Ibra, Pirlo und Co.: Diese Spieler liefen für Milan und Inter auf

Im Mailänder Derby, auch als Derby della Madonnina bekannt, wird am Mittwochabend das nächste Kapitel einer spektakulären Rivalität geschrieben - diesmal im Halbfinale der Champions League. Die Rossoneri und die Nerazzurri streiten sich um einen Platz im Finale in Istanbul, das am 10. Juni stattfindet.

Die beiden Vereine teilen nicht nur die gegenseitige Abneidung, sondern sich auch ihr legendäres Stadion, das San Siro bzw. Giuseppe-Meazza-Stadion.

Doch trotz der enormen Rivalität haben seit 1900 mehr als 100 Spieler für beide Teams gespielt - einige wechselten direkt innerhalb der Stadt, manche liefen dazwischen für andere Vereine auf und schwächten auf diese Weise den "Verrat" ein wenig ab.

Ein Spieler brachte sich mit dem Transfer sogar um den lang erhofften italienischen Meistertitel - ein anderer weinte vor dem ersten Derby auf der anderen Seite.

Welche Spieler haben es sich getraut, das Trikot zu wechseln und damit großen Hass auf sich gezogen? GOAL wirft einen Blick auf die bekanntesten von ihnen.

  • Giuseppe Meazza InterGoal

    Giuseppe Meazza

    Die größte Inter-Legende aller Zeiten ist ohne Zweifel Giuseppe Meazza. Sein Einfluss auf den Verein ist so groß, dass das San Siro von den Inter-Fans "Stadio Giuseppe Meazza" genannt wird.

    Zwischen 1927 und 1940 lief der Italiener in 409 Spielen für Inter auf, erzielte dabei 284 Tore - und gewann dreimal die Serie A und einmal die Coppa.

    Nach Verletzungsproblemen in den Spielzeiten 1938/39 und 1939/40 während des zweiten Weltkriegs wechselte er 1940 überraschend zum Stadtrivalen AC Mailand. Dort kam er in 42 Spielen zum Einsatz und war mit elf Toren deutlich weniger erfolgreich.

    Doch der Überlieferung nach weinte Meazza vor seinem ersten Derby für die AC gegen seinen Ex-Verein - und erzielte kurz vor Schluss trotzdem den Ausgleich.

    Später in seiner Karriere wechselte Meazza auch noch zu Juventus, Varese und Atalanta, bevor er 1946/47 für eine letzte Saison als Spielertrainer zu Inter zurückkehrte. In 17 Spielen erzielte er dann die letzten beiden Tore seiner Karriere und rettete sein Team vor dem Abstieg.

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  • Andrea Pirlo MilanGetty

    Andrea Pirlo

    Andrea Pirlo gilt als einer der größten Mittelfeldspieler aller Zeiten. Es war ein Genuss, ihm beim Spielen zuzusehen, weil er in der Zentrale seine Mannschaft mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit dirigierte.

    Nachdem er sich in Brescia einen Namen gemacht hatte, wechselte Pirlo 1998 zu Inter. Doch dort wurde er in drei Spielzeiten zweimal ausgeliehen und durfte nur 22-mal für Inter auf den Platz.

    Im Jahr 2001 verpflichtete Milan Pirlo für umgerechnet 17 Millionen Euro. Erst mit diesem Wechsel begann die Karriere eines der besten Mittelfeldspieler des modernen Fußballs wirklich.

    Pirlo verbrachte zehn Jahre bei Milan, absolvierte 401 Spiele, schoss 41 Tore und gewann zwei Titel in der Serie A, zwei Champions-League-Trophäen, eine Coppa Italia, eine Supercoppa und zwei UEFA-Supercups sowie die erste Fifa-Klub-WM. Der Mittelfeldspieler wird also immer eher mit der AC als mit Inter in Verbindung gebracht werden.

    Pirlo gehört zu den wenigen Akteuren, deren Wechsel innerhalb Mailands eher ruhig vonstatten ging. Vielleicht auch, weil die Nerazzurri 2001 die relativ hohe Ablöse von 17 Millionen Euro kassierten - und Pirlo einfach ein sympathischer Typ ist.

    Nach zehn Jahren verließ Pirlo Mailand und schloss sich Juventus Turin ablösefrei an. Mittlerweile ist er als Trainer in der Türkei tätig.

