Real Valladolid fans banner Ronaldo 2025Getty Images

Chaos statt Erfolgsgeschichte und die Fans laufen Sturm! Ronaldos Klub versinkt im Chaos

"Ronaldo go home" – diese drei Wörter waren im Februar groß auf der Stadionleinwand von Real Valladolid zu lesen. Das ist deshalb pikant, weil sie sich an den Besitzer des Klubs richten: Ronaldo.

Immerhin: Die Stadionregie reagierte schnell. Eigentlich war es nur das harmlose, aber weltbekannte Spielchen, das mit den Fans getrieben wurde: Die "Kiss-Cam" suchte sich zwei Menschen im Stadion aus. Statt Liebe gab es aber Ablehnung: Die beiden hielten ihre Fahne hoch, auf dem der Wunsch nach einem Ronaldo-Rückzug zu lesen war.

  • Real Valladolid: Fanwut gegen Besitzer Ronaldo

    Jubel brach in weiten Teilen des Stadions aus. Denn die beiden Fans sind längst nicht mehr die Ausnahme. Schon 2023 eskalierte die Situation mehrfach, als Valladolid den Gang in die zweite Liga antreten musste.

    So musste Ronaldo sich damals Schmähgesänge gegen seine Person und seine Heimat Brasilien anhören. Immer wieder gibt es Banner oder Plakate, die sich gegen die Stürmerlegende richten. Kein Wunder, dass sich "R9" nur noch selten in Valladolid blicken lässt.

    Anfang März war er erstmals nach drei Monaten wieder in Nordspanien blicken. "Ronaldo cete ya!" (Ronaldo, hau ab!) ist noch das Harmloseste, was im Stadion zu lesen und zu hören ist. Seinen Ruf als Heilsbringer hat er in beeindruckender Geschwindigkeit verloren.

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  • Ronaldo: Doch kein Heilsbringer?

    Dabei waren sie 2018 so hoffnungsvoll, als Ronaldo als neuer Besitzer bekanntgegeben wurde. 51 Prozent der Anteile erwarb der Brasilianer damals. "Heute beginnt ein neues Zeitalter", versprach der damalige Präsident Carlos Suarez bei der Verkündung. "Wir wollen so weit wachsen, wie es unsere Träume zulassen", kündigte Ronaldo selbst großspurig an.

    Seitdem gab es in Valladolid aber höchstens Albträume. Zwei Abstiege erlebte man und der dritte droht in dieser Saison. Abgeschlagen stehen die "Blanquivioletas" auf dem letzten Platz. Nur 18 Tore schoss man selbst, 63 kassierte man hingegen in nun 28 Partien – beides mit großem Abstand die schlechtesten Werte.

    Laut der Datenplattform FBref hat Valladolid die drittwenigsten Schüsse in LaLiga abgegeben (243) und die zweitwenigsten aufs Tor gebracht (63). Außerdem ließ das Team von Trainer Álvaro Rubio die meisten Abschlüsse zu (438) – und auch die meisten auf das Tor (145).

    Es bräuchte eines der größten Fußballwunder der Geschichte, um den Klub vor dem Abstieg zu bewahren.

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    Real Valladolid: Schon drei verschiedene Trainer in dieser Saison

    Trainer Rubio ist dabei nur ein weiterer Mann an der Seitenlinie. Der 45-Jährige ist zum zweiten Mal Interimscoach, nachdem allein in dieser Saison erst Paulo Pezzolano und nicht mal drei Monate später auch Nachfolger Diego Cocca entlassen wurden.

    Die Frequenz an Trainerentlassungen hat sich zuletzt bei Valladolid nochmal erhöht. Zwar sind Trainer bei den Nordspaniern generell im Schnitt nicht sehr lange im Amt – die großen Ausreißer befinden sich bei zwei bis drei Jahren Amtszeit – doch dass allein in dieser Saison drei verschiedene Trainer an der Seitenlinie standen, ist selbst für sie ungewöhnlich.

    Das Gegenteil von Ronaldos Versprechungen ist damit eingetroffen: Statt den Klub im Oberhaus zu stabilisieren und sukzessive in der Tabelle klettern zu lassen, ist man eine Fahrstuhlmannschaft. Auch das ist mit Blick auf die Vergangenheit nicht unüblich. Länger als drei Jahre am Stück war man in den letzten 20 Jahren nicht Teil der ersten Liga.

