Trent Alexander Arnold Liverpool 2017Getty Images

"15-jähriger Spargeltarzan", der "körperlich unterentwickelt" war: Jürgen Klopps rechte Hand enthüllt verblüffende Details zu Trent Alexander-Arnolds Start bei den Profis des FC Liverpool

Herr Krawietz, im Mai 2022 sagten Sie im SPOX-Interview, einen Monat nachdem Jürgen Klopp und Sie den Vertrag beim FC Liverpool bis 2026 verlängert hatten, dass man vor einer solchen Entscheidung immer auch sein Energielevel überprüfen müsse. Das von Klopp war zwei Jahre später zu gering, um bei den Reds weiterzumachen. Wie erging es Ihnen?

Peter Krawietz: Sehr ähnlich. Auch ich habe mit der Zeit festgestellt, dass der Tank nicht mehr ganz voll war und ich an die Grenzen meiner Energie stieß.

  • Klopp machte im Januar 2024 das Ende in Liverpool zum anschließenden Sommer öffentlich. Ab wann zuvor waren Sie in seine Überlegungen eingeweiht?

    Krawietz: Das kann ich nicht genau beziffern. Es waren aber keine zwei Wochen oder drei Monate vorher. Jürgen rief mich damals an und sagte, ich solle zu ihm herüberkommen - wir müssten etwas besprechen. In dem Moment war ich zunächst überrascht, doch fünf Minuten nach Beginn unseres am Ende vielleicht zweistündigen Gesprächs schon nicht mehr.

    Warum?

    Krawietz: Jürgens Erklärungen und Argumente konnte ich allesamt komplett nachvollziehen. Sie waren logisch, folgerichtig und auch kongruent mit meinen Überlegungen. Wir kamen zum Schluss, dass wir offensichtlich unabhängig voneinander ehrlich in den Spiegel geguckt haben. Dabei stellten wir fest, dass wir Schwierigkeiten damit haben zu sagen: Vier Wochen Pause genügen schon wieder, um sich mit allem in diesem Beruf Notwendigen den Herausforderungen der nächsten Saison zu stellen.

    "Was mit mir in einem Moment passiert, sollte Jürgen einmal eine Pause vom Trainerberuf einlegen wollen, wäre dann zu überlegen", sagten Sie vor drei Jahren. Wie sahen Ihre Überlegungen konkret aus?

    Krawietz: Ein Sabbatical war tatsächlich eine Idee. Ich wollte erst einmal herunterkommen und mir dann ohne Druck die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, was ich als nächstes machen will. Was sind Optionen, die sich ergeben könnten? Wie könnten Perspektiven aussehen? Was will ich eigentlich noch machen und wo liegt das größte Interesse? All diese Fragen habe ich mir gestellt.

    Sind Sie zu einem Ergebnis gekommen, oder kam dann die Idee mit Red Bull sozusagen dazwischen? Wie sah es beispielsweise mit dem Gedanken aus, selbst einmal Cheftrainer zu werden?

    Krawietz: Darüber habe ich nachgedacht. Das hätte ich mir zugetraut und auch vorstellen können. Ich habe mich dann aber auch gefragt, ob das wirklich ein Lebensziel von mir ist. Das habe ich für mich klar verneint. Dafür hätte ich auch erst einmal meine Fußballlehrer-Lizenz machen müssen. Ganz früher hatte ich kein Geld dafür - und dann keine Zeit mehr.

    Noch einmal irgendwo ohne Klopp als Assistent einzusteigen, kam nicht in Frage?

    Krawietz: Das war eine andere Überlegung. Die Rolle eines erfahrenen Co-Trainers in einer jungen Trainer-Kombo wäre theoretisch denkbar gewesen. Das hätte allerdings wenn überhaupt eine ganz besondere und spezielle Konstellation sein müssen, die ich gar nicht beschreiben kann. Ich kam aber zum Ergebnis: Zu 99,9 Prozent eher nicht.

  • Werbung
  • Jürgen Klopp & Peter Krawietz

    "Es war Jürgens Wunsch, dass ich wieder mit an Bord bin"

    Wieso entschieden Sie sich am Ende für Red Bull?

    Krawietz: Das war etwas, worüber ich zuvor noch nicht nachgedacht habe. Es war neu und es gab keine Vorbilder, wie das abzulaufen hat oder die Rolle konkret aussieht. Man hat zwar eine Idee und Vorstellung, aber niemand hat das in der Form vorher gemacht. Das hat mich einfach gereizt.