  • Ronaldo Inter 23101999Getty

    Ronaldo

    Ronaldo war wohl der beste Stürmer seiner Generation.

    Nachdem der Brasilianer mit PSV die niederländische Liga aufgemischt und 1996/97 bei Barcelona in einer Saison mehr als 30 Tore erzielt hatte, wechselte er 1997 für umgerechnet 26,5 Millionen Euro zu Inter - die damalige Rekord-Ablösesumme.

    Ronaldo passte sich sofort dem Spielstil in der Serie A an. In seinen fünf Jahren bei Inter erzielte der brasilianische Stürmer 49 Tore in nur 68 Spielen, konnte aber nur den UEFA-Cup in der Saison 1997/98 gewinnen.

    Nach seiner atemberaubenden WM 2002 in Japan und Südkorea schloss er sich den Galacticos von Real Madrid an. 2007 zog es ihn dann noch einmal nach Mailand - diesmal zur AC, die 7,5 Millionen Euro für ihn zahlte. In 20 Spielen kam er dort immerhin auf neun Tore.

    Doch Ronaldo wird auch weiterhin wohl eher mit Inter als mit der AC in Verbindung gebracht.

  • Clarence Seedorf MilanGetty Images

    Clarence Seedorf

    Clarence Seedorf hat mit drei verschiedenen Vereinen insgesamt viermal die Champions League gewonnen - davon zweimal mit Milan. Allein das macht ihn zu einer der größten Legenden des Klubs.

    Nachdem er seine Karriere bei Ajax begonnen hatte, wechselte Seedorf zu Sampdoria, wo seine Klasse Real Madrid anlockte. Er verbrachte vier Jahre bei den Blancos und absolvierte dort mehr als 100 Spiele, bevor er im Jahr 2000 zu Inter wechselte.

    Dort hob der Niederländer das Niveau der Mannschaft merklich an - einen Titel konnte er dort jedoch nicht gewinnen.

    Zwei Jahre später kam es zum unglaublichen Wechsel: Milan holte Seedorf im Tausch mit Franceso Coco. Es sollte eine der besten Entscheidungen der AC-Klubgeschichte sein.

    Seedorf wurde zu einer der prägenden Figuren in der besten AC-Mannschaft aller Zeiten. In seinen zehn Jahren absolvierte er exakt 300 Spiele und gewann zwei Titel in der Serie A, eine Coppa, zweimal die Supercoppa, einen UEFA-Supercup, einmal die Klub-WM und zweimal die Champions League (2002/03 und 2006/07).

  • Hernan Crespo InterGetty Images

    Hernan Crespo

    Der Argentinier wurde nach seiner Ankunft in Europa zuerst bei Parma ausgebildet - und spielte dort direkt so stark auf, dass Lazio im Jahr 2000 die damalige Rekord-Summe von umgerechnet 56,8 Millionen Euro für ihn hinblätterte. Doch so erfolgreich wie erhofft lief es für den Stürmer dort nicht - und so ging es 2002 für 40 Millionen Euro weiter zu Inter. Dort sollte er niemand geringeren als den amtierenden Weltfußballer Ronaldo ersetzen.

    Doch bei den Nerazzurri lief es noch schlechter als bei Lazio. In nur 18 Spielen kam der Argentinier auf gerade einmal sieben Tore in einer Saison.

    Chelsea verpflichtete ihn im August 2003, und nach einer enttäuschenden Saison und der Ankunft von José Mourinho, der ihn nicht wollte, wurde Crespo für die Saison 2004/05 nach Mailand ausgeliehen - diesmal jedoch brisanterweise nicht zurück zu Inter, sondern zur AC.

    Mourinho holte Crespo jedoch für die Saison 2005/06 zurück, als Konkurrenz für Didier Drogba. In dieser Saison gewann der argentinische Stürmer seinen ersten Premier-League-Titel.

    Nach der Saison bat Crespo um einen Wechsel. Er wollte sich wieder Milan anschließen, wurde aber stattdessen für zwei Jahre an Inter ausgeliehen. 2008 endete sein Vertrag mit Chelsea - und er blieb direkt bei Inter.

