Als Ersatz für Trent Alexander-Arnold: Arne Slot könnte sich bei Ex-Klub bedienen und ein Mega-Talent zum FC Liverpool holen

Givairo Read wurde in Bijlmer, einem Stadtteil am südlichen Rand von Amsterdam, geboren und wuchs dort auch auf. Mit dem Fußball begann er beim nahe gelegenen Amateurverein Zeeburgia und wurde im Alter von elf Jahren vom FC Volendam aufgenommen.

Er machte schnell Fortschritte in der Jugendabteilung und debütierte bereits mit 16 Jahren für den Verein in der ersten niederländischen Liga. Wim Jonk, der ehemalige Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam und der Niederlande, brachte Read am 17. März 2023 für die letzten fünf Minuten beim 2:1-Sieg gegen Fortuna Sittard.

Zu diesem Zeitpunkt spielte er bereits für die U17 der Niederlande. Elf Tage nach seinem Debüt für Volendam wurde Feyenoords damaliger U18-Coach Robin van Persie dann bei einem EM-Qualifikationsspiel gegen England erstmals auf ihn aufmerksam. Der ehemalige Stürmer von Feyenoord war zum Spiel im Sportpark Nieuw Zuid gegangen, um seinen Sohn Shaqueel zu sehen - doch die Leistung von Read beeindruckte ihn offenbar noch mehr.

Der Rechtsverteidiger sagte zu Voetbal International: "Ich muss zugeben, dass ich auch dachte, dass ich in diesem Spiel gut war. Es war einer dieser Tage, an denen alles gut läuft, und ich hatte Glück, dass Robin einen Rechtsverteidiger für sein Team suchte."

Er führte aus: "Er sagte hinterher, dass ich ihm aufgefallen sei, und nicht viel später kontaktierte Feyenoord meinen Agenten. Ich war bereits in Gesprächen mit Volendam. Der Vertrag dort lag sogar schon bereit und ich hatte mich mehr oder weniger entschieden, dort zu bleiben. Aber ich dachte mir, dass es nie schaden kann, zuzuhören, und so ging ich zu einem Gespräch mit Robin. Er ist ein sehr guter Redner."

Read begründete aber auch seine Zweifel: "In Volendam würde ich in der ersten Mannschaft spielen, aber in Rotterdam müsste ich zuerst in die U18 von Feyenoord. Ich müsste also einen Schritt zurückgehen, mit der Absicht, in Zukunft zwei Schritte nach vorne zu machen. Das war ein Risiko, aber ich dachte, es wäre das Wagnis wert. Ich wollte unbedingt unter Robin spielen und er hat mich sofort in die Mannschaft aufgenommen. Er hat mir viel Verantwortung übertragen und das Tolle war, dass Robin sehr offensiven Fußball spielen wollte, genau wie Wim Jonk bei Volendam, sodass ich mich leicht anpassen konnte."

Es dauerte nicht lange, bis Slot, damaliger Cheftrainer der Profis von Feyenoord, auf Reads Leistungen aufmerksam wurde - und den Teenager kurzerhand zum Training mit den Senioren einlud, noch bevor er ein Spiel für Feyenoords U21-Mannschaft bestritten hatte.

Read reiste sogar mit ins Wintertrainingslager nach Marbella (Spanien). Als Slot danach beim Hinspiel der Europa-League-Playoffs gegen die AS Rom am 15. Februar 2024 auf der rechten Abwehrseite einen Ersatz benötigte, stand Read im Kader.

"Lutsharel Geertruida war krank, also begann Bart Nieuwkoop als rechter Außenverteidiger", erklärte Read. "Ich hatte sofort das Gefühl, dass mein Debüt anstehen könnte, und das Tolle war, dass Geertruida das auch dachte. Er schickte mir vor dem Spiel eine SMS: 'Mach dich bereit, es besteht eine große Chance, dass du eingewechselt wirst. Zeig, wofür du so hart trainiert hast, und mach deine Familie stolz.' Das fand ich sehr nett, eine wirklich tolle Geste von einem echten Kapitän. Seltsamerweise war ich nicht nervös, als Slot mich zum Aufwärmen schickte. Ich hatte auch keine Zeit zu realisieren, was für ein wichtiges Spiel das war."

"Als ich eingewechselt wurde, spielte ich einfach mein Spiel, wie ich es immer bei Volendam und Feyenoords U18 gemacht habe: Angriff, wann immer ich kann, aber rechtzeitig zurück sein, um zu verteidigen. Es war ein spannendes Spiel, das 1:1 endete, aber erst danach wird einem klar, wie besonders es war: die Roma, mit all der Geschichte mit Feyenoord, und José Mourinho auf der Bank ... Ich habe es genossen!"

Read verdankt Slot also den Sprung zu den Profis sowie eine schnelle Eingewöhnung. Der Coach ging im Sommer 2024 dann jedoch zum FC Liverpool - der Mentor des 18-Jährigen war also auf einen Schlag weg.

Unter dem neuen Cheftrainer Brian Priske spielte Read zu Saisonbeginn selten. Erst die Verletzungen von Nieuwkoop und Jordan Lotomba boten Read die Chance, sich in das Team zu spielen - und das gelang ihm.

