Edin Terzics größte Qualität ist womöglich die Kommunikation. Einerseits ist der besondere Draht zu spüren, den er mit seinen Spielern aufbauen kann. Andererseits schafft er es auch medial sehr oft, die richtigen Worte zu finden. "Es wäre albern, wenn ich jetzt hier sage, dass die ersten Minuten richtig gut waren", analysierte er direkt nach dem Spiel beiSky.
So groß die Hoffnung im Umfeld des BVB auch war, so absehbar war es, dass es in München nur dann etwas zu holen gibt, wenn der FC Bayern unter seinem Leistungslimit spielt. Terzic hat das nie so klar formuliert, aber auch er wusste jederzeit, dass der Lauf seines Teams durch viele Faktoren begünstigt wurde und man längst nicht so weit war, wie es von außen gern dargestellt wurde. "Wir werden nicht zulassen, dass die Stimmung zu gut wird", sagte er beispielsweise im Februar nach sieben Siegen am Stück.
Das ist ihm gut gelungen. Dortmund blieb fokussiert, konzentriert und wuchs an seinen Siegen. Je länger die Serie anhielt, desto souveräner agierte das Team auch auf dem Platz. Terzics Entscheidung, mit Emre Can einen zweikampfstarken Sechser hinter zwei spielstarken Mittelfeldspielern aufzustellen, löste ein grundsätzliches Problem der Hinrunde. Dortmunds Ballbesitzspiel wurde dadurch etwas besser. Jude Bellingham und Julian Brandt entwickelten sich zu Ankerpunkten im 4-3-3. Auch die Rückkehr von Marco Reus half dabei, dass der Ballvortrag des BVB zielstrebiger, aber auch variabler wurde.
In den vergangenen Jahren ließ Dortmund zu viele Punkte liegen, weil ihnen gegen tiefstehende Gegner zu wenig einfiel. Die Umstellung half, wenngleich sie das Problem nicht komplett beheben konnte. In Duellen mit stärkeren Teams tat sich der BVB fast schon ungewohnt schwer. Gegen Leverkusen (0,9), Chelsea (1,5 und 0,8), Leipzig (1,2) und Bayern (1,5) reichte es nur zu durchschnittlich 1,18 Expected Goals pro Spiel. Darunter waren zwei Elfmeter. Aus dem Spiel heraus ging jeweils wenig.
Auf der anderen Seite ließ der BVB defensiv gegen diese Mannschaften viele Chancen zu. Im Schnitt wären 2,04 Gegentore erwartbar gewesen. Dortmund hatte vor allem gegen Leverkusen, Leipzig und im Hinspiel gegen Chelsea eine ordentliche Portion Glück, die dabei half, diese Spiele zu gewinnen. Die Leistungsschwankungen waren nach wie vor da, die Ergebnisse aber stimmten.
Zu Recht wurde damals auch die Mentalität hervorgehoben. Nico Schlotterbeck oder Can, die mehrfach kurz vor dem Einschlag des Balles retteten oder Gregor Kobel, der abgesehen von seiner Leistung in München eine überragende Saison spielt, sind gute Beispiele. Zu wenig wurde allerdings darüber geredet, dass es qualitativ nicht reichen wird, wenn man über diese individuellen Leistungen hinaus nicht auch als Team stärker wird.