Angelo Stiller vom VfB Stuttgart bald einer für Julian Nagelsman? Der Hoeneß-Ziehsohn tritt das Endo-Erbe an

Stiller wurde in der Jugend des FC Bayern München ausgebildet, ab dem Sommer 2018 arbeitete der Mittelfeldspieler mit Sebastian Hoeneß zusammen. Erst in der U19 des deutschen Rekordmeisters, dann wurde das Duo gemeinsam mit der Reserve des FCB Meister in der 3. Liga.

Trainer Hoeneß zog es im Sommer 2020 daraufhin in die Bundesliga zur TSG 1899 Hoffenheim, Stiller folgte ihm ein Jahr später ablösefrei, inklusive Spitze Richtung FC Bayern: "Wer bei der Reserve Leistung bringt, kriegt oben seine Chancen - das war uns immer gesagt worden. Ich hätte mich gefreut, wenn ich mehr Vertrauen gespürt hätte", sagte Stiller einst im Interview mit GOAL und SPOX.

In seinem ersten Jahr in Sinsheim setzte sich Stiller unter Hoeneß schnell durch und wurde mit 29 Einsätzen Leistungsträger bei der TSG. Im zweiten Jahr wurde Hoeneß jedoch entlassen, Stiller verpasste verletzungsbedingt einige Partien und kam unter den Nachfolgern André Breitenreiter und Pellegrino Matarazzo nur noch auf acht Einsätze. So trafen sich die Wege von Stiller und Hoeneß ein drittes Mal ...

Sebastian Hoeneß bewahrte den VfB Stuttgart ab April 2023 vor dem Abstieg und steht in der Jahrestabelle 2023 hinter den vier Top-Mannschaften FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer 04 Leverkusen auf Platz 5.

Im Sommer verließen allerdings zahlreiche Leistungsträger den Verein, darunter der Kopf des Mittelfelds, Wataru Endo. Den Japaner zog es von den Schwaben zum großen FC Liverpool.

Der VfB brauchte einen Nachfolger und Hoeneß musste nicht lange nach einem Wunschkandidaten suchen: Angelo Stiller kam aus Hoffenheim für 5,5 Millionen Euro.

Die Rufe nach Endo auf dem Feld kamen gar nicht erst groß auf, denn mit Atakan Karazor bildet Stiller seit seinem Wechsel die Doppel-Sechs bei den Stuttgartern.

Während Karazor sozusagen die Drecksarbeit übernimmt, darf Stiller mit dem Ball glänzen. Stuttgart spielt erfrischenden Offensiv- und Ballbesitz-Fußball, in dem Stiller vor allem mit seiner Spielintelligenz und seiner Sicherheit im Passspiel hervorsticht.

"Er ist in der Lage ein Spiel mitzudiktieren. Und das gibt's nicht so oft", gibt es Lob von Ziehvater Hoeneß gegenüber dem SWR. Die Fußstapfen von Endo waren riesig, Stiller füllt sie momentan mit Bravour.

Wie sicher und intelligent Stiller spielt, zeigt sich auch in den Statistiken. Der 17-fache deutsche U21-Nationalspieler hat laut bundesliga.com mit knapp 93,5 Prozent die viertbeste Passquote der Bundesliga und spielt dabei mit die meisten Pässe der Liga.

Seit seinem Wechsel zum Überraschungsteam der Bundesliga spielte Stiller jede Partie durch, der VfB gewann sieben seiner neun Spiele mit dem 22-Jährigen auf dem Feld.

Lob gibt es da auch von den Experten: „Er spielt wie ein alter Hase, mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit“, so Didi Hamann bei Sky. "Er ist immer in der Lage sich auch an höheres Niveau zu adaptieren", kommt VfB-Trainer Sebastian Hoeneß beim SWR kaum aus dem Schwärmen heraus.

Damit empfiehlt sich Stiller auch für größere Aufgaben: Beim DFB dürften Kapitän Ilkay Gündogan, und die Bayern-Stars Joshua Kimmich und Leon Goretzka im Kader für die Heim-EM gesetzt sein, dahinter gibt es viele Alternativen.

Gegenüber dem erneut nominierten Robert Andrich hat Stiller die Nase klar vorn, mit dem zuletzt gesetzten Pascal Groß befindet er sich auf einem ähnlichen Level. Da Grischa Prömel von der TSG Hoffenheim für den angeschlagenen Felix Nmecha nachnominiert wurde, könnte man Stiller fast als einen der größten "Snubs" (Spieler, die trotz guter Leistungen nicht beachtet werden) bezeichnen.

Eine Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft würde da alles andere überraschend kommen – Und vielleicht wird Stiller somit die große EM-Überraschung von Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Solange sorgt Stiller allerdings mit dem VfB in der Liga für Aufruhr, schließlich winkt nach einem Drittel der Saison das internationale Geschäft. International traten die Stuttgarter zuletzt in der Saison 2012/13 auf, diese Durststrecke könnte das Duo Hoeneß/Stiller bald beenden.