Florentino Perez wusste, was er tat: Er holte Alonso, den analytischen, detailgetriebenen Modernisierer. Spätestens seit seiner historischen Meisterschaft 2024 mit Bayer Leverkusen gilt Xabi Alonso als einer der talentiertesten Trainer Europas. Damals führte er den Klub zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte, machte aus einem Außenseiter eine echte Spitzenmannschaft und war damit Ziel gleich zweier Weltvereine: Bayern München und der FC Liverpool wollten ihn unbedingt holen.
Alonso blieb jedoch ein weiteres Jahr in Leverkusen – und entschied sich 2025 für Real Madrid. Für jenen Verein, den er von 2009 bis 2014 als Spieler geprägt hatte, jenen Klub, den er kennt wie kaum ein anderer. Real holte ihn als Architekten einer neuen Ära.
Der Bruch mit dem alten Stil war bewusst gewählt – und solche Veränderungen brauchen Zeit. Carlo Ancelottis Laissez-faire-Ansatz war das genaue Gegenteil. Spieler, die sich jahrelang in einem System mit viel Freiheit, wenig Struktur und enormer Hierarchiebewegung wohlfühlten, müssen sich nun umstellen. Manche wollen das nicht. Manche können es vielleicht nicht.
Wie der renommierte BBC-Journalist Guillem Balague berichtet, habe Ancelotti Alonso vor dessen Amtsantritt sogar eindringlich vor den Gefahren des königlichen "Irrenhauses" gewarnt. Gegenüber engen Vertrauten soll der Italiener von der "kompliziertesten Kabine" seiner Karriere gesprochen und Alonso darauf hingewiesen haben, dass Spieler seine im Training unter der Woche entwickelten Ideen auf dem Platz dann am Wochenende schlichtweg ignoriert hätten.
Und so kam es offenbar zu einem schwelenden Brand zwischen Trainer-Ansicht und mannschaftlichen Egos. Journalist Roberto Gomez sagte nach dem 2:2 bei Aufsteiger Elche, die Aufstellung sei "eine echte Katastrophe" gewesen, es gebe eine "völlige Entfremdung zwischen Mannschaft und Trainer". Doch diese Entfremdung entspringt weniger Alonsos Arbeit – sondern dem Umstand, dass Real Madrid seit Jahren ein Klub ist, der sich über Heroen definiert und nicht über ein System.