Enzo Fernandez Moises Caicedo Chelsea 2025IMAGO / Sportimage

237 Millionen Euro für zwei Abräumer: Das Erfolgsgeheimnis der teuersten Doppel-Sechs der Welt

Immerhin zwei Champions-League-Titel gab es in den letzten 15 Jahren für den FC Chelsea zu feiern. Hinzu kommen drei Meisterschaften, ein UEFA Supercup, zwei Europa-League-Titel, die frisch ins Leben gerufene Conference League sowie die aufgeblähte Klub-WM und einige fast schon inflationär stattfindende nationale Pokale.

Gerade in den letzten Jahren verkam der Klub trotz manchem Titel eher zu einem Meme für "Loan Armys" und aufgeblähte, teure Kader – unter anderem spielt die wohl teuerste Doppelsechs der Welt in London. Ausgerechnet die verhilft nach anfänglichen Schwierigkeiten aktuell aber zum Erfolg.

  • Die Strategie Chelseas ist ein bisschen wie früher in der berühmten "Fußball Manager"-Reihe von EA: Mit einem Geldcheat konnten Spielerinnen und Spieler ihr Budget auffrischen und damit ging es dann auf den Transfermarkt. Sorglos und fröhlich wurde geshoppt, wer nicht bei Drei auf dem Baum war.

    Seit 2022 wurden nun in vier Spielzeiten knapp über 1,7 Milliarden Euro für neue Spieler ausgegeben. Zum Vergleich: Um die Marke 1,7 Milliarden Euro zu reißen, müsste man beim FC Bayern München, dem kommenden Champions-League-Gegner der Blues, alle Transfers seit der Saison 1999/2000 zusammenrechnen.

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  • Chelsea v Fulham - Premier LeagueGetty Images Sport

    FC Chelsea: Todd Boehly kauft Spieler wie Aktien

    Nun hat Chelsea im besagten Zeitraum auch 921,31 Millionen Euro mit Spielverkäufen eingenommen, aber das Minus ist dennoch … nun, beachtlich? Chelsea ist ein Hit-and-miss-Klub auf dem Transfermarkt: Quantität wird eingekauft und ein paar der Spieler werden schon so funktionieren, wie man es sich wünscht. Der Rest wird dann eben wieder verkauft.

    Allein in dieser Transferperiode kamen zehn neue Spieler, 22 wurden abgegeben. Weil Chelsea es sich leisten kann. Besitzer Todd Boehly zeigt dabei ganz eindeutig, dass er vor allem aus dem Finanz- und Investmentsektor kommt. Normalerweise kaufen Klubs sehr gezielt ein, um Lücken im Kader passgenau zu füllen. Unter fünf Neuzugängen sollen mindestens drei funktionieren.

    Boehly hingegen kauft deutlich mehr ein, verzichtet dabei aber in der Regel auf Transfers aus dem absoluten Top-Segment. Die meisten seiner Einkäufe bewegen sich zwischen 10 und 60 Millionen Euro. Seine Hoffnung: Ein paar davon starten durch, andere werden mit nicht allzu viel Verlust weiterverkauft. Spielerkäufe sind für ihn Ventures, also riskante Investitionen, mit denen er auf Erfolg zockt, statt sein Geld gezielter zu investieren.

  • Enzo Fernandez und Moises Caicedo: Die teuerste Doppelsechs der Welt floppte zunächst

    Normale Klubs können sich eine solche Strategie nicht leisten. Aber auch Boehly macht Ausnahmen. Seine beiden teuersten Einkäufe in den letzten vier Saisons waren bisher Moises Caicedo (116 Millionen Euro) und Enzo Fernandez (121 Millionen Euro).

    Mit 237 Millionen Euro dürften sie derzeit die teuerste Doppelsechs der Welt bilden. Fernandez war einst so etwas wie ein Impulskauf. Der Argentinier spielte eine überragende Weltmeisterschaft in Katar und sich vorher auch schon bei Benfica in den Fokus zahlreicher Topklubs. Weil Geld kein Problem war und Chelsea eine extrem durchwachsene Hinrunde gespielt hatte, investierte man schon im Winter groß.