  • Zlatan Ibrahimovic Milan Lazio 12092021Getty Images

    Zlatan Ibrahimovic

    Vom Serie-A-Konkurrenten Juventus zog es den Schweden nach der WM 2006 zu Inter. In seinen drei Spielzeiten bei den Nerazzurri avancierte Ibrahimovic zu einem der besten Stürmer der Welt: Er erzielte 57 Tore in 88 Spielen.

    Seine Leistungen beeindruckten auch den FC Barcelona, der ihn für 69,5 Millionen Euro als Sturm-Partner für Lionel Messi verpflichtete.

    Die Pläne von Trainer Pep Guardiola mit dem Schweden gingen jedoch taktisch wie persönlich nicht auf - und so kehrte er nach Mailand zurück, diesmal zum AC auf Leihbasis. Für die Inter-Fans war das Hochverrat. Bei der AC hielt es ihn erneut nur zwei Jahre - in seiner ersten Spielzeit hatte er noch mit 28 Toren in 32 Spielen brilliert.

    Für 21 Millionen Euro lockten dann die Neureichen aus Paris. Bei PSG ist Ibrahimovic mit 113 Toren in 122 Spielen bis heute einer der erfolgreichsten Spieler der Vereinsgeschichte.

    Im Spätherbst seiner Karriere zog es den Schweden noch zu Manchester United. Als er dann 2018 in die MLS zu LA Galaxy ging, galt seine Karriere als beendet - bis die AC Milan 2020 doch noch einmal anklopfte. Die Erfolgsgeschichte wird bisher vom Gewinn der Serie A in 2022 gekrönt.

  • Mario Balotelli InterGetty

    Mario Balotelli

    Der italienische Stürmer wurde bei Inter ausgebildet und durfte 2007 erstmals für die Profis ran.

    In den drei Jahren absolvierte Balotelli 59 Spiele, erzielte 20 Tore und gewann 2010 das Triple aus Serie A, Coppa Italia und Champions League - jedoch zumeist von der Bank aus kommend.

    Seine Leistungen machten Manchester City auf ihn aufmerksam, das ihn noch im selben Jahr für 29,5 Millionen Euro verpflichtete. In 54 Spielen für City erzielte er weitere 20 Tore, bevor er in der Saison 2013/14 nach Italien zurückkehrte, diesmal zu Milan. Balotelli war in seiner einen Saison bei Milan einer der besten Spieler und erzielte 26 Tore in 43 Spielen.

    Im Jahr 2014 wechselte er nach Liverpool und von dort an ging es bergab, abgesehen von einer guten Zeit in Nizza in Frankreich. Mittlerweile kickt er als Reservist in der Schweiz beim FC Sion und macht vor allem abseits des Platzes weiter auf sich aufmerksam.

  • Roberto Baggio MilanGetty

    Roberto Baggio

    Roberto Baggio war einer der vielseitigsten Offensivspieler seiner Generation.

    Mit mehr als 200 Toren in der Serie A ist Baggio als "Il Divin Codino" bekannt - "der göttliche Pferdeschwanz" - wegen seiner Frisur, mit der er fast während seiner gesamten Karriere auflief.

    Baggio kam 1995 als früherer Ballond-d'Or-Sieger von Juventus zu Milan, wo er in 51 Spielen zwölfmal traf - obwohl er als Kind immer Fan von Inter gewesen war. Zwei Jahre später zog es ihn zu Bologna, wo er nur eine Spielzeit blieb.

    Dann ging er zurück nach Mailand und überraschte alle Rossoneri - indem er bei Inter unterschrieb, dem Lieblingsverein seiner Kindheit. Dort konnte er jedoch in zwei Jahren nie wie erhofft überzeugen.

  • Hakan CalhanogluGetty

    Hakan Calhanoglu

    2017 verließ der gebürtige Mannheimer die Bundesliga - für 23,3 Millionen Euro lockte die AC Milan ihn damals aus Leverkusen weg.

    Dort wurde der Deutsch-Türke in vier Jahren zum internationalen Star und leitete mit den Rossoneri eine wieder etwas erfolgreichere Zeit ein. Bis 2021 sein Vertrag auslief und erste Gerüchte über einen ablösefreien Wechsel publik wurden. Die ersten Beleidigungen ließen auf Social Media nicht lange auf sich warten - und die Gerüchte sollten sich bestätigen.