    Wie wichtig war es Ihnen nach 25 Jahren in sehr ähnlichen Rollen auch, nun schlichtweg eine Veränderung vorzunehmen?

    Krawietz: Das war notwendig, denn der Trainerjob ist extrem intensiv. Man ist zeitlich komplett gebunden an eine Mannschaft, an einen Klub - und der Rest, der ja auch zum Leben gehört, kommt gänzlich zu kurz. Diese Mischung, das in der Form nicht mehr zu haben, trotzdem in seinem Kompetenzbereich arbeiten, über den Tellerrand schauen und den Fußball in seiner ganzen globalen Ausweitung kennenlernen zu können, klang wahnsinnig interessant. Ich will ein Lernender im Fußball bleiben.

    Klopp kündigte im vergangenen Oktober seinen Wechsel als Head of Global Soccer zu Red Bull an, wo er nun am 1. Januar begann. Wann hat er Ihnen erstmals davon erzählt?

    Krawietz: Nageln Sie mich nicht fest, aber die Idee kam irgendwann im Laufe des Sommers auf und wurde schnell konkreter. Jürgen hat für sich recht zügig festgestellt, dass er sich das vorstellen kann. Nachdem ihm erklärt wurde, wie das alles aussehen soll, wurde ihm klar, dass er ein paar Mitstreiter braucht, die in seinem Sinne Fußball denken. Es war dann sein Wunsch, dass ich wieder mit an Bord bin.

    Zum Red-Bull-Netzwerk gehören mit RB Leipzig, Red Bull New York, Red Bull Bragantino und RB Omiya Ardija insgesamt vier Klubs.Dazu ist man Hauptsponsor beim FC Red Bull Salzburg und besitzt Minderheitsanteile bei Leeds United und dem FC Paris. Wie viele Mitstreiter gibt es daher?

    Krawietz: Zum sogenannten Global Soccer Team gehören in erster Linie Jürgen, Mario Gomez als Sportdirektor, Zsolt Löw und ich. Zusammen mit Zsolt kümmere ich mich um die Entwicklung der Fußball-Idee und -Qualität. Ziel ist es, dass eine Red-Bull-Mannschaft, egal auf welchem Kontinent sie unterwegs ist, von einer ähnlichen Idee geprägt ist.

    Sind Ihnen gewisse Klubs aus dem Portfolio zugeteilt?

    Krawietz: Nein. Wir stehen gefühlt noch ganz am Anfang. Das wird sich mit der Zeit noch einspielen müssen. Was es konkret alles zu tun gibt, wie das im Idealfall aussehen soll - in diesem Entwicklungsprozess befinden wir uns derzeit. Meine Einarbeitungszeit wurde durch den kurzen Ausflug nach Leipzig ja auch jäh unterbrochen. Wie wir unsere Ideen effektiv, zeitsparend und optimal aufgeteilt in die Tat umsetzen, wird sich in nächster Zeit entwickeln.

  • Jürgen Klopp 2025Getty

    Kritik an Jürgen Klopp: "Für mich nicht nachvollziehbar"

    Wie lautet denn Ihre konkrete Jobbezeichnung?

    Krawietz: Auf meiner Visitenkarte steht Head of Soccer Philosophy.

    Ihm gehe die Energie aus, begründete Klopp sein Ende in Liverpool. Ein halbes Jahr nach dem finalen Spiel hatte er einen neuen Job. Dessen Profil ist zwar gänzlich anders als das eines Trainers, dennoch gewiss auch intensiv und teils mit vielen Reisen verbunden. Waren Sie überrascht, dass er so schnell wieder zu arbeiten begann?

    Krawietz: Nein. Das wäre ich nur gewesen, wenn er mich gefragt hätte, ob wir nicht in gewohnter Konstellation bei Klub XY einsteigen wollen. Ich war mir aber nahezu sicher, dass dies nicht passieren wird.

    Was dachten Sie, was er als nächstes machen würde?

    Krawietz: Etwas völlig anderes als zuvor. Jürgen hatte einfach Lust auf eine Veränderung vom Trainerjob. Er war schon immer ein sehr neugieriger Mensch, der sich für andere Dinge begeistern kann. Bei Red Bull blickt er über den Tellerrand, kann neue Dinge denken und erleben, sich wirklich inhaltlich einbringen, ist nicht gebunden an einen Ort und ist die tägliche Öffentlichkeitsarbeit los. Das ist weniger intensiv, aber genauso umfangreich.

