Leroy SaneGetty

An diesen Abenden wollte er eigentlich glänzen - doch Leroy Sane fehlte Galatasaray beim Triumph über Liverpool überhaupt nicht

Denkwürdiger Abend in Istanbul! Galatasaray sorgte am 2. Spieltag der Champions-League-Ligaphase für eine große Überraschung und schlug den englischen Meister FC Liverpool am Ende nicht unverdient mit 1:0 (1:0). Für das goldene Tor sorgte Mittelstürmer Victor Osimhen in der 16. Minute per Elfmeter. Und während der spektakuläre Erfolg frenetisch gefeiert wurde, gab es bei Galatasaray in Leroy Sane auch eine große persönliche Enttäuschung. Denn der deutsche Nationalspieler saß überraschend nur auf der Ersatzbank und wurde letztlich auch nicht eingewechselt.

Auch für einen anderen DFB-Star verlief die Partie enttäuschend, schließlich konnte Florian Wirtz mit Liverpool nicht mehr zurückschlagen. Doch Ansätze, die er auch in Istanbul zeigte, machen Hoffnung für die Zukunft. Drei Dinge, die bei Galatasarays Sieg gegen Liverpool auffielen:

  • Leroy Sane fehlte Galatasaray absolut nicht

    Es war eine ziemlich überraschende Nachricht, die etwa eine Stunde vor Spielbeginn durchsickerte: Leroy Sane, Star-Neuzugang und vor allem für Furore in der Champions League einer der großen Hoffnungsträger, stand beim Highlight-Spiel gegen den FC Liverpool nicht in Galatasarays Startelf.

    Für den ehemaligen Bayern-Profi ganz sicher eine extreme Enttäuschung. Schließlich sind es diese Partien im ganz großen Scheinwerferlicht, in denen er am allerliebsten glänzen will. Und in denen er sich beispielsweise auch für eine Rückkehr in die deutsche Nationalmannschat empfehlen könnte, für die er im September nicht nominiert wurde.

    Sicherlich wird sich auch Sane darüber gefreut haben, dass seine Teamkollegen gegen den englischen Meister einen derart guten Job machten und sogar gewannen. Doch aus persönlicher Sicht wurde der Abend für den 29-Jährigen noch ein wenig bitterer, da man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, dass er seiner Mannschaft in irgendeiner Form fehlen würde.

    Es war das erste Mal in seiner noch kurzen Zeit bei Galatasaray, dass Sane nicht von Anfang an spielte. Vermisst wurde er nicht. Und das nicht nur, weil der türkische Meister im Kollektiv eine beeindruckende Leistung auf den Rasen zauberte. Sondern auch, weil Sanes direkter Stellvertreter Yunus Akgün überzeugen konnte. Jener hatte mehrere starke Momente in Pressing und Gegenpressing, gefiel zudem als wendiger Dribbler und verpasste den hochkarätigen Gegenspielern hier und da einen Knoten in ihren Beinen. Nicht zu vergessen Akgüns Traumpass in den Lauf von Baris Alper Yilmaz, der früh Galatasarays erste Großchance einleitete.

    Inwieweit Trainer Okan Buruk diese gute Vorstellung gegen ein europäisches Top-Team als Blaupause nimmt und Sane künftig häufiger außen vor lässt, bleibt abzuwarten. Was aber durchaus erstaunte und Sane umso mehr enttäuschte: 20 Minuten vor dem Ende wurde nicht er, sondern Roland Sallai für Akgün eingewechselt. Und Sane? Der blieb bis zum Abpfiff draußen.

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  • Florian Wirtz Liverpool 2025-26Getty

    Wieder kein Scorerpunkt – aber Florian Wirtz wird zwangsläufig in den Flow kommen

    Vermutlich wird sich Florian Wirtz auch nach Liverpools Niederlage bei Galatasaray mal wieder Kritik anhören muss. Schließlich lieferte der 125-Millionen-Euro-Neuzugang des englischen Meisters mal wieder nichts Zählbares und hatte keine riesige Fülle an auffällig guten Aktionen.

