Klub-Patron Uli Hoeneß vom FC Bayern München hat seine Sicht auf die umstrittene Sommer-Trennung von Thomas Müller offengelegt.
Getty"Darauf war Thomas nicht vorbereitet": Uli Hoeneß bezieht Stellung zum brisanten Aus von Thomas Müller beim FC Bayern München
WAS IST DER HINTERGRUND?
Mitte Januar hatte Sportvorstand Max Eberl der 35-jährigen Klub-Ikone eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags in Aussicht gestellt. Angeblich auch auf Druck des mächtigen Aufsichtsrats um Hoeneß bekam Müller letztlich doch kein Angebot für einen neuen Vertrag. Am Samstag verkündeten Müller und der FC Bayern letztlich die Sommer-Trennung nach insgesamt 25 Jahren.
WAS WURDE GESAGT?
"Die ersten Gespräche haben auf Thomas den Eindruck gemacht, dass man sich vorstellen kann, mit ihm weiterzumachen. Mit dieser Vorstellung ist Thomas dann in das konkrete Gespräch mit Max und unserem Sportdirektor Christoph Freund gegangen", sagte Hoeneß in einem Interview mit der Welt am Sonntag. "Und war überrascht, dass die beiden - in Absprache mit allen Gremien unseres Klubs - ihm diese Botschaft überbrachten. Darauf war Thomas nicht vorbereitet. Das hat er in seinem Statement zum Ausdruck gebracht, was man total verstehen kann."
Öffentliche Kritik rief nicht nur die Entscheidung an sich, sondern vor allem der Umgang samt Eberls Quasi-Versprechen vom Januar hervor. Der Sportvorstand betonte zuletzt öffentlich, dass er seine damalige Aussagen bereue. "Ich finde es immer ein Zeichen von Stärke, wenn jemand Fehler zugibt", sagte Hoeneß diesbezüglich.
Die Kehrtwende sei laut Hoeneß einerseits auf Müllers sportliche Entwicklung und andererseits auf die finanzielle Gesamtsituation des Klubs zurückzuführen.
"Man muss berücksichtigen, dass Thomas in der Vorrunde wesentlich öfter im Einsatz gewesen ist und die Situation im Januar also schon noch eine andere war", sagte Hoeneß. Bis zur Winterpause absolvierte Müller 867 Pflichtspielminuten und verzeichnete dabei sieben Scorerpunkte. Seitdem folgten in 445 Minuten vier Torbeteiligungen. Trotz der Verletzung von Jamal Musiala saß Müller auch beim Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Inter Mailand am Dienstag (1:2) zunächst nur auf der Bank. Nach seiner Einwechslung traf er zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Gleichzeitig müsse der FC Bayern "ganz klar sparen", betonte Hoeneß. "Von unserem Festgeldkonto ist nicht mehr viel da. Wir müssen wirtschaftlich umdenken. Wenn die wirtschaftliche Situation des FC Bayern noch die wäre wie vor sagen wir drei Jahren, wäre die Entscheidung im Fall Müller vielleicht anders ausgefallen."
WIE GEHT ES WEITER?
Müllers Zukunft nach dem Saisonende ist noch völlig offen. Zuletzt wurde über einen möglichen Wechsel in die nordamerikanische MLS spekuliert. Was empfiehlt Hoeneß? "Er geht mal drei Monate die NBA studieren, drei Monate die NFL, dann nach England beispielsweise zu Manchester United. Er kommt dann mit einer gewissen Erfahrung wieder. Und bespricht mit uns, was er beim FC Bayern künftig machen könnte."
Langfristig sieht Hoeneß Müller nämlich in einer tragenden Rolle beim FC Bayern. "Immer, wenn wir gesprochen haben, habe ich Thomas gesagt: Du weißt, dass wir sehr stark auf dich setzen, wenn es um die Zukunft des FC Bayern geht. Insofern ist das Thema Thomas Müller für mich überhaupt nicht abgeschlossen", sagte Hoeneß. "Im Gegenteil."

