in seiner Karriere.

"Ich bin ein fröhlicher, witziger Mensch, aber wenn ich auf der Bank sitze, mag ich nichts mehr, dann bin ich ein komplizierter Typ", sagte er einst zu Dortmunder Zeiten, wo er 2018 zwölf Tore in seinen ersten elf Einsätzen für den BVB schoss - sieben davon als Einwechselspieler. Bis heute hält er den Bundesligarekord, als Joker zwölf Treffer in einer Saison erzielt zu haben.

Doch nachdem ihn Verletzungen immer mehr aus dem Tritt brachten und Dortmund auch noch Erling Haaland verpflichtete, flüchtete der einstige Publikumsliebling zu Villarreal. Entsprechend dürfte Alcacer trotz seines gewiss fürstlichen Lohns auch in der vergangenen Spielzeit Schwierigkeiten gehabt haben, die Dinge positiv zu sehen.

Zurück bei Sharjah kam er nämlich nur noch 14-mal zum Zug. Die zwei Vorlagen und sein einziges Saisontor verteilten sich auf läppische 347 Einsatzminuten. Vier Ausländer dürfen pro Partie starten, auf den Spanier wurde nicht mehr gesetzt. Zuletzt stand Alcacer am 11. Januar bei einem Spiel im Kader, insgesamt kickte er im laufenden Jahr nur noch 27 Minuten.

Dieser schleichende Abstieg hat zuletzt einen neuen Tiefpunkt erreicht. Alcacer, der Ende August "erst" 32 Jahre alt wird, ist mittlerweile offiziell vereinslos - ein in seiner 14-jährigen Laufbahn bislang einmaliger Zustand.

Wie es nun weitergeht, steht derzeit genauso in den Sternen wie damals, als ihm in Villarreal von Trainer Unai Emery mehrfach deutlich gemacht wurde, den Verein bitteschön baldmöglichst zu verlassen. Alcacer zockte daraufhin - und verlor. Am Ende musste er mit Sharjah einem Verein zusagen, der eigentlich nicht seine Priorität war.

Dass er wieder nach Spanien zurückkehren möchte, steht fest. Gerüchte gab es genug, von einem Interesse seines Ex-Vereins FC Valencia sowie der Zweitligisten CD Castellon und Sporting Gijon wurde berichtet. Gerade bei den Anhängern Gijons war die Aufregung in den sozialen Medien zuletzt groß.

In mexikanischen Medien hieß es nämlich, Alcacer habe beim sechsfachen Meister Club Santos Laguna unterschrieben und werde umgehend für ein Jahr nach Gijon verliehen. Dann standen die finalen Verhandlungen offenbar kurz vor dem Scheitern, bis schließlich verkündet wurde, der Deal sei endgültig vom Tisch.

Dem Vernehmen nach weiß Alcacer sehr genau, dass er auf Angebote spanischer Erstligaklubs wohl vergebens warten würde. Er pocht daher auf einen Klub in Liga zwei, der vielversprechende Chancen hat, sich für die Aufstiegs-Playoffs zur Primera Division zu qualifizieren. Dafür ist mindestens Tabellenplatz sechs vonnöten.

In Gijon ist das nicht unbedingt gegeben. Seit dem Abstieg 2017 schaffte es der Klub nur in zwei von acht Spielzeiten in die Playoffs und scheiterte beide Male. Im Vorjahr wurde man nur Elfter.