    Wirklich erfolgreich war der Transfer nicht. Fernandez zeigte einige schwache Leistungen, tat sich schwer damit, sich in ein Gebilde zu integrieren, das auf nahezu keiner Ebene funktionierende Abläufe vorzuweisen hatte. Also legte man im Sommer nochmal nach: Caicedo war nun der Königstransfer. Der Mittelfeldspieler wurde von vielen Topklubs umworben – unter anderem war der FC Liverpool sehr interessiert. Am Ende ging das Talent für eine horrende Summe zum FC Chelsea.

    Und auch Caicedo tat sich zunächst sehr schwer. Beide wurden medial und von verschiedenen Experten mehrfach als Flops bezeichnet.

  • Chelsea FC v Paris Saint-Germain: Final - FIFA Club World Cup 2025Getty Images Sport

    FC Chelsea: Mit Enzo Maresca zu Titeln

    Doch in den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass es vielleicht gar nicht an der Qualität der Spieler liegt, sondern am Trainer. Seitdem Enzo Maresca den FC Chelsea als Trainer übernommen hat, geht es wieder bergauf. Neben dem Triumph in der Conference League holte Chelsea auch einen starken zweiten Platz in der Premier League hinter dem FC Liverpool.

    Der vorläufige Höhepunkt war schließlich der Titelgewinn bei der Klub-Weltmeisterschaft im Sommer. Eine entscheidende Rolle spielten die bereits verschmähten Fernandez und Caicedo. Beim Statistikportal SofaScore waren die beiden die im Schnitt am besten bewertete Doppelsechs der vergangenen Premier-League-Saison.

    Beide profitieren von der taktischen Struktur, die Maresca ins Team gebracht hat. Weil um sie herum die Bewegungsabläufe klarer sind, fällt es jedem einzelnen Spieler auch leichter, seine Stärken einzubringen. Andersherum sind es gerade die beiden Mittelfeldspieler, die dafür sorgen, dass Chelsea eine gewisse Grundkontrolle in sein Spiel bekommen hat.

  • Fernandez und Caicedo plötzlich Schlüsselspieler bei Chelsea

    Fernandez übernimmt dabei die offensiveren Aufgaben, spielt seine Stärken in der Bewegung nach vorn aus und hilft enorm beim höheren Pressing. Seine Aggressivität und seine technischen Fähigkeiten kann er in dieser Rolle am besten ausleben. In der abgelaufenen Saison traf er in 53 Partien neunmal und bereitete 17 weitere Treffer vor. In dieser Saison steht er schon wieder bei zwei Toren und einem Assist in vier Spielen.

    Abgesichert wird er dabei unter anderem von Caicedo. Der Ecuadorianer ist das stabilisierende Element neben dem dynamischeren Fernandez und ist dafür zuständig, Abwehr und Angriff im Spielaufbau zu verbinden, Kontersituationen clever einzuleiten und Zweikämpfe zu gewinnen.

    Sein Wert für Chelsea lässt sich kaum in Statistiken ausdrücken. Seine Präsenz und seine strukturgebenden Fähigkeiten sind aber genau das, was man sich von Beginn an von ihm erhofft hatte. Maresca scheint nun der Trainer zu sein, der diese Stärken besonders hervorheben kann.

  • Härtetest beim FC Bayern: Wie gut ist Chelsea wirklich?

    Ein großer Härtetest für Chelsea wird nach dem späten und unglücklichen Punktverlust am Wochenende in der Liga gegen Brentford (2:2) nun der Auftakt in der Champions League beim FC Bayern sein. Böse Zungen versuchen noch, den Erfolg bei der Klub-WM damit kleinzureden, dass dem Sommerturnier die übliche Wettkampfintensität fehlte, die man beispielsweise aus der Champions League kennt.

    In dieser Saison soll es auch in Europa wieder aufwärts gehen. Auch hier war der Sieg in der Conference League angesichts der Qualität der Gegner eher Pflicht als ein riesiger Erfolg.

    Ein Duell mit dem deutschen Rekordmeister kommt da doch gerade gelegen, um den Aufwärtstrend zu bestätigen. Dann sind auch erste Prognosen möglich, wie nah der FC Chelsea wirklich wieder dran ist an der absoluten Elite des europäischen Fußballs.