    Nach der Bekanntgabe von Klopps Einstieg bei Red Bull hagelte es reichlich Kritik. Klopp sagte, die habe für ihn keine "Riesen-Relevanz". Was sagen Sie dazu?

    Krawietz: Ich habe die Kritik zur Kenntnis genommen. Sie ist für mich aber nicht nachvollziehbar. Ich glaube, es liegt ein bisschen ein Missverständnis seitens der Fans vor.

    Inwiefern?

    Krawietz: Wo hätte Jürgen denn arbeiten dürfen, was wäre denn der Öffentlichkeit genehm gewesen? Zahlreiche kritische Stimmen hätte es doch auch gegeben, wenn er - rein hypothetisch - Trainer bei Bayern München oder Manchester United geworden wäre. So funktioniert natürlich die freie Berufswahl nicht. So viel Respekt muss man einer einzelnen Person eben auch zollen. Man kann keine öffentliche Abstimmung darüber machen, was den Fans recht ist.

  • Peter KrawietzIMAGO / motivio

    Peter Krawietz über Investoren, hohe Belastungen und die Klub-WM

    Wie begegnen Sie in diesem Kontext der Tatsache, dass das Unternehmen Red Bull bei deutschen Fußballanhängern nicht gerade hoch im Kurs steht?

    Krawietz: Das spielte keine Rolle. Wir waren jetzt auch in den neun Jahren zuvor nicht in Deutschland tätig. In England ist es vollkommen üblich, dass ein Klub von einem Investor geführt wird, der als Geldgeber fungiert und strategische Entscheidungen trifft. Wenn man sich nun fragt, warum es in Deutschland so ist, dass sich dies noch nicht durchgesetzt hat, geht es auch um die Frage, wie professionell und kommerziell vermarktet der Fußball sein darf. Eine hoch interessante Diskussion, die aber so alt ist wie der Fußball selbst.

    Sollte man sich in Deutschland mehr in Richtung Investoren öffnen?

    Krawietz: Wir müssen in Deutschland jedenfalls aufpassen. Man muss sich im Fußball fragen: Was wollen wir? Wie weit wollen wir uns von einer globalen Entwicklung abkoppeln, weil uns die eigene korrekte Vorgehensweise eben wichtiger ist? Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten ein, zwei Dekaden nicht drumherum kommen werden, uns diesen modernen Entwicklungen im Spitzenfußball zu stellen. Sonst werden wir von anderen Ländern, die sich dem nicht verschließen, noch weiter abgehängt, als wir das sowieso schon sind. Davor darf man die Augen nicht verschließen. Wenn wir weiter mithalten wollen, müssen wir dazulernen.

    Zuletzt wurde erstmals die Klub-WM mit 32 Vereinen ausgetragen. Klopp sagte, das Turnier sei "die schlechteste Idee, die jemals im Fußball umgesetzt wurde". Stimmen Sie ihm zu?

    Krawietz: Voll und ganz. Das ist in meinen Augen auch keine Fußball-Idee, sondern eine Geschäftsidee. Ich glaube, dass sich kaum ein Spieler gefreut hat, dafür seinen wohlverdienten Urlaub opfern zu müssen. Ihnen fehlt dadurch die körperliche und auch geistige Erholung. Die meisten von ihnen werden dann bis zur WM 2026 auf bestimmt 70 bis 75 Partien ohne große Pausen kommen. Das erste Spiel von Bayern München endete sage und schreibe 10:0. Mit diesem Ergebnis wurde der sportliche Wert bereits auf den Kopf gestellt.

    Die Belastungsgrenze für die Spieler ist mittlerweile also überschritten?

    Krawietz: Natürlich. Warum quetscht man einen solchen Wettbewerb in einen übervollen Terminkalender hinein, wenn die Spieler jetzt schon nicht wissen, wie sie ihre Körper instand halten sollen? Die haben keine Luft mehr zum Atmen. Sie müssen nur noch irgendwie funktionieren und zusehen, dass sie gesund bleiben. Das tut mir einfach weh, weil es zu Lasten einer guten sportlichen Entwicklung geht. Es findet kein Training mehr statt, sondern nur noch Regeneration. So kann das Spiel nicht mehr besser werden, weil es keine Zeit gibt, sich über seinen eigenen Fußball Gedanken zu machen, um ihn dann mit systematischer Trainingsarbeit zu verbessern.

