"Bundesliga-Räuber" FC Bayern: Xabi Alonso zu holen, wäre der ultimative Coup

Vieles deutet darauf hin, dass Xabi Alonso Bayer Leverkusen am Ende der Saison verlassen wird. Die Mannschaft, die er aufgebaut und zu einem Spitzenteam geformt hat, scheint nach ihrem größten Erfolg womöglich zusammenzubrechen, denn: Die Augen des europäischen Fußball-Hochadels sind auf den mutmaßlichen neuen Deutschen Meister gerichtet.

Das wäre natürlich sehr schade. Leverkusen ist eine ungemein spannende Mannschaft und hat die langweilige, etablierte Ordnung an der Spitze der Bundesliga ins Wanken gebracht. Die Rheinländer könnten die Saison in allen Wettbewerben ungeschlagen beenden und drei Trophäen gewinnen. Und selbst wenn es schief gehen sollte, hat Alonso mit Leverkusen eine herausragende Saison gespielt.

Der nächste Schritt des 42 Jahre alten Basken ist allerdings noch nicht klar. Zwei seiner ehemaligen Klubs würden Alonso wohl mit Kusshand nehmen, der FC Liverpool, der Jürgen Klopp im Sommer zu ersetzen hat, und der FC Bayern München, der einen Nachfolger für den scheidenden Thomas Tuchel sucht.

Sollten es die Bayern schaffen, den derzeit wohl begehrtesten Trainer Europas für sich zu gewinnen, wäre es der ultimative Coup in einer langen Geschichte von erfolgreichen Abwerbungsversuchen bei den größten heimischen Konkurrenten.

  • Xabi Alonso Bayer Leverkusen 2024Getty Images

    Xabi Alonso: Europas heißester Trainer

    Der FC Liverpool, Bayern München und der FC Barcelona sind auf der Suche nach neuen Trainern, vielleicht schließen sich ihnen Manchester United oder der FC Chelsea noch an. Wenn man bedenkt, dass nach der Europameisterschaft und der Copa América potenzielle Abgänge bei internationalen Spitzenvereinen zu erwarten sind, könnte es im Sommer historisch hoch hergehen allein auf dem Trainermarkt. Einer der am höchsten gehandelten Namen ist derzeit Xabi Alonso. Falls es nicht zu einem legendären Zusammenbruch kommt, wird die spanische Legende die elfjährige Vorherrschaft der Bayern in der Bundesliga beenden und das mit begeisterndem Offensivfußball.

    Als er vor gerade einmal 18 Monaten das Ruder übernahm, befand sich Leverkusen in der Abstiegszone, war defensiv anfällig und im Angriff meist planlos. Seitdem hat Alonso die Mannschaft neu erfunden und die klug verstärkt. Bayer ist auch nach 38 Saisonspielen immer noch ungeschlagen, ist hoher Favorit auf die Deutsche Meisterschaft sowie den DFB-Pokal und wird auch in der Europa League hoch gehandelt. Alonso hat eine desillusionierte Fangemeinde zusammengeführt, das Beste aus einigen der vielversprechendsten jungen Talenten Europas herausgeholt und bei seinen Transfers ein Gespür bewiesen, das große Klubs in ganz Europa immer wieder vermissen lassen. Es ist also nur natürlich, dass Alonso der Manager ist, den alle wollen. In einem Spiel, das so sehr von Details abhängt, scheint Alonso die Art von Trainer zu sein, die das Beste aus jeder Mannschaft herausholen kann.

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  • Thomas Tuchel 2024getty images

    Energieschub für die Bayern

    Für die Bayern würde die Verpflichtung von Alonso sehr viel Sinn ergeben. Trotz aller Erfolge im eigenen Land waren es zwei schwierige Jahre. Julian Nagelsmann hat als Trainer nicht vollauf überzeugt, und als er im März 2023 entlassen wurde, waren die Dinge in den Augen der damaligen Verantwortlichen unhaltbar geworden - obwohl der heutige Bundestrainer in der Meisterschaft in Schlagdistanz war und das Team in der Champions League starkt performt hatte.

    Thomas Tuchel schien die Wende herbeizuführen. Der clevere Taktiker hatte bei Chelsea Wunder bewirkt und bekam bei den Bayern eine Mannschaft, die nicht nur den Titel in der Bundesliga mit Leichtigkeit verteidigen, sondern auch auf europäischer Ebene erfolgreich sein konnte. Die Realität sah jedoch anders aus: Die Bayern waren in der Königsklasse chancenlos gegen Manchester City und brauchten einen bemerkenswerten Kollaps von Borussia Dortmund, um die Meisterschaft in letzter Sekunde doch noch zu holen.

    Seitdem hat sich die Situation nicht verbessert. Eine peinliche Niederlagen im Pokal und inkonstante Leistungen in der Liga haben die Bayern aus dem Rennen um einen nationalen Preis geworfen. Auch ein europäischer Erfolg scheint derzeit unwahrscheinlich, denn auf dem Weg ins Champions-League-Finale stehen ihnen erst Arsenal und dann entweder Man City oder Real Madrid im Weg.

