Arthur Vermeeren: Borussia Dortmund scheiterte bereits mit hohem Angebot - deshalb ist das Talent von Royal Antwerpen so begehrt

Im Oktober 2022 hatte Antwerpen keine andere Wahl, als Skandalprofi Radja Nainggolan zu entlassen. Der ehemalige belgische Nationalspieler sollte eine feste Größe für den Traditionsverein werden, aber in seinem Heimatland ging alles schief. Zunächst wurde Nainggolan wegen Fahrens mit abgelaufenem Führerschein verhaftet. Eine Woche später wurde er beim Rauchen einer E-Zigarette auf der Ersatzbank erwischt.

Der 34-Jährige musste den Verein verlassen, Trainer Mark van Bommel schaute sich intern nach einem Ersatz um. Youngster Arthur Vermeeren war derjenige, der die Lücke füllen sollte.

Der 18-jährige Belgier, der damals noch nicht volljährig war, beeindruckte auf ganzer Linie. Neun Monate später ist er einer der wichtigsten Spieler des Vereins - und wird als zukünftiger Star gefeiert.

Im Sommer 2023 blitzte Borussia Dortmund bereits mit einem Angebot von 27 Millionen Euro ab, um ihn zum Nachfolger von Jude Bellingham zu machen. Doch Antwerpen will mehr.

Wer genau ist Vermeeren, und warum sind Arsenal, der FC Barcelona und Borussia Dortmund hinter ihm her? GOAL wirft einen Blick auf einen der vielversprechendsten defensiven Mittelfeldspieler in Europa...

  • 20230414 Arthur Vermeeren(C)Getty Images

    Die ersten Schritte

    Geboren im belgischen Lier, weniger als einen Kilometer vom ehemaligen Trainingsgelände von Lierse SK entfernt, wurde Vermeeren schon früh als großes Talent erkannt.

    Später wechselte er in die Jugendmannschaft von KV Mechelen und wurde als Innenverteidiger in der belgischen Profiliga eingesetzt. Da er jedoch kaum Chancen hatte, in den älteren Jahrgängen zu spielen, und sich als Mittelfeldspieler weiterentwickeln wollte, wechselte er eine Liga tiefer zum angeschlagenen Antwerpen.

    Eine Entscheidung, die nur wenige treffen würden, zumal Antwerpen seit 13 Jahren nicht mehr in der ersten Liga gespielt hatte.

    Doch erwies sich der Schritt als der richtige, denn der Pro-League-Klub bot ihm Möglichkeiten auf seiner bevorzugten Position.

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  • Arthur Vermeeren Royal Antwerp 2023-24Getty

    Der große Durchbruch

    Die Covid-19-Pandemie hatte immense Auswirkungen auf viele der besten Talente in Belgien. Einige Ligen unterbrachen ihren Spielbetrieb und die landesweiten Scouting-Netzwerke waren eingeschränkt. Dies führte dazu, dass die Chancen einiger vielversprechender Talente auf die Nationalmannschaft sanken.

    Vermeeren hatte jedoch Glück. Der belgische U17-Nationaltrainer David Penneman wurde durch den Tipp eines Scouts auf den jungen Spieler aufmerksam und sah sich das U18-Spiel von Antwerpen gegen Charleroi an.

    Er war sofort beeindruckt und holte den relativ unbekannten Mittelfeldspieler in die Jugendnationalmannschaft - und das, obwohl er bereits einige Top-Talente für das defensive Mittelfeld im Kader hatte.

    "Arthur löste Probleme, bevor man sie sich ausmalen konnte, indem er ständig seine Umgebung abtastet und effizient Fußball spielt. Er dachte zwei Schritte schneller als der Rest", erklärte Penneman gegenüber dem Football Talent Scout.

    Antwerpens Trainer Mark van Bommel, früher als Spieler unter anderem beim FC Bayern München und FC Barcelona, holte Vermeeren ins Training der ersten Mannschaft und verhalf ihm in einem Qualifikationsspiel zur Europa Conference League zum Debüt.

    Als Antwerpen im Winter 2022 in eine Verletzungskrise geriet und Nainggolan den Verein verlassen musste, bekam Vermeeren seine Chance. Und seitdem ist er bei den Profis.

  • 20231015_Arthur_Vermeeren(C)Getty images

    So läuft's gerade

    Vermeeren ist derzeit der wichtigste und beste defensive Mittelfeldspieler bei Antwerpen. Van Bommels Mannschaft spielt in einem 4-3-3 oder 4-2-3-1, wobei Vermeeren in der Regel an der Seite von Alhassan Yusuf agiert.

    Der amtierende belgische Meister ist in dieser Saison noch nicht so richtig in Schwung gekommen. Man ist Vierter in der Liga, elf Punkte hinter dem Erstplatzierten Union Saint-Gilloise.

    Doch es gibt auch Positives zu vermelden. Sie spielen zum ersten Mal in der Champions League und haben bereits den belgischen Superpokal gewonnen.