    Die Lobby für die Klub-WM war bei den teilnehmenden deutschen Klubs groß. Es hieß mehrfach, freilich gänzlich abgekoppelt vom Thema Belastung, auf anderen Kontinenten giere man regelrecht nach diesem Wettbewerb.

    Krawietz: Dass Manager es cool finden, wenn sie zweistellige Millionensummen in die Kassen gespült bekommen, wundert ja nicht. Das wird dann natürlich als unschlagbares Argument genutzt. Aus Trainer-Perspektive denkst du aber in erster Linie an die brutalen Belastungen für deine Spieler und dass das irgendwann negative Auswirkungen haben wird. Es schreit daher danach, dass man weltweit darüber nachdenken muss, wie man den Fußball organisieren möchte. Was findet eigentlich wann statt? Das muss dringend angeglichen werden. Wenn jeder nur nach seinen eigenen Interessen herumwurschtelt, leiden letztlich Vereine, Spieler und Fans darunter.

  • Peter Krawietz Zsolt Löw IMAGO / Christian Schroedter

    Krawietz' Retter-Job bei RB Leipzig: "Eine reflektierte Entscheidung war das nicht"

    Eine Angleichung des globalen Kalenders dürfte ein hehres Ziel bleiben.

    Krawietz: Solange Leute am ganz großen Rad drehen, die sich nicht um das Spiel an sich kümmern, sondern verstärkt um die kommerziellen Interessen, solange wird das wahrscheinlich so bleiben. Ich tippe ja darauf, dass man in 30 Jahren auf die heutige Zeit zurückblickt und sich fragt: Was haben wir damals eigentlich für einen Quatsch gemacht? (lacht)

    Kommen wir zu dem von Ihnen angesprochenen Ausflug nach Leipzig. Ende März wurde dort Marco Rose entlassen, da die Qualifikation für das internationale Geschäft wackelte. Sie übernahmen daraufhin als Co-Trainer unter der Leitung von Zsolt Löw. Wer hat Sie gefragt, ob Sie einspringen können - Klopp?

    Krawietz: Ja. Jürgen rief mich in Absprache mit dem Klub an einem Samstagabend an und erklärte, dass man einen personellen Wechsel vollziehen muss. Die Idee sei, dass Zsolt und ich das übernehmen. Da habe ich zum ersten Mal von diesem Gedanken gehört und kurz danach meldete sich dann auch direkt Marcel Schäfer bei mir. Am Montagmorgen hatten wir schon das erste Training.

    Durften Sie noch eine Nacht darüber geschlafen?

    Krawietz: Selbstverständlich. Es war ja eine Entwicklung, die konträr dessen war, was wir uns gewünscht haben. Ich habe dann sehr, sehr spontan zugesagt. Eine reflektierte Entscheidung war das nicht. Der Auftrag war, diese Saison noch zu retten.

    Warum haben Sie nicht nein gesagt?

    Krawietz: Ich habe immer schon dafür gestanden, Verantwortung zu übernehmen. Es war angezeigt, lösungsorientiert denken. Da dies die angetragene Wunschlösung war, stand ich natürlich zur Verfügung. Das schwierigste Gespräch war zuvor das mit meiner Frau. Die ist aus allen Wolken gefallen, weil das zu allen anderen Planungen natürlich überhaupt nicht gepasst hat.

    Löw und Sie standen acht Spiele an der Seitenlinie, kamen aber nur auf einen Punkteschnitt von 1,13. Nach zwei Siegen aus den ersten drei Spielen folgten fünf sieglose Partien, Europa wurde gänzlich verpasst. Wie groß war Ihre persönliche Enttäuschung, diese Mission nicht erfolgreich beendet zu haben?

    Krawietz: Sehr groß.

  • James Milner Liverpoolgetty

    Das ist für Peter Krawietz der professionellste Spieler

    Was waren die Gründe dafür?

    Krawietz: Die sind vielschichtig. Wir haben genügend Erfahrung zu wissen, dass eine solche Saison, wie sie Leipzig gespielt hat, jederzeit passieren kann. Die Mannschaft hatte entscheidende Führungsfiguren und Qualitätsspieler verloren. Auch die zahlreichen EM-Abstellungen gingen zu Lasten der Trainings- und Grundlagenarbeit während des Sommers. Zudem glaube ich auch, dass die Wechsel in der Führungsetage und die Marketing-Reise in die USA einen gewissen Einfluss hatten. Die Vorbereitung war daher keine gute, das konnte sie aber auch nicht sein.

