Thomas MüllerGetty Images

Auch in der Niederlage eine Legende: Thomas Müller bewahrt den FC Bayern vor größerem Schaden

Thomas Müller absolvierte bis dato 743 Spiele für den FC Bayern und gewann 33 Titel, darunter zweimal das Triple. Müller ist Rekordtitelträger und Rekordspieler der Münchner. Als gebürtiger Bayer dazu Identifikationsfigur und Fanliebling. Er ist "Einer wie Keiner", so heißt passenderweise auch die kürzlich über ihn erschienene Doku.

  • Eine derartige Legende hat einen würdevollen Abschied von seinem Herzensklub verdient. Nach den bedenklichen Entwicklungen der vergangenen Wochen klappt das nun gerade noch so. Das liegt aber eher nicht am Klub, der dafür eigentlich verantwortlich sein sollte. Sondern vielmehr an Thomas Müller selbst.

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  • FC Bayern: Die Vorgeschichte zur Trennung von Thomas Müller

    Rückblende: Mitte Januar legte Sportvorstand Max Eberl Müllers Zukunft in Müllers Hände. Der 35-Jährige brauche "nicht großartig verhandeln", sagte Eberl damals mit Blick auf eine mögliche Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrags. "Wenn er sagt, er hat Lust weiterzumachen, werden wir uns tief in die Augen schauen, uns den Kader anschauen und dann wird es weitergehen." Müller hatte Lust, bekam dann aber doch keinen Vertrag.

    Dass es irgendwann aus sportlichen und finanziellen Gründen zu einer Trennung kommen würde, war unausweichlich. Mit Blick auf die Kaderplanung ist dieser Sommer womöglich auch der richtige Zeitpunkt dafür: So wichtig Müller als Sprachrohr und integrative Kraft in der Mannschaft ist, sportlich spielte er längst keine tragende Rolle mehr - auch wenn sich das durch Jamal Musialas Verletzung nochmal kurzfristig ändern dürfte.

    Aber erst Hoffnung und dann plötzlich einen Rückzieher machen, ist ein unwürdiges Vorgehen. Müller hätte gute Gründe gehabt, deshalb auf Konfrontationskurs mit dem Klub und den Verantwortungsträgern zu gehen. Er hätte die Fans, die mediale Öffentlichkeit und die Experten hinter sich gewusst. Die operative Führung und die Schatten-Führung wären dadurch noch mehr in die Kritik geraten.

    Doch Müller verzichtete, zeigte stattdessen mit einer reflektierten Abschieds-Stellungnahme wahre Größe - und hielt sich alle Möglichkeiten für eine etwaige Zukunft beim FC Bayern in einer anderen Rolle offen.

  • Thomas Müller erklärt sich - und spielt bei der Klub-WM

    In seiner Stellungnahme bestätigte Müller in aller Ehrlichkeit, dass er gerne für ein Jahr verlängert hätte, der Klub ihm aber keinen neuen Vertrag angeboten habe. "Auch wenn dies nicht meinen persönlichen Wünschen entsprach, ist es wichtig, dass der Verein seinen Überzeugungen folgt", schrieb er. "Ich respektiere diesen Schritt." Anschließend richtete er den Blick nach vorne, auf den Meisterschaftskampf und den Traum vom Finale dahoam.

    30 Minuten nach der Veröffentlichung seiner persönlichen Stellungnahme zog der FC Bayern nach. In einer Pressemitteilung verkündete der Klub, dass Müller (dank eines neuen Mini-Vertrags) auch an der Klub-WM in den USA teilnimmt und ein (ohnehin bereits vertraglich zugesichertes) Abschiedsspiel bekommt.

    Präsident Herbert Hainer, der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen, Sportvorstand Eberl und Sportdirektor Christoph Freund überschütten Müller zudem mit Lob. Derjenige, dessen Einschätzungen am meisten interessiert hätten, kommt in der Pressemitteilung aber erwartungsgemäß nicht zu Wort: Klub-Patron Uli Hoeneß.

  • Hoeneß EberlImago Images

    FC Bayern: Unstimmigkeiten zwischen Hoeneß und Eberl?

    Dem Vernehmen nach sind letztlich vor allem Hoeneß und der von ihm kontrollierte Aufsichtsrat dafür verantwortlich, dass Müller keinen neuen Vertrag erhält. Hoeneß' Sorgen um die finanzielle Situation seines FC Bayern begleiten Sportvorstand Max Eberl seit seinem Amtsantritt im März 2024 - und schränken ihn in seinem Gestaltungsspielraum ein.

    Ja, Kontrolle ist richtig und wichtig. Ja, der Aufsichtsrat muss die finanzielle Gesamtsituation im Blick haben. Wenn sich der Klub aber für einen Vorstand entscheidet, sollte er ihm auch eine gewisse Dosis an Vertrauen schenken. Das scheint bei Eberl immer mehr zu schwinden. Zuletzt gab es - vom FC Bayern eifrig dementierte - Gerüchte über angebliche Spannungen zwischen Hoeneß und Eberl, sogar über eine mögliche Trennung. Mit Ralf Rangnick, Mario Gomez und Markus Krösche werden Nachfolger-Kandidaten gehandelt.

    Schon bei den kostspieligen Vertragsverlängerungen mit Alphonso Davies und Joshua Kimmich intervenierte der Aufsichtsrat und zog ausgehandelte Vertragsangebote zurück. Letztlich setzte sich die dadurch geschwächte sportliche Führung um Eberl jeweils doch noch durch. Bei Müller kam es gar nicht erst zu einem Angebot. Diesmal wiegt Eberls Schwächung doppelt schwer - aufgrund seines öffentlich geäußerten Versprechens und aufgrund des Ausgangs.

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