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Barcelona, Ronaldo, Pulisic: Die Gewinner und Verlierer des Transferfensters

Das war es also mit dem Transfersommer. Die Gerüchte nehmen ab, das Theater um Cristiano Ronaldo ist vorbei und die Fußballwelt kann endlich tief durchatmen.

Das Transferfenster ist geschlossen, zumindest für ein paar Monate. Die Trainer wissen jetzt, auf welche Spieler sie im ersten Teil der Saison zählen können, während die Fans endlich wissen, mit welchem Spieler sie guten Gewissens ihr Trikot beflocken lassen können.

In England wurden rund 2,3 Milliarden Euro für neue Spieler ausgegeben. Man merkt also: Die Corona-Pandemie scheint die Klubs nicht mehr wirklich zu beeinflussen.

In ganz Europa sieht das Bild jedoch anders aus, da viele Talente aus Italien, Deutschland, Spanien und Frankreich in Richtung Premier League wechseln. Wie wollen diese Ligen mit einem Wettbewerb mithalten, der allein in den nächsten drei Jahren über 11,6 Milliarden Euro an TV-Rechten verdienen wird?

Vor diesem Hintergrund wirft GOAL einen genaueren Blick auf die Gewinner und Verlierer des Sommertransferfensters.

  • Robert Lewandowski Barcelona 2022-23Getty

    Gewinner: FC Barcelona

    Vergesst für einen Moment, wie sie auf dem Transfermarkt agiert haben. Konzentrieren wir uns stattdessen darauf, was Barcelona in diesem Transferfenster auf die Beine gestellt hat.

    Einen bereits talentierten Kader mit Spielern wie Raphinha, Jules Koundé, Franck Kessié, Andreas Christensen und Hector Bellerín zu verstärken, ist die eine Sache, aber zusätzlich noch Robert Lewandowski nach Katalonien lotsen? Das verdient rein sportlich Respekt.

    Sicher, es gab viele Verlierer auf der Shoppingtour der Blaugrana – Memphis Depay zum Beispiel –, aber rein fußballerisch hat Barça es geschafft, eine der spektakulärsten Mannschaften in Europa zusammenzustellen.

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  • Cristiano Ronaldo Manchester United 2022-23Getty

    Verlierer: Cristiano Ronaldo

    So hat sich Ronaldo seine Rückkehr nach Manchester definitiv nicht vorgestellt.

    Die portugiesische Legende hat den Sommer damit verbracht, sich von Manchester United wegzustreiken - und ist damit kläglich gescheitert, nachdem er schnell feststellen musste, dass die europäischen Top-Klubs kein Interesse an ihm haben und die Red Devils einem Abgang alles andere als offen gegenüber standen.

    Allen europäischen Top-Klubs wurde die Möglichkeit geboten, Ronaldo zu verpflichten, aber keiner war bereit, den Transfer eines Spielers zu wagen, der zwar noch weiß, wo das Tor steht, der aber im Februar 38 Jahre alt wird und um den herum sich nur schwer ein zusammenhängendes taktisches System aufbauen lässt. Zusätzlich soll CR7 in der Umkleidekabine scheinbar mit seinem Verhalten für Spaltung und Unsicherheit sorgen.

    United mag in dieser Saison einige gute Momente aus ihm herausholen, aber jeder, der glaubt, dass seine Rückkehr nach Manchester ein Erfolg war, täuscht sich.

  • Jesse Lingard Nottingham Forest 2022-23Getty

    Gewinner: Nottingham Forest

    Es waren bemerkenswerte Monate von Nottingham Forest auf dem Transfermarkt. Der frisch aufgestiegene Premier-League-Klub verpflichtete sage und schreibe 21 neue Spieler zu einem Preis von mehr als 175 Millionen Euro.

    Dazu gehören die Vereinsrekordverpflichtung von Mittelfeldspieler Morgan Gibbs-White von den Wolves, zwei nigerianische Nationalstürmer mit Taiwo Awoniyi und Emmanuel Dennis, Torhüter Dean Henderson und England-Shootingstar Jesse Lingard von Manchester United. Dazu kam noch zum Schluss die Leihgabe des brasilianischen Linksverteidigers Renan Lodi von Atletico Madrid.

    Ob sich eine solche Investition auszahlt, bleibt abzuwarten, aber eines ist sicher: Manager Steve Cooper wird in den kommenden Wochen und Monaten einige Auswahlprobleme haben.

  • AC Milan 2021-22Getty

    Verlierer: Serie A

    Matthijs De Ligt, Franck Kessié, Ivan Perisic, Fabián Ruiz, Dejan Kulusevski, Lorenzo Insigne, Cristian Romero, Dries Mertens, Alexis Sánchez, Kalidou Koulibaly, Giorgio Chiellini, Fernando Bernadeschi, Gianluca Scamacca, Aaron Hickey, Mikkel Damsgaard, Nahuel Molina, Remo Freuler, Cesare Casadei.

