Während eines Auftritts im Podcast 13&ME des ehemaligen US-amerikanischen Nationalspielers und Bundesliga-Spielers Jermaine Jones erzählte Pulisic im Mai 2020 von seinem ersten Tag beim FC Chelsea. Im Juli 2019 stieß er zu seinen neuen Teamkollegen, nachdem er noch einmal für sechs Monate nach Dortmund ausgeliehen worden war.
"Die Mannschaft hatte bereits mit der Saisonvorbereitung in Japan begonnen, also flog ich direkt dorthin, alleine. Dort traf ich die Mannschaft, die aus London eingeflogen war", sagte er. "Ich musste direkt ins Hotel gehen und als nächstes stand das Training auf dem Programm. Ich war müde, nervös und wusste nicht, was ich denken sollte, außer: 'Ich bin bei Chelsea und das ist Wahnsinn'."
Doch dann wurde er bitter überrascht: "Ich stieg in den Bus ein, sie waren auch gerade angekommen. Alle noch im Halbschlaf, ich setzte mich in den Bus und niemand hat mich bemerkt. Niemand hat etwas gesagt. Es gab vielleicht ein oder zwei Jungs, die 'Hey, Hallo' sagten, und ich dachte: 'Was ist denn hier los?'"
Pulisic fügte hinzu: "In den ersten paar Tagen des Trainings war ich nervös. Man weiß ja, wie es ist, wenn man zu einer neuen Mannschaft wechselt. Abseits des Platzes sind sie nett. Aber um sich den Respekt zu verdienen, muss man auf dem Platz zeigen, dass man es drauf hat, so ist das nun mal."
Und so überrascht es nicht, dass sich der US-Amerikaner an der Stamford Bridge nur langsam zurechtfand. Eine unglücklichere Premier-League-Premiere hätte man wohl auch nicht wählen können: Lampard verhalf Pulisic bei der 0:4-Niederlage gegen Manchester United im Old Trafford zu seinem Debüt. Auch in den folgenden Spielen im August gegen Leicester, Norwich und Sheffield United stand er noch auf dem Platz.
Im September saß Pulisic dann aber nur noch auf der Bank und kam erst wieder beim Auswärtsspiel gegen Burnley am 26. Oktober zum Einsatz. Doch die Pause tat ihm gut.
Beim 4:2-Sieg des FC Chelsea in Turf Moor erzielte er einen lupenreinen Hattrick: Er traf mit dem linken Fuß, dem rechten Fuß und per Kopf. Es war eine atemberaubende Leistung, die genau zeigte, warum die Blues so viel in ihn investiert hatten.
Pulisic war der erste US-amerikanische Spieler, der an diesem Tag für Chelsea traf - und mit 21 Jahren und 38 Tagen außerdem der generell jüngste Spieler, der jemals einen Hattrick für den Verein erzielte. Auch in den darauffolgenden Spielen gegen Watford und Crystal Palace netzte er ein.
Doch der ehemalige Dortmunder konnte diese Form nicht halten und zog sich im neuen Jahr 2020 einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu, der ihn fast sechs Monate lang außer Gefecht setzte - einschließlich der Zwangspause während Covid-19.
Doch Pulisic kehrte mit neuem Elan zurück und erzielte in den letzten neun Spielen der Saison acht Tore, unter anderem nach einer überragenden Einzelleistung gegen Manchester City. Es sollte seine beste Leistung über einen längeren Zeitraum sein - zeigt das, dass der Druck für den Offensivspieler mit Fans im Stadion viel zu groß ist?
Unter den Fans herrschte nun Zuversicht, dass er sich in der Saison 2020/21 zu einem Schlüsselspieler entwickeln könnte - es wurden sogar Vergleiche mit Chelsea-Ikone Eden Hazard gezogen. In rund 2.300 Minuten auf dem Platz, also etwa 23 vollen Spielen, erzielte er insgesamt elf Tore und legte zehn weitere auf.