Marcus Rashford Barcelona 2025-26Getty

"Da muss doch etwas faul sein": Beim FC Barcelona können sie ihr Glück mit Marcus Rashford kaum fassen

Dass Marcus Rashford beim FC Barcelona wieder zu seiner Topform würde finden können, davon waren im Sommer fürwahr nicht alle Experten überzeugt. Manchester-United-Legende Roy Keane etwa hatte durchaus seine Zweifel daran, ob der Offensivspieler nach dem Abschied aus dem Old Trafford in Spanien durchstarten würde.

Zwar sei Rashford "natürlich ein talentierter Junge" und "wir kennen seine Stärken bei Tiefenläufen", aber Keane äußerte im August im Podcast Stick to Football große Bedenken: "Glaubst du, er hat genügend Fußballintelligenz, um dorthin zu gehen und sich einer anderen Liga, einem anderen Fußball und einem anderen Lifestyle anzupassen?", fragte der frühere Mittelfeldspieler seinen Diskussionspartner Gary Neville. "Hat er auf dem Platz und außerhalb davon die Intelligenz, damit es funktioniert?"

Knapp zwei Monate später ist die Antwort auf Keanes Fragen ein klares Ja. In seiner bisherigen Zeit bei Barca konnte Rashford Keanes Zweifel nicht nur völlig zerstreuen. Mehr noch: Der 27-Jährige ist nach einer schwierigen Phase in seiner Karriere auf bestem Wege, nachhaltig Stammspieler beim spanischen Meister zu werden.

  • Das ist umso beeindruckender, als Rashford bei seinem Heimat- und Herzensklub Manchester United in einer Sackgasse feststeckte. Nachdem gegen Ende der ersten Halbserie der vergangenen Saison klar wurde, dass er es unter dem damals neuen Trainer Ruben Amorim immer schwerer haben dürfte, stand Rashford vor einer schwierigen Entscheidung: Sollte er wirklich den Verein verlassen, bei dem er bis dato seine komplette Karriere verbracht hatte, dem er sich schon als Siebenjähriger anschloss?

    "Ich habe ein paar Mal mit Marcus gesprochen und ihm meine Gedanken und meine Meinung mitgeteilt. Ich sagte zu ihm: Du musst diesen Klub verlassen. Denn was auch immer bei ihm privat oder intern bei Manchester United vorgeht - er ist nicht mehr der Selbe. Das ist nicht er", betonte Wayne Rooney, eine weitere United-Legende, Ende Januar 2025 bei The Overlap. "Um einen Neustart zu haben, muss er den Verein verlassen."

    Schon vor der Ankunft Amorims hatte Rashford bei United immer wieder mal einen schweren Stand. "Das geht bei Marcus bereits seit zwei Jahren so, das ist wirklich traurig", sagte Rooney. Wenig später setzte Rashford dessen Ratschlag dann in die Tat um und kehrte dem Old Trafford den Rücken.

    Schon damals sollte sein neuer Klub eigentlich Barca werden, wie Rashford im Juli bestätigte, nachdem der Transfer nach Katalonien doch noch geklappt hatte. Stattdessen ging es Anfang Februar zunächst per Leihe zu Aston Villa, wo er bereits andeutete, dass er fernab von United tatsächlich wieder sein volles Potenzial entfalten könnte.

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  • FC Barcelona v Real Sociedad - LaLiga EA SportsGetty Images Sport

    Marcus Rashford hat seinen ersten Gala-Auftritt für Barcelona ausgerechnet in England

    Im Sommer sollte es dann unbedingt klappen mit Barca. Das wollte nicht nur Rashford selbst, das wollte auch Barcelonas Trainer Hansi Flick. "Ich habe zu Deco (Barcas Sportdirektor, d. Red.) im Sommer gesagt: 'Bring mir Rashford, bitte'. Wir brauchten einen Spieler wie ihn", verriet Flick im September.

    Wahrscheinlich war der deutsche Coach auch deshalb sehr darauf bedacht, Rashford in der neuen Umgebung zunächst die nötige Zeit zu geben und ihn behutsam heranzuführen. Ende Juli war die Leihe mit Kaufoption eingetütet worden, gut drei Wochen später feierte Rashford beim 3:0-Sieg auf Mallorca zum Ligastart sein Pflichtspieldebüt als Joker. Für die letzten 20 Minuten kam er ins Spiel und stand eine Woche später beim 3:2 bei Aufsteiger UD Levante zwar in der Startelf, musste bei 0:2-Rückstand zur Halbzeitpause aber vom Platz.