    "Ich bin nicht der Erste, der das macht, und ich werde auch nicht der Letzte sein, denn viele Spieler sind von Milan zu Inter gegangen oder umgekehrt", erzählte Calhanoglu später DAZN. Nur Trainer Stefano Pioli habe ihn noch unbedingt bei der AC halten wollen. Außerdem brisant: Inter war gerade Meister geworden. Der Mittelfeldspieler wollte sich auch endlich mit diesem Titel krönen - doch in der Saison 2021/22 zerstörte ihm ausgerechnet seine Ex, die AC Milan, diesen Wunsch - und so steht Calhanoglu bis heute ohne Serie-A-Titel da, obwohl er nur deshalb Rot-Schwarz gegen Blau-Schwarz getauscht hatte.

  • Vieri InterGetty Images

    Christian Vieri

    Die Geschichte von Vieris Wechsel innerhalb Mailands ist einzigartig: 1999 brachte Inter die damalige Rekord-Ablösesumme in Höhe von umgerechnet 46,5 Millionen Euro auf, um den Italiener von Lazio loszueisen.

    Sechs erfolg- und verletzungsreiche Jahre (123 Tore in 190 Spielen) später einigten sich beide Parteien auf eine Vertragsauflösung - wenige Tage später setzte der Stürmer dann seine Unterschrift unter einen Vertrag beim Stadtrivalen AC Mailand. Der Skandal war perfekt.

    Doch bei der AC wurde Vieri nie so glücklich und gut wie zuvor bei Inter.

  • Leonardo Bonucci AC MilanGetty

    Der Rest: Von Patrick Viera bis Leonardo Bonucci

    Diese mehr als 100 weiteren Spieler liefen seit 1900 für die AC und Inter Mailand auf:

    1900 bis 1930: Mario Cevenini, Pietro Bronzini, Eugenio Negri, Luigi Binda, Antonio Da Sacco, Orlando Bocchi, Enrico Rivolta, Hugo Rietmann, Carlo Hopf, Arnaldo Woelkel, Franco Bontadini, Gustavo Carrer, Giuseppe Rizzi, Julio Bavastro, Marco Sala, Cesare Cevenini, Carlo Cevenini, Francesco Soldera, Guglielmo Gajani, Giovanni Bolzoni, Alessandro Savelli

    1930 bis 1960: Renato De Manzano, Elpidio Coppa, Carlo Villa, Umberto Garnieri, Celso Battaia, Enrico Candiani, Narciso Soldan, Antonio Angelillo, Giovanni Bolzoni, Emilio Gattoronchieri, Bernardo Poli, Oliviero Mascheroni, Savino Bellini, Romano Penzo, Sergio Marchi, Lino Grava, Bruno Mazza, Celestino Celio, Eugenio Rizzolini

    1960 bis 1990: Aldo Bet, Egidio Calloni, Massimo Silva, Giorgio Morini, Oscar Damiani, Adelio Moro, Tiziano Manfrin, Nazzareno Canuti, Giancarlo Pasinato, Aldo Serena, Gaetano Salvemini, Victor Benitez, Dario Barluzzi, Aquilino Bonfanti, Nevio Scala

    1990 bis 2010: Maurizio Ganz, Georgio Fezzolini, Pierluigi Orlandini, Taribo West, Ronaldo, Cyril Domoraud, Dario Simic, Marco Veraldi, Christian Vieri, Luca Ceccarelli, Salvatore Ferraro, Giuseppe Favalli, Atilla Fikor, Cristian Daminuta, Mattia Destro, Mancini, Sulley Muntari, Leonardo Bonucci, Fabrizio Ferron, Francesco Toldo, Christian Panucci, Cristian Brocchi, Stefano Lombardi, Francesco Coco, Edgar Davids, Patrick Vieira, Guly, Domenico Morfeo, Thomas Helvig, Drazen Brncic, Umit Davala, Matteo Darmian

    2010 bis 2023: Atilla Fikor, Cristian Daminuta Mancini, Sulley Muntari, Giampaolo Pazzini, Andrea Poli, Matias Silvestre, Diego Laxalt, Leonardo Bonucci, Antonio Cassano, Matteo Darmian, Hakan Calhanoglu, Raoul Bellanova, Francesco Acerbi

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