    Es besteht die reelle Chance einer Saison ohne Titel in München. Die Liaison mit Tuchel ist bereits beendet und am Ende der Spielzeit geht man nach kaum anderthalb Jahren wieder getrennte Wege. Die Bayern brauchen einen neuen Trainer, und Alonso ist der beste, der zur Verfügung steht.

  • Jurgen KloppGetty

    Liverpools Interessen

    Aber die Bayern sind nicht der einzige Verein, der Alonso verpflichten will. In den nächsten Monaten wird sich ein hochkarätiges Rennen zwischen zwei ehemaligen Vereinen des Managers um seine Dienste abspielen, denn auch Liverpool sucht nach einem neuen Gesicht auf der Trainerbank, nachdem Jürgen Klopp angekündigt hat, den Verein am Ende der Saison zu verlassen.

    Die Reds scheinen ähnliche Kriterien für einen neuen Trainer zu haben. Sie suchen nicht nur einen klugen Taktiker, sondern auch eine prominente Führungspersönlichkeit, die den Kontakt zu den Fans herstellen kann, die nach dem Abgang einer solchen Legende wie Klopp zweifellos Fragen haben werden. Alonso ist vielleicht der einzige Manager auf dem Markt, der beide Anforderungen erfüllen würde.

    In ersten Berichten hieß es, dass er der wahrscheinlichste Kandidat für den Job sei - und am Ende der Saison zu einem Wechsel nach England tendieren würde, aber die Gerüchte, dass er den Bayern den Vorzug gibt, haben sich inzwischen verdichtet, ebenso wie Berichte, dass Liverpool Alternativen in Betracht zieht. Alonso seinerseits ist ruhig geblieben und hat Verbindungen zu beiden Vereinen dementiert.

  • Lewandowski Gotze Borussia DortmundGetty Images

    Bayern wildert in der Bundesliga

    Die Suche nach neuen Spielern oder Trainern innerhalb der Bundesliga ist für die Bayern kein Neuland, denn sie haben es zu ihrem Geschäftsmodell gemacht, die besten Talente von ihren schärfsten heimischen Konkurrenten zu holen.

    Besonders gut weiß das wohl Jürgen Klopp. Im April 2013 wechselte Mario Götze, zum damaligen Zeitpunkt die prägende Figur und Zukunftshoffnung von Borussia Dortmund, für 37 Millionen Euro zum FC Bayern und wurde damit zum teuersten deutschen Spieler aller Zeiten. Der Transfer zerrüttete die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen den beiden Vereinen, und Klopp deutete an, dass der Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Deals - nur 24 Stunden vor dem Champions-League-Halbfinale seiner Mannschaft gegen die Bayern - so gewählt wurde, um den BVB ins Wanken zu bringen.

    Doch Götze war nur der Anfang. Torjäger Robert Lewandowski folgte ihm ein Jahr später, Mats Hummels 2016. Man könnte zahlreiche weitere Namen aufzählen. Zuletzt standen Leipziger im Fokus der Bayern. Dayot Upamecano, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und nicht zuletzt Nagelsmann gingen den Weg vom DFB-Pokalsieger der vergangenen zwei Jahre nach München.

  • xabi alonso(C)Getty Images

    Weltklasse-Coup

    Und doch wäre ein Verpflichtung von Alonso wohl der größte Coup der Bayern seit Jahren. Der Spanier hat eine schwächelnde Mannschaft fast im Alleingang zum Meister gemacht, sofern Leverkusen keinen epochalen Einbruch erlebt, und die Alleinherrschaft der Bayern beendet.

    Nicht nur, dass die Münchner sofort zu einer gefährlicheren Einheit würden, Rivale Leverkusen würde einen Sommer der Ungewissheit durchleben. Stars wie Alejandro Grimaldo, Jeremie Frimpong, Victor Boniface und vielleicht sogar Florian Wirtz könnten ihre Zukunft infrage stellen, wenn der Trainer, der ihnen zu neuen Höhenflügen verholfen hat, nicht mehr da ist. Dies wäre ein destabilisierender Schritt, der die 18-monatige rasante Entwicklung beenden und Bayern kurzfristig deutlich stärker machen würde.

    Es gibt keine Garantien, und Alonso könnte immer noch nach Liverpool wechseln. Er könnte sogar noch ein weiteres Jahr in Leverkusen bleiben, versuchen, die Erfolge zu wiederholen und darauf setzen, dass er in 15 Monaten den Job bei Real Madrid, einem weiteren seiner Ex-Vereine, bekommt. Aber sollte alles passen und sollten sich die immer konkreter werdenden Gerüchte bewahrheiten, dann könnten die Bayern kurz davor stehen, ihren bisher größten "Bundesliga-Raub" zu begehen.

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