    Die Liste der jungen und alten talentierten Spieler, die Italien diesen Sommer verlassen haben, ist lang. Die Serie A hatte in der vergangenen Saison das beste Titelrennen in Europa, aber ihre größten Stars springen weiterhin ab, die meisten von ihnen verführt durch das Geld, das in der Premier League geboten wird.

    Zweifellos werden neue Top-Spieler in der Serie A auftauchen und die Liga wird auch in dieser Saison wieder wettbewerbsfähig sein, aber es sieht aktuell nicht danach aus, dass wir bald eine italienische Mannschaft ernsthaft um den Champions-League-Titel kämpfen sehen werden.

  • antony-ajax-manchester-united-transfer(C)Getty Images

    Gewinner: Ajax' Verkäufe

    Okay, zwei der besten Spieler zu verlieren, ist selten angenehm, aber wenn man ein Verein wie Ajax ist, gewöhnt man sich schnell an die Idee, Talente mit bemerkenswertem Gewinn abzugeben. Und diesen Sommer hat es der niederländische Rekordmeister hervorragend gemacht.

    Der Eredivisie-Meister nahm allein mit Transfers von Manchester United mehr als 152 Millionen Euro ein - man verkaufte Innenverteidiger Lisandro Martínez und Angreifer Antony an die Red Devils.

    Wenn man die Verkäufe von Sébastien Haller (zu Borussia Dortmund), Ryan Gravenberch (Bayern), Perr Schurrs (Torino) und Nicolas Tagliafico (Lyon) hinzurechnet, hat Ajax fast 233 Millionen Euro eingenommen. Ein Teil davon wurde bereits in Steven Bergwijn, Calvin Bassey, Brian Brobbey und Owen Wijndal reinvestiert.

    Es ist gut möglich, dass einige dieser Spieler in den nächsten Jahren für viel Geld zu Europas Top-Teams wechseln. Das ist es, was Ajax tut – und was sie besser können als die meisten Klubs.

  • Christian Pulisic Chelsea 2022-23Getty

    Verlierer: Christian Pulisic

    Es war ein guter Sommer für viele US-amerikanische Spieler. Tyler Adams, Brendan Aaronson, Chris Richards, Matt Turner und Malik Tillman zum Beispiel konnten den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen.

    Der größte amerikanische Star von allen sieht sich jedoch einer ungewissen Zukunft entgegen. Pulisic ist einer von mehreren Spielern, die Chelsea erhalten blieben und von Thomas Tuchel eindeutig nicht als erste Wahl angesehen werden, aber im Sommer weder verkauft noch ausgeliehen werden konnten.

    Die Tatsache, dass die Blues bereit waren, mehr als 58 Millionen Euro für Anthony Gordon vom FC Everton zu zahlen, sagt bereits viel aus. Es könnten somit harte Monate für den 23-Jährigen werden.

  • Mane de Ligt BayernGetty

    Gewinner: Bayern München

    Gegen die Bayern wird in dieser Bundesliga-Saison wohl kaum einer wetten. Erst recht nicht nach diesem Transfersommer.

    Die Mannschaft von Julian Nagelsmann hat zwar ihren Leistungsträger Robert Lewandowski an Barcelona verloren, aber mit Sadio Mané und Matthijs de Ligt haben sie Qualität und Erfahrung hinzugewonnen und mit Ryan Gravenberch und Mathys Tel haben sie zwei der besten U21-Talente Europas verpflichtet.

    Nachdem die Liga in der vergangenen Spielzeit souverän gewonnen wurde, wäre es keine Überraschung, wenn der Vorsprung diesmal noch größer wäre. Die größere Frage ist jedoch: Können Mané und Co. nach dem Henkelpott greifen?

  • Brendan Rodgers Leicester 2022-23Getty

    Verlierer: Brendan Rodgers

    Es ist noch nicht lange her, da schien Leicester das Team zu sein, das am ehesten die etablierten Teams im Kampf um die eurpäischen Plätze verdrängen könnte.

    Besonders Trainer Brendan Rodgers war eine der wichtigsten Personen für die Foxes, die 2021 Leicester zum FA Cup führte. Des Weiteren hatte man großes Pech, die Champions-League-Qualifikation knapp zu verpassen.

    Blicken wir nun auf das Jahr 2022: Im King Power Stadium gab es definitiv schon mal rosigere Zeiten. Leicester hat bis zu den letzten Tagen des Transferfensters, als sie Wout Faes aus Rennes holten, keinen einzigen Neuzugang für die erste Mannschaft bekannt geben können und Starverteidiger Wesley Fofana an Chelsea sowie ihren Kapitän Kasper Schmeichel an Nizza verloren.

    Unterdessen geht Youri Tielemans in sein letztes Vertragsjahr, um Harvey Barnes und James Maddison gibt es Wechselgerüchte und Jamie Vardy, ihr Leistungsträger, wird im Januar 36 Jahre alt. Der Präsident, Aiyawatt Srivaddhanaprabha, hat indes zugegeben, dass aufgrund finanzieller Einschränkungen keine großen Investitionen möglich seien.