Read machte bei seinem Champions-League-Debüt im Februar einen fantastischen Job gegen AC-Mailand-Star Rafael Leao und hat in seinen letzten sechs Spielen für Feyenoord sechs Vorlagen gegeben.

Er schrieb sogar ein wenig Geschichte, indem er im März 2025 gegen Twente Enschede drei Tore vorbereitete.

Trotzdem wurde er nicht für die niederländische U21 berufen. "Es ist [Trainer] Michael Reiziger überlassen, diese Entscheidung zu treffen, und vielleicht hat er jemand anderen, der noch besser ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er das hat", sagte van Persie. "Ich habe auch nichts gehört, daher weiß ich auch nicht, ob Reiziger meine Nummer hat. Aber er kann sie jederzeit bekommen!"

So durfte Read bei der U19 ran und schaffte die Qualifikation für die Europameisterschaft, statt bei der U21 in unbedeutenden Testspielen zu helfen.

All die Aufregung unterstreicht, wie groß das Potenzial des 18-Jährigen ist. Früher oder später dürfte er sogar in der niederländischen Nationalmannschaft debütieren, wenn er so weitermacht.

Wie seine drei Vorlagen beweisen, ist Read ein großartiger Offensivspieler. Er ist schnell, kann dribbeln und schlägt starke Flanken. Er mag nicht über die enorme Passreichweite eines Alexander-Arnold verfügen, aber er hat einen großartigen rechten Fuß.

Dabei hat er natürlich auch immer die Defensive im Kopf. "Man muss immer zurückkommen, man darf die Verteidigung nicht vernachlässigen", sagte er. "Das erfordert nicht nur Fitness, sondern auch Einsicht und Kommunikation. Ich habe Spieler um mich herum, die mich gut coachen."

Was seine Persönlichkeit angeht, ist Read bescheiden, aber ehrgeizig und wissenshungrig.

Read erklärte zudem, dass er vor einem Spiel nur einmal nervös gewesen sei - vor seinem ersten Auftritt im Klassiker gegen Ajax Amsterdam zu Beginn dieser Saison.

Auch van Persie ist beeindruckt. "Wenn man sieht, wie Givi Dinge aufgreift, wie er trainiert und wie er spielt, dann macht mir das besonders viel Spaß."

Wie Read selbst erklärte, spielt er dabei erst seit Kurzem als Verteidiger. In der Jugend bei Zeeburgia lief er noch als Stürmer auf und später bei Volendam im Mittelfeld. Dort musste er dann einst als Rechts- und sogar als Innenverteidiger aushelfen.

Erst in der U21 von Volendam setzte er sich dann als Rechtsverteidiger fest. Auch deshalb muss er diese Position erst noch im Detail verstehen - und vor allem die Balance zwischen Offensive und Defensive wahren.

Durch intensives Fitnesstraining will er noch stärker, fitter und schneller werden. Mit 18 Jahren ist er auch körperlich noch nicht voll ausgereift.

Read und Alexander-Arnold sind ziemlich unterschiedliche Spielertypen und in vielen Bereichen nicht zu vergleichen.

Feyenoords Assistenztrainer Etienne Reijnen hatte einen besseren Vergleich: Denzel Dumfries. Der Rechtsverteidiger von Inter Mailand ist körperlich ähnlich beeindruckend - und ebenfalls Niederländer. Nach dem Duell der beiden im CL-Achtelfinale tauschten sie sogar die Trikots aus.

"Dumfries ist ein Spieler, zu dem ich wirklich aufschaue", sagte Read. "Wir sind vom Spielertyp her ziemlich gleich. Die Art und Weise, wie er nach vorne geht, versuche ich mir von ihm abzuschauen. Manchmal, wenn ich mir seine Spiele ansehe, sehe ich, dass er Dinge tut, die ich selbst tun könnte. Er schießt immer Tore und gibt immer Vorlagen!"

Im Sommer wird Read mit der U21 der Niederlande an der Europameisterschaft teilnehmen. Danach muss sich Feyenoord vorsichtshalber auf seinen Abgang vorbereiten. Der heißeste Kandidat ist der FC Liverpool, Reads erklärter Lieblingsverein in der Premier League.

Im September 2024 unterschrieb der 18-Jährige einen Vertrag bis 2028 - um im Februar 2025 dann sogar bis 2029 zu unterschreiben.

"Das sagt viel über das Vertrauen aus, das der Klub in mich hat", betonte Read. "Es geht alles sehr schnell, aber mir ist sehr wohl bewusst, wie besonders alles ist, was ich jetzt erlebe. Ich habe mich vor fast zwei Jahren sehr bewusst für den Wechsel nach Rotterdam entschieden, und die Tatsache, dass es so gekommen ist, ist eine Bestätigung dafür, dass meine Wahl richtig war. Gleichzeitig weiß ich, dass ich weiter hart arbeiten muss, um diesen Trend fortzusetzen, und deshalb bin ich auch für die kommenden Jahre bei Feyenoord am richtigen Ort."

Ein paar weitere Jahre in den Niederlanden würden ihm sicherlich enorm guttun - doch wie oft bekommt man unter Umständen die Chance, nach Liverpool zu wechseln?