    Ist eine negative Entwicklung unter solchen Voraussetzungen dann bereits zu Beginn schon schwerlich aufzuhalten?

    Krawietz: Wenn zumindest nicht alles auf Anhieb funktioniert und auch noch Verletzungen hinzukommen, entsteht eine Dynamik, wie man sie während des Spätherbstes beobachten konnte. Es ist schwer, sich davon zu erholen. Als wir übernahmen, war das Energielevel der Spieler gering und das Selbstvertrauen angeknackst. Ihnen fehlte die letzte Überzeugung, das als Gruppe schaffen zu können. Die Mannschaft funktionierte nicht mehr hundertprozentig. Und dann wird es in einer Endphase, in der zahlreiche Klubs um einen herum alles hineinwerfen, um ihre Saison zu krönen, sehr kompliziert, einen neuen Anlauf zu nehmen.

    Parallel dazu riss Ihr Ex-Klub Liverpool im ersten Jahr unter dem neuen Trainer Arne Slot eine grandiose Saison ab und wurde souverän Meister. Wie haben Sie darauf geblickt?

    Krawietz: Das war ein Traum! Wir gaben eine Mannschaft ab, die noch nicht ausgereift war, aber in der schon vieles gestimmt hat. Ein neuer Trainer konnte dann mit frischer Energie und drei, vier, fünf kleineren oder größeren Anpassungen sofort erfolgreich sein. Es war immer unser Wunsch, dass sich unter uns im Idealfall eine Struktur entwickelt, auf die ein Verein aufbauen kann. Das ist aus unserer Sicht gelungen und freut uns außerordentlich.

    Welcher Spieler hat Sie denn während Ihrer Zeit bei den Reds am meisten als Fußballer beeindruckt?

    Krawietz: Ich will niemanden über andere stellen und könnte wohl über jeden Einzelnen eine Stunde erzählen.

    Sie müssen jetzt aber bitte trotzdem jemanden auswählen.

    Krawietz: Was den Fokus auf das tägliche Leben, den Job und die komplette Überzeugung, mit der man das angeht, betrifft, ist für mich das leuchtende Beispiel und der professionellste Spieler von allen, die mir über den Weg gelaufen sind, James Milner. Er hat es geschafft, eine gesamte Mannschaft auf diesen Fokus auszurichten und vorzuleben, wie man ein echter Champion wird.

  • FBL-EUR-C1-LIVERPOOL-BELGRADEAFP

    "Roberto Firmino kam anfangs mit Sonnenbrille zur Weihnachtsfeier"

    Wer beeindruckte Sie vor allem als Mensch?

    Krawietz: Da fällt mir Roberto Firmino ein. Die Entwicklung, die er genommen hat, war hoch interessant zu beobachten. Er kam anfangs mit Sonnenbrille zur Weihnachtsfeier, trug die besten Anzüge und hat am meisten gefeiert. Später fand er zum Glauben und ist Christ geworden. Wie er das angenommen und daraus Stärke sowie Überzeugung gezogen hat, war ganz außergewöhnlich. Er dachte immer für die anderen mit und wurde für sie zum Vorbild. Er hat seine brasilianische Art, das Spiel zu spielen, perfekt mit der nötigen Ernsthaftigkeit und Einsatzbereitschaft verbunden.

    Welcher Spieler hat Sie von seiner sportlichen Entwicklung her positiv überrascht?

    Krawietz: Ich weiß noch, wie Trent Alexander-Arnold als 15-jähriger Spargeltarzan bei uns erstmals über das Feld gerannt ist - körperlich unterentwickelt, keinerlei Muskulatur. Doch schon damals haben die Jugendtrainer gesagt, er sei ein riesiges Talent. Am Ende war er das Liverpooler Eigengewächs, das das Rechtsverteidigerspiel geprägt hat und symbolisch für die Entwicklung dieser Mannschaft stand.

    Welches Spiel aus all den Jahren würden Sie gerne noch einmal spielen?

    Krawietz: Es gab einmal eine Saison, in der wir 97 Punkte geholt haben - was am Ende einer zu wenig war. In diesem Jahr war gewiss ein Spiel dabei, bei dem wir unnötig etwas haben liegen lassen. Genau dieses würde ich noch heute gerne gewinnen wollen.

    Wo sonst immer von Stärken gesprochen wird: Was ist Klopps größte Schwäche?

    Krawietz: Die Gummibärchen hat er zwischenzeitlich abgelegt. Daher würde ich die Vorhand beim Paddle-Tennis nennen. (lacht)