    Wirtz probierte und lief mal wieder viel, möglicherweise zu viel. Jüngst verriet er im Sky-Interview, dass er gemeinsam mit Trainer Arne Slot zuletzt analysierte, dass er aufgrund der vielen abgespulten Kilometer vielleicht am Ball aktuell nicht die Frische habe, um seine genialen Aktionen häufiger zeigen zu können.

    Auch in Istanbul konnte man diesen Eindruck zuweilen gewinnen, da Wirtz mitunter ungewohnt fahrige Aktionen hatte und nicht so gedankenschnell wirkte, wie man ihn kennt. Aber dann waren da eben auch jene Szenen, die sehr wohl imponierten und bei denen nur der letzte Schritt fehlte. Als er einen Gegenspieler in Hälfte eins am Sechzehner wunderbar aussteigen ließ beispielsweise, sein Schuss dann aber geblockt wurde. Oder die geniale Vorarbeit für die Großchance des kurz zuvor eingewechselten Alexander Isak im zweiten Spielabscnhitt, die der Schwede aber nicht in ein Tor ummünzen konnte.

    Die wahrscheinlich auch jetzt wieder mit den Hufen scharrenden Kritiker wird Wirtz aber mit Sicherheit bald zum Schweigen bringen. Um auf Dauer nicht zu glänzen, ist der 22-Jährige schlichtweg zu gut, hat zu viel Qualität. Die Ansätze sind ohnehin schon da und zeigen punktuell, was er den Reds geben kann. Je mehr er sich an die neue Spielweise, die neuen Mitspieler und auch die neue Intensität gewöhnt, wird der aus Leverkusener Zeiten bekannte Flow Stück für Stück zurückkommen.

  • Lucas Torreira Galatasaray 2025Getty

    Galatasarays Doppelsechs nervt Liverpool bis zum Schluss

    Dass Galatasaray gegen Liverpool vor allem über den Kampf würde kommen müssen, um eine Chance zu haben, war vor dem Spiel klar. Und dass die Doppelsechs des türkischen Meisters das Potenzial dafür besitzt, bis zum Ende zu beißen, ebenso. Wie Lucas Torreira und Mario Lemina die Erwartungen dann auf den Platz brachten, war imposant.

    Mit einer enormen Aggressivität in den Zweikämpfen und einer Intensität, die sie von der ersten bis zur letzten Minute aufrecht erhalten konnten, leistete das Duo die möglicherweise entscheidende Arbeit für Galatasarays überraschenden Erfolg. Gemeinsam mit dem gegen den Ball ebenfalls enorm starken Ilkay Gündogan organisierten Torreira und Lemina das Pressing, das punktuell sehr gut funktionierte und den Istanbulern damit wichtige Verschnaufpausen verschaffte.

    Exemplarisch und beinahe auch von zählbarem Erfolg gekrönt: Torreiras Vorwärtsverteidigen kurz vor dem Halbzeitpfiff gegen Ryan Gravenberch, das einen hohen Ballgewinn ermöglichte und Victor Osimhen in eine erstklassige Abschlussposition gebracht hätte, wäre Gravenberch nicht noch per Foul dazwischen gegangen.

    Aber auch, wenn Liverpool in der gegnerischen Hälfte war, waren es Lemina und Torreira, die Großes leisteten. Mit ihrer harten, aber zumeist fairen Gangart nahmen sie Liverpools hochveranlagten Offensivspielern Raum und Zeit, kauften ihnen mitunter den Schneid ab. Ihre Premier-League-Erfahrung (Torreira absolvierte 63 EPL-Partien für Arsenal, Lemina deren 145 für Southampton, Fulham und Wolverhampton) kam ihnen dabei sicher zugute.

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