Gewissermaßen ihren Anfang nahm die immer fehlerhaftere Transferpolitik mit dem damaligen Rekordtransfer von Lucas Hernández, 2019 für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid gekommen. Zweifellos talentiert, rechtfertigte der verletzungsanfällige Innenverteidiger diese immense Summe nie. Stattdessen sprengte Hernández das jahrelang mit Bedacht gehegte Gehaltsgefüge und entpuppte sich spätestens bei seinem Abschied 2023 als Söldner.
Gerade auf Hernández' Position verbrannte der FC Bayern in den vergangenen Jahren irrsinnige Summen. Mit Matthijs de Ligt, Min-Jae Kim und Dayot Upamecano verpflichteten die Münchner weitere teure Innenverteidiger. Ein langfristig verlässliches Duo, wie es einst David Alaba und Jérôme Boateng bildeten, entstand aber bis heute nicht. Auch für die einstigen Mittelfeld-Strategen Xabi Alonso und Thiago Alcántara kamen keine adäquaten Nachfolger. Robert Lewandowski, der den FC Bayern mit seinen Torrekorden vor allem in seiner Münchner Endphase allzu oft rettete, wurde erst mit einem Jahr Verspätung durch Harry Kane ersetzt, den ersten 100-Millionen-Euro-Transfer des FC Bayern.
Immerhin gelangen auch zwei weitsichtige Verpflichtungen von vielversprechenden Talenten aus dem Ausland: Vom FC Chelsea kam Jamal Musiala, von den Vancouver Whitecaps Alphonso Davies. Beide kosteten verhältnismäßig geringe Ablösesummen, etablierten sich als Stammspieler und multiplizierten ihre Marktwerte. Federführend verantwortlich für diese Transfers war der Technische Direktor Marco Neppe, einst von Reschke verpflichtet und kürzlich verabschiedet.
Eigene Nachwuchsspieler, die am teuer erbauten und 2017 eröffneten Campus selbst ausgebildet wurden, erhielten derweil kaum Chancen bei den Profis. Statt Angelo Stiller oder Josip Stanisic zu vertrauen, kamen Marc Roca und Bouna Sarr, der womöglich größte Transferflop der Klubgeschichte.
Echte Identifikationsfiguren brachen im Laufe der Meisterserie nach und nach weg. Die vermeintlich goldene 1995/96er-Generation um Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, den später dazugeholten Leroy Sané und den mittlerweile an Borussia Dortmund abgegebenen Niklas Süle stagnierte seit dem Sextuple von 2020.