"Dann holt einen anderen Trainer": Real Madrids Coach Carlo Ancelotti spricht Klartext

Nach dem Aus in der Champions League und angesichts des Vier-Punkte-Rückstands auf Erzrivale FC Barcelona in LaLiga steht der italienische Starcoach vor den entscheidenden Wochen der Saison unter großem Druck. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, seiner Mannschaft nicht die richtige Balance eingebläut zu haben und zu weich mit seinen Stars umzugehen.

Ancelotti aber hält wenig davon, mit harter Hand zu agieren. Vor dem Spiel gegen den FC Getafe am Mittwochabend erklärte er: "Ich versuche, meine Beziehungen zu den Menschen so zu gestalten, wie ich bin. In einer Beziehung geht es darum, dass man zeigt, wie man wirklich ist. Glauben Sie, ich war in dieser Saison noch nie wütend? Ich war schon oft wütend."

Aber er führte aus: "Für mich geht es darum, mit Menschen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten, und dafür muss man respektiert werden. Das ist mir gelungen, auch in schwierigen Zeiten. Ein Fußballer ist nicht nur ein Fußballer, sondern auch ein Mensch."

Für Ancelotti ist daher klar: "Ich bin nicht in der Lage, die Peitsche zu benutzen. Dann holt einen anderen Trainer. Für mich ist das nicht der richtige Weg."

Spätestens seit dem Ausscheiden im Viertelfinale der Königsklasse gegen den FC Arsenal in der vergangenen Woche ist Ancelottis Zukunft wieder ein großes Thema. Mehrere Medien berichten, dass der 65-Jährige Real trotz eines laufenden Vertrags bis 2026 spätestens nach dem Ende dieser Saison verlassen und Brasiliens Nationalmannschaft übernehmen wird.

Ancelotti, der in zwei Amtszeiten bei den Königlichen 15 große Titel gewann, hatte dies am Wochenende bereits dementiert. Am Dienstag erklärte er lapidar, dass im Fußball "alles möglich" sei. Er fühlte sich aber "glücklich und zufrieden. Es gibt zwar viel Druck, aber das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison immer so. Ich bin glücklich mit dem Verein, sie wissen, dass es eine schwierige Saison war. Stress ist Treibstoff – er stört mich nicht, er gibt mir mehr Energie."

Er verwies vielmehr darauf, dass die Schwierigkeiten seiner Mannschaft maßgeblich in den schweren Verletzungen der Abwehrspieler Éder Militão und Dani Carvajal begründet lägen. "Unsere Probleme in dieser Saison sind doch offensichtlich", schilderte er: "Wir haben hinten zwei Schlüsselspieler verloren, die schwer zu ersetzen sind. Für unser Spiel brauchen wir Spieler mit unterschiedlichen Eigenschaften und wir hatten Probleme, die Balance zu finden. Hoffentlich gelingt uns das nun. Falls nicht, werden wir es schwer haben, Spiele zu gewinnen."

Real hat in den kommenden Tagen noch zwei Schlüsselspiele gegen Barcelona vor der Brust. Am Samstag im Finale der Copa del Rey und Anfang Mai beim nächsten Clásico in der Liga. Dass seine Mannschaft jeweils als Außenseiter gelten soll, hält Ancelotti für "ein bisschen übertrieben".

Er meinte aber auch: "So ist das nun einmal. Sie wirken im Moment besser als wir. Aber ein Finale ist unvorhersehbar."