    Nach einem schlechten Start in die Premier League-Saison wird die Luft für Rodgers schon dünner. Man hört gar, es wäre eine Überraschung, wenn er an Weihnachten noch der Trainer der Foxes wäre.

  • Romelu Lukaku Timo Werner GFXGoal/Getty

    Gewinner: Chelseas Stürmer-Abgänge

    Der eine oder andere Stürmer dürfte froh sein, nicht mehr an der Stamford Bridge auf Torejagd gehen zu müssen. Und wenn wir "der eine oder andere" sagen, meinen wir in Person Timo Werner und Romelu Lukaku.

    Chelsea hat diesen Sommer zwei der teuersten Neuverpflichtungen der Geschichte abgegeben, Romelu Lukaku auf Leihbasis zu Inter Mailand zurückkehren lassen und Timo Werner zurück an RB Leipzig verkauft.

    Beide haben natürlich wenig Zeit damit verschwendet, ihre Torsicherheit plötzlich wieder zu finden und beide werden, davon kann man ausgehen, das Leben abseits von Tuchels offensivem Karussell deutlich angenehmer finden. Gleiches könnte für Callum Hudson-Odoi gelten, der für die Saison auf Leihbasis zu Bayer Leverkusen gewechselt ist.

  • Frenkie de Jong Barcelona 2022-23Getty

    Verlierer: Frenkie de Jong

    Was muss der Niederländer nach einem Sommer fühlen, in dem Barcelona mit allen Mitteln versucht hat, ihn entweder aus dem Verein zu drängen oder ihn dazu zu bringen, einer drastischen Gehaltskürzung zuzustimmen?

    Während die Katalanen viel Geld für Neuverpflichtungen ausgegeben haben, wurden Leute wie de Jong - nicht zu vergessen weniger bekannte Namen wie Martin Braithwaite - in den Medien als Bösewichte dargestellt, provoziert und kritisiert. Alles nur, damit de Jong am Ende den Verein verlässt - dazu sollte es aber nicht kommen.

    De Jong, der im Sommer von Chelsea und Manchester United gejagt wurde, könnte in dieser Saison viele Spiele für Barça bestreiten - warum er das möchte, ist allerdings unklar.

  • Gabriel Jesus Richarlison GFXGoal/Getty

    Gewinner: Nord-London

    Bei Arsenal hat sich etwas getan und auch Tottenham kann mit einem guten Gefühl aus dem Transfersommer gehen.

    Die Rekrutierung der Spurs war hervorragend, nach ihrem positiven Ende im Wintertransferfenster, als sie Cristian Romero, Dejan Kulusevski und Rodrigo Bentancur unter Vertrag nahmen und im Sommer dann die Verpflichtungen von Ivan Perisic, Richarlison, Clement Lenglet und Yves Bissouma perfekt machten.

    Arsenal hingegen hat es hervorragend geschafft, Gabriel Jesus und Oleksandr Zinchenko von Manchester City zu locken, während man den vielversprechenden Fabio Vieira ins Emirates Stadium holte und den beeindruckenden William Saliba nach zwei ausgeliehenen Spielzeiten ins Team holte.

    Die Zeit wird zeigen, ob der fulminante Start der Gunners anhalten wird und ob die Männer von Antonio Conte den vierten Platz in der letzten Saison sogar noch verbessern können. So oder so: Beide Vereine aus Nord-London machen im Moment einen guten Eindruck.

  • Haaland Alvarez Manchester City 2022-23Getty Images

    Verlierer: Manchester Citys Rivalen

    Was bekommt ein Team, das eigentlich schon alles hat? Wie wäre es mit dem südamerikanischen Fußballer des Jahres, einem Mittelfeldstar aus der englischen Nationalmannschaft und einem Stürmer, der in der Lage zu sein scheint, so gut wie jeden Torrekord zu brechen, den man vor ihm aufgestellt hat?

    Manchester City war in dieser Saison bereits Favorit auf den Titel, aber nachdem Julián Álvarez, Kalvin Phillips und der brillante, unerbittliche Erling Haaland zum englischen Meister wechselten, sieht es so aus, als ob die Mannschaft von Pep Guardiola nicht aufzuhalten sein wird – zumindest in der Premier League. Hinzu kamen ja noch Manuel Akanji und Sergio Gómez, zwei Ergänzungsspieler, die spät verpflichtet wurden. Alles in allem sieht es somit ziemlich rosig bei den Skyblues aus.

    Das sind übrigens schlechte Nachrichten für den FC Liverpool, der am Deadline Day mit der Leihgabe von Arthur Melo, dem Mittelfeldspieler von Juventus, den Kader noch erweitert hat. Ebenso für Chelsea, dessen Herangehensweise an den Markt in diesem Sommer vielleicht der Naivität des neuen Eigentümers Todd Boehly zuzuschreiben ist. Die Zeit mag uns das Gegenteil beweisen, aber keiner scheint in der Lage zu sein, City in dieser Saison herauszufordern.