    Vermeeren war für die bisherigen Leistungen seiner Mannschaft von entscheidender Bedeutung. Er hat in der Gruppenphase der Champions League jede Minute gespielt und stand bisher in jedem Ligaspiel in der Startelf.

    Seine Mannschaft mag zwar nicht allzu erfolgreich sein, aber Vermeeren verbessert sich von Woche zu Woche.

  • Arthur Vermeeren Belgium 2023-24Getty

    Seine Stärken

    Alle Eigenschaften eines modernen Sechser sind in Vermeeren vereint. Der Belgier hält den Ball gut und lässt sich nur selten abdrängen. Laut dem Datenlieferanten FBRef bringen nur zwölf Prozent aller Mittelfeldspieler mehr Bälle zum eigenen Mann.

    Seine Stärken liegen aber vor allem im Spiel ohne Ball. Vermeeren antizipiert geschickt gegnerische Pässe und ist ein hervorragender Pressingspieler für sein Alter und seine Position. Er gewinnt viele seiner Zweikämpfe und ist ein guter Passgeber in der Offensive.

    Mit seinen 1,80 Metern hat er die nötige Größe, um körperlich präsent zu sein, ist aber auch schnell genug, um das gesamte Spielfeld abzudecken.

    Durch diese Fähigkeiten kann er im defensiven wie zentralen Mittelfeld spielen - diese Variabilität macht ihn für viele Topklubs interessant. Er würde perfekt zu einer offensiven Mannschaft passen, die vertikal spielt.

  • Arthur Vermeeren Antwerp 2023-24Getty

    Woran er arbeiten muss

    Vermeeren ist ein erstaunlich reifer Spieler für seine Position und sein Alter.

    Allerdings spielt er gelegentlich noch wie der unerfahrene Teenager, der er ja nun mal ist. Er hält den Ball manchmal zu lange und verliert ihn deshalb. Bei diesen Entscheidungen muss er sich noch verbessern, um auf höherem Niveau mitzuhalten.

    Auch im Angriffsdrittel könnte er sich besser einbringen. Obwohl Vermeeren in dieser Saison bereits drei Assists beisteuern konnte, muss er hier noch dazulernen.

    Hierbei handelt es sich jedoch eher um Details. Denn dass er das Talent dazu hat, ist klar erkennbar. Und für den nächsten Schritt bleibt ihm noch viel Zeit.

  • Declan Rice Arsenal 2023Getty Images

    Der neue ... Declan Rice?

    Die Versuchung ist groß, ein niederländisches Medium zu zitieren, das Vermeeren als "den Xavi Belgiens" bezeichnet hat. Das ist jedoch ein unfairer Vergleich - nicht nur in Bezug auf das Prestige, sondern auch auf den Spielertyp. Vermeeren spielt überhaupt nicht wie Xavi.

    Vermeeren hat etwas von Frenkie de Jong an sich, vor allem wenn er mit dem Ball am Fuß das Spiel aufbaut und die Abwehrreihen durchbricht. Er fängt auch ähnlich viele Bälle ab.

    Doch damit enden die Vergleiche, denn de Jong ist vielmehr ein zentraler Mittelfeldspieler. Auch Eduardo Camavinga kann als Vergleich herangezogen werden, da beide etwa im gleichen Alter ihren Durchbruch hatten.

    Wenn es jedoch um den Spielstil und den Entwicklungszyklus geht, ist Declan Rice vielleicht der beste Vergleich.

    Wie der Engländer kam auch Vermeeren von einer hochklassigen Akademie in eine weniger gute - der Engländer wechsele vom FC Chelsea zu West Ham United. Beide waren in ihrer Jugend Innenverteidiger, die inzwischen entweder zu defensiven oder Box-to-Box-Mittelfeldspielern umfunktioniert wurden. Beide sind hervorragende Verteidiger, die den Raum verstehen und immer besser nach vorne spielen.

  • Arthur Vermeeren Antwerp 2023-24Getty Images

    Wie geht es weiter?

    Es gibt bereits Berichte, dass Arsenal, der FC Barcelona und Borussia Dortmund sich im Januar 2024 um den Belgier bemühen werden. Da der BVB mit 27 Millionen Euro scheiterte, dürfte Vermeeren letztlich nicht für unter 30 Millionen Euro gehen.

    Im Moment scheint es jedoch wahrscheinlicher, dass Vermeeren bis zum Ende der Saison in Belgien bleibt - dann wird er seinen Marktwert allerdings weiter "vermeert" haben.

    Wie auch immer, Vermeeren ist erst 18 Jahre alt und muss regelmäßig spielen. Er ist sicherlich bereit für ein höheres Niveau, muss aber zu einer Mannschaft wechseln, die ihm fast jede Woche 90 Minuten bieten kann.

    Der BVB könnte dabei die beste Option sein. Die Dortmunder geben jungen Talenten wie kein zweiter Verein in Europa Spielzeit. Zudem ist es ihnen bisher nicht gelungen, Jude Bellingham zu ersetzen.

    Doch Antwerpen würde ihn sicher noch gerne länger halten. Sein Vertrag läuft bis 2026. Auch ein Wechsel im Sommer 2024 oder 2025 ist denkbar.