Copa Libertadores: Wie die Dominanz der Mannschaften aus Brasilien der Champions League Südamerikas schadet

Unabhängig davon, was in den Halbfinal-Rückspielen der Copa Libertadores (der Champions League Südamerikas) 2023 passiert, steht fest, dass mindestens ein brasilianisches Team im Finale stehen wird. Und das im fünften Jahr in Folge. Es besteht auch die Chance, dass der Wettbewerb zum vierten Mal in Folge ein Finale zwischen brasilianischen Vereinen erlebt.

Für die Fans ist es immer eine gute Nachricht, wenn ihre Mannschaft ein Finale der Libertadores erreicht. Das ist auch gut so und wird immer so bleiben. Aber ein etwas distanzierterer Blick, ohne Farben und Trikots, zeigt, dass die brasilianische Dominanz nicht gerade gesund für den Wettbewerb ist.

  • Copa Libertadores: Brasilianer stellen Final-Rekord auf

    Dass zahlreiche Mannschaften aus demselben Land an den Endspielen der Libertadores teilnehmen, ist nichts Neues. Der Rekord gehört den Argentiniern. In den 16 Jahren zwischen 1963 und 1979 kämpfte im Finale immer ein argentinischer Verein um die Trophäe.

    Brasilien stand dann zwischen 2005 und 2013 immer mit einer Mannschaft im Finale. Was hat sich seither geändert?

    Der Kontext: In den letzten Jahren ist es fast eine reine Formalität geworden, dass die Brasilianer im Finale stehen und als Favoriten auf den Titel gelten.

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  • Flamengo Athletico Paranaense copa libertadores 29102022Rodrigo Buendía/Getty Images

    Copa Libertadores: Fast die neue Copa do Brasil

    "Die Libertadores ist die neue Copa do Brasil", scherzen einige Kommentatoren und Fußballfans in ihren Profilen. Es ist eine Übertreibung, die jeglichem Anspruch auf Genauigkeit widerspricht, schließlich ist Fußball nie vorhersehbar. Aber in jedem Witz steckt ein Körnchen Wahrheit.

    In der fernen Vergangenheit, als die Regeln noch nicht versuchten zu verhindern, dass sich Vereine aus demselben Land im Finale gegenüberstanden, war ein Nationen-Finale selten. Dies geschah 2005 (São Paulo gegen Athletico-PR), 2006 (Internacional gegen São Paulo) und zuletzt 2018 (River Plate gegen Boca Juniors).

    In den letzten drei Jahren kamen jedoch gleich drei weitere dieser Endspiele hinzu: Palmeiras gegen Santos (2020), Palmeiras gegen Flamengo (2021) und Flamengo gegen Athletico Paranaense (2022). Jetzt, im Jahr 2023, könnte das nochmal passieren: Wenn Palmeiras im Halbfinale Boca Juniors schlägt und auf den Sieger des rein brasilianischen Halbfinals Fluminense Rio de Janeiro gegen Internacional Porto Alegre trifft.

  • Copa Libertadores trophyGetty Images

    Copa Libertadores: Gewinnt Brasilien zum fünften Mal in Serie?

    Sollte die aktuelle Ausgabe der Libertadores in den Händen eines brasilianischen Vereins landen, wäre das ein Rekord: Noch nie hat ein Land die Trophäe fünfmal in Folge gewonnen. Die Argentinier waren zwischen 1967 und 1970 sowie 1972 und 1975 viermal in Folge Champion.

    Die Brasilianer wiederholten das Kunststück zwischen 2010 und 2013 und in der aktuellen Serie, die 2019 von Flamengo begonnen wurde. Aber fünfmal? Noch nicht. NOCH nicht.

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  • Deyverson Andreas Pereira final Libertadores 2021 Palmeiras FlamengoGetty Images

    Copa Libertadores: Woher kommen die Unterschiede?

    Der Hauptgrund für dieses Ungleichgewicht ist rein wirtschaftlicher Natur. Für jedes der südamerikanischen Länder und folglich auch für ihre Vereine. Obwohl es heute auch als Schaufenster für große Stars dient, die vom europäischen Fußball gekauft werden, ist Brasilien in Südamerika das Feindbild der ausländischen Fans.

    Aus diesem Grund sind die besten Spieler aus Paraguay, Uruguay, Chile, Kolumbien und sogar Argentinien oft beim Brasileirão zu sehen. Die Schlussfolgerung ist einfach: Unser Fußball kauft die besten Spieler aus den Nachbarländern ein und schwächt damit die Mannschaften seiner Nachbarländer.

  • Darum ist Brasiliens Dominanz bei der Copa Libertadores schädlich

    Der wirtschaftliche Faktor macht es praktisch unmöglich, das zu ändern - mit sehr wenigen Ausnahmen. Geld regiert den Fußball auf allen Kontinenten. Punktum. Aber eine lange Dominanz im Sport ist in der Regel nicht gesund für das Produkt als Ganzes.

    Die Gewissheit, dass Vereine aus demselben Land im Finale einer Libertadores stehen, ist natürlich nur für den jeweiligen Verein schön, nimmt aber auf Dauer den Spaß an dem Wettbewerb.

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