Bayern-Transferziel Kepa Arrizabalaga und das "große Missverständnis" beim FC Chelsea

Namen wurden längst genug für drei Transferperioden gehandelt, einen neuen Torwart hat der FC Bayern München allerdings noch immer nicht verpflichtet. Nach dem Abgang von Yann Sommer zu Inter und der unklaren Lage bei Stammkeeper Manuel Neuer ist der FCB seit längerer Zeit gewillt, einen neuen Mann für den Platz zwischen den Pfosten zu verpflichten.

Mit Kepa Arrizabalaga vom FC Chelsea tauchte zuletzt ein weiterer Kandidat auf. Laut Sky sollen die Bayern bereits ein offizielles Angebot für ihn abgegeben haben. Dabei handle es sich um eine einjährige Leihe inklusive Kaufoption. Der Spieler soll sich dieses Modell gut vorstellen können, zumal die Blues mit Robert Sánchez vor kurzem einen neuen Keeper holten.

FCB-Trainer Thomas Tuchel kennt Kepa aus der gemeinsamen Zeit in London bestens. Damals gab er aber zumeist dem mittlerweile nach Saudi-Arabien abgewanderten Édouard Mendy den Vorzug. Kepa absolvierte unter Tuchel lediglich 24 Spiele.

Zum damaligen Zeitpunkt war der Stern des Keepers bereits gesunken. 2018 kam er für die bis heute gültige Keeper-Rekordsumme von 80 Millionen Euro von Athletic Club aus Bilbao zu Chelsea. Kepa war zwei Jahre lang Stammtorwart, doch in Erinnerung wird vor allem eine Partie in seiner ersten Saison bleiben.

  • Kepa Arrizabalaga Chelsea 2021-22Getty Images

    Kepa Arrizabalaga weigerte sich stur, den Platz zu verlassen

    Am 24. Februar 2019 traf Chelsea im Finale des EFL Cups auf Manchester City. Kurz vor Ablauf der Verlängerung ließ sich Kepa von den Physios der Blues behandeln und der damalige Trainer Maurizio Sarri bereitete bereits die Auswechslung gegen Ersatztorwart Willy Caballero vor. Der Argentinier galt zu dieser Zeit als Elfmeterkiller.

    Doch Kepa weigerte sich stur, den Platz zu verlassen. Auch, als der vierte Offizielle bereits die Tafel mit den beiden Rückennummern hochhielt, dachte er nicht daran, seinen Platz zu räumen. Schließlich wurde die Auswechslung nicht durchgeführt, was Sarri an der Seitenlinie fuchsteufelswild werden ließ.

    Noch mehr nach Ende des Elfmeterschießens, das Chelsea verlor. Zwar parierte Kepa einen Strafstoß von Leroy Sané, doch das war aufgrund zweier Fehlschüsse der Chelsea-Spieler nicht genug, um den Titel zu holen.

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  • Maurizio Sarri Chelsea 2018-19

    Kepa Arrizabalaga: "Ich hätte natürlich runtergehen sollen"

    Sarri, so machten es die Mimik und die Gestik des Italieners klar, wäre Kepa am liebsten an die Gurgel gesprungen, Antonio Rüdiger musste seinen Trainer zurückhalten. Mehr als zwei Jahre später erklärte sich Kepa und sprach von einem "großen Missverständnis".

    Zwar habe er einen Schmerz am Bein verspürt, doch dieser sei niemals ein Grund gewesen, ausgewechselt werden zu müssen. Stattdessen habe er seiner Mannschaft nur etwas Zeit zum Durchschnaufen geben wollen - als er plötzlich sah, dass sich die Auswechslung anbahnte.

    "Ich wollte signalisieren, dass ich okay war. Aber wir waren vor 80.000 Leuten in Wembley, da hat mich Sarri natürlich nicht verstanden. Als der vierte Offizielle die Anzeigetafel hochgehalten hat, hätte ich natürlich runtergehen sollen. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe", sagte er bei Players' Tribune. Zumindest das Internet füllte er unfreiwillig mit jeder Menge Memes in den Tagen nach dem Finale 2019.

  • Chelsea Kepa Rüdiger Azpilicueta Pulisic UEFA Super Cup Villarreal 110821Getty

    FC Bayern München: Kepa und das Drama unter Thomas Tuchel

    Drei Jahre später, am 27. Februar 2022, ereignete sich für Kepa unter seinem eventuell künftigen Trainer Tuchel ein weiteres Drama in seiner Karriere. Unter Tuchel durfte Kepa im Ligapokal in jedem Spiel ran, allerdings nicht im Finale gegen den FC Liverpool. Hier bekam Stammtorwart Édouard Mendy den Vorzug, der eine überragende Leistung zeigte.

    Bereits zuvor aber gab es die Absprache, dass Kepa im Falle eines Elfmeterschießens eingewechselt werden sollte. Das passierte auch, diesmal auch ohne Kontroverse beim Spielertausch. Doch die Überlegung mit dem Spanier ging - anders als ein halbes Jahr zuvor im UEFA-Supercup gegen den FC Villarreal - nicht auf. Da hatte der kurz zuvor eingewechselte Kepa im Elfmeterschießen zwei Versuche der Spanier pariert und wurde damit zum Matchwinner für die Blues.

    In London gegen die Reds aber hielt er keinen einzigen von elf Strafstößen, selbst den Versuch von Liverpools Keeper Caoimhin Kelleher konnte er nicht entschärfen. Da aber auch alle Chelsea-Spieler mehr oder weniger sicher verwandelten, musste auch Kepa selbst als Schütze ran - und jagte den Ball in den Nachthimmel.

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  • Kepa Tuchel Getty Images

    FC Bayern München: Thomas Tuchel nahm Kepa in Schutz

    Tuchel nahm seinen Torhüter nach der Niederlage in Schutz. "Wenn ihr jemandem die Schuld geben wollt, gebt sie mir. Ich treffe die Entscheidungen, und ich treffe sie nicht, um der Held zu sein", sagte er und ergänzte: "Es ist hart und wir fühlen mit ihm, aber geben ihm nicht die Schuld. Wir haben die Entscheidung wie schon vor dem letzten Elfmeterschießen getroffen, weil Kepa mit den Spielern täglich trainiert. Und sie wissen, wie gut er ist."

    Kepa selbst postete anschließend bei Instagram ein Bild von sich und der Mannschaft, die ihn nach seinem Fehlversuch aufbaute. "Fallen und aufstehen. Enttäuscht nach der großen Anstrengung. Wir arbeiten weiter. Danke, Chelsea-Familie, für Eure Unterstützung", schrieb er dazu.

    Unter den bislang zwölf Pflichtspielen als Bayern-Trainer war für Tuchel noch kein Elfmeterschießen dabei. Sollte Kepa tatsächlich in München aufschlagen und ein solcher Shootout eines Tages anstehen: Tuchels Entscheidung, welche Rolle er dann Kepa zuteilt, würde definitiv hochinteressant.

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