    Die Erwartungen aber waren mit der Übernahme von Ronaldo deutlich andere. Entsprechend sauer sind die Fans – vor allem auch über seine ständige Abwesenheit. Bei der 0:5-Klatsche gegen Atlético Madrid vor einigen Monaten protestierten die Anhänger mit Humor. "Spiel, Satz und Sieg" war auf einem Banner geschrieben, darunter wurden Plätze freigelassen, um dort mit überdimensionierten Tennisschlägern ein paar Bälle zu schlagen. Hintergrund: Ronaldo spielte lieber Tennis, statt das Gastspiel beim FC Getafe zu besuchen.

    Der Brasilianer versprach einst Wachstum. Heute glänzt er vor allem durch nicht eingehaltene Versprechungen. So sollte auch das Stadion umgebaut werden, um weiter wachsen zu können.

  • Real Valladolid: Ronaldo hält Versprechen nicht

    Passiert ist das lange nicht und bis heute auch höchstens in kleinen Teilen. Schuld daran gab der einstige Weltklassestürmer nicht sich selbst. 2023 kritisierte er öffentlich den Bürgermeister von Valladolid dafür, dass Versprechungen "nicht erfüllt oder verwirklicht wurden, und diese sind wichtig, um kurz- und mittelfristig weiter zu wachsen".

    Óscar Puente reagierte ebenfalls in der Öffentlichkeit: "In der Pressekonferenz gibt es niemanden, der die Schuld und die Verantwortung auf sich nimmt, stattdessen wird die Schuld auf alle Bereiche verteilt." In Spanien sei das, "was er will, nicht möglich". Außerdem warf er dem Ronaldo-Klub vor, mit öffentlichen Geldern nicht sinnvoll umgegangen zu sein: "Die Stadtverwaltung von Valladolid hat fünf Millionen an den Verein überwiesen. Was auch immer der Verein getan hat, mir ist es nicht bekannt."

    Mittlerweile hat Jesús Julio Carnero Puente als Bürgermeister beerbt. Dieser gibt sich deutlich kooperativer und es gibt konkretere Pläne für den Umbau.

  • Adriano's Last Game - Flamengo v Friends From ItalyGetty Images Sport

    Ronaldo sucht wohl Käufer seiner Anteile

    Ob Ronaldo diesen noch erleben wird, ist unklar. Schon im vergangenen Jahr gab es Gerüchte in spanischen Medien, dass er bereit sei, seine Anteile zu verkaufen. Angebote gebe es aber noch nicht. Beim Blick auf das Chaos, das innerhalb des Klubs herrscht, verwundert das nicht.

    Im Februar trat Matt Fanaert als CEO zurück, blieb aber weiter im Aufsichtsrat. Ende 2024 sorgte der Rücktritt von Kommunikationschef David Espinar für Unruhe. Die AS schrieb von einem "Gefühl der Kopflosigkeit".

    Auch der Versuch, im Winter auf dem Transfermarkt nochmal gegenzusteuern, scheiterte. So wurde beispielsweise Adam Aznou vom FC Bayern ausgeliehen und auch Florian Grillitsch kam von der TSG Hoffenheim auf Leihbasis. Beide sammelten jeweils knapp über 300 Minuten.

    In diesem Umfeld aber fällt es nahezu jedem Spieler schwer, einen bedeutsamen Unterschied zu machen. Wer sich auf diesen Klub einlässt, schreibt nur selten eine Erfolgsgeschichte.

    Und letztlich trifft das eben auch auf Ronaldo zu. Ob sich sein Investment von einst 30 Millionen Euro für ihn persönlich gelohnt hat, lässt sich kaum seriös beurteilen. Klar ist aber, dass der Klub seitdem im Chaos versunken ist.

    Es wird bald einen Neuanfang geben. Sportlich gibt es den nächsten Anlauf in der zweiten Liga. Auch wird viel davon abhängen, ob man die Infrastruktur des Klubs im und rund um das Stadion verbessern kann.

    Wie lange all das noch mit Ronaldo als Besitzer vorangetrieben wird (oder eben nicht), bleibt abzuwarten. Ein Großteil der Fans kann den Tag jedenfalls kaum erwarten, an dem der Brasilianer endlich "nach Hause geht".