    Flick war hinterher darum bemüht, zu betonen, dass ihm Rashfords Ansätze in den enttäuschenden ersten 45 Minuten bei Levante dennoch gefallen hatten. Von Anfang an signalisierte er dem Neuzugang aus England immer wieder, dass er viel von ihm halte und dessen Qualitäten für sein Spiel enorm schätze.

    In Form von Zählbarem konnte Rashford Flicks Vertrauen erstmals beim 6:0-Sieg gegen Valencia zurückzahlen, als ihm beim zwischenzeitlichen 2:0 durch Raphinha sein erster Assist für den neuen Verein gelang. Mit seiner Mischung aus Technik und Geschwindigkeit passt der englische Nationalspieler hervorragend zu dem, was Flick in seinem Spiel von den Akteuren auf den Flügeln benötigt. Sie müssen sowohl tiefe Laufwege anbieten können als auch die fußballerische Qualität haben, um im Angriffsdrittel auf eigene Faust Dinge zu kreieren.

    Dass er Letzteres drauf hat, stellte Rashford erstmals bei seinem zweiten Tor zum Champions-League-Auftakt bei Newcastle United Mitte September unter Beweis: Mit Finesse und Antrittsstärke ließ er Sandro Tonali links liegen und hämmerte den Ball aus 18 Metern unter die Latte. Kurz zuvor hatte er per Kopf schon den Führungstreffer erzielt. Ausgerechnet in England also hatte Rashford seinen ersten Gala-Auftritt im Barca-Trikot.

    "Ich bin sehr froh, ihn hier zu haben", schwärmte Flick nach dem Spiel. "Das heute war ein guter Schritt für ihn. Das wird ihm viel Selbstvertrauen geben." Und Rashford meinte: "Ich spüre das Vertrauen, das mir der Trainer entgegenbringt. Ich wusste schon, dass er ein hervorragender Trainer ist, ehe ich hierher gekommen bin."

  • Sevilla FC v FC Barcelona - LaLiga EA SportsGetty Images Sport

    Barcelona konnte zunächst nicht glauben, dass United Rashford für einen Schnäppchenpreis abgibt

    Rashford und Flick, das scheint ein Match zu sein. In sechs der sieben letzten Pflichtspiele stand der 27-jährige Engländer in der Startelf, buchte in all jenen Partien mindestens eine Torbeteiligung auf sein Konto. Auch bei den jüngsten Rückschlägen, dem 1:2 gegen Paris Saint-Germain in der Champions League und dem 1:4 beim FC Sevilla in LaLiga, hatte Rashford seine Momente. 

    Der Assist für das Führungstor gegen PSG war herausragend, das Timing beim Zuspiel auf Ferran Torres zeugte von hoher Qualität. In Sevilla erzielte Rashford dann mit einer sehenswerten Volley-Abnahme den zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer.

    Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass Rashford in den vergangenen Wochen von Verletzungspech bei seinen direkten Konkurrenten profitierte. Lamine Yamal verpasste im September und Anfang Oktober insgesamt fünf Spiele und seit Ende September fehlte zuletzt auch noch Raphinha verletzt. Auch deshalb bekam Rashford so viel Spielzeit, nutzen musste er seine Chancen aber dann selbst und tat das.

    In Barcelona ist man jedenfalls vollauf zufrieden mit der Entwicklung des Offensivmannes. Einem Bericht der Sun zufolge haben die Verantwortlichen der Blaugrana bereits entschieden, im kommenden Sommer die Kaufoption für Rashford ziehen zu wollen. Dafür müsste man insgesamt bis zu 35 Millionen Euro nach Manchester überweisen.

    "Barca ist wirklich geschockt, dass sie ihn für einen Schnäppchenpreis verpflichten können", verriet eine Quelle der Sun. Der Deal mit United, bei dem keine Leihgebühr bezahlt werden musste und man Rashford eben für eine vergleichsweise geringe Ablösesumme dauerhaft an sich binden könnte, sei Barca im vergangenen Sommer zunächst "zu gut, um wahr zu sein" vorgekommen. "Da muss doch etwas faul sein", habe man in Katalonien gedacht, wie die Quelle der Sun enthüllte. Rashfords Bruder Dwaine überzeugte Barcelona letztlich davon, dass es in Manchester keine Probleme gab und der Engländer auch in Spanien nicht für Ärger sorgen würde.

    Nicht nur das hat Rashford bei Barca bisher erfüllt, er schickt sich an, eine echte Verstärkung für eine der besten Mannschaften der Welt zu werden. Und umso mehr spricht dafür, dass man bei United zuletzt schlichtweg nicht in der Lage war, das Potenzial des Eigengewächses zur Entfaltung kommen zu lassen. In Barcelona geschieht genau das aktuell auf beeindruckende Art und Weise.