14 Bodyguards und ein Luxus-Haus! Ex-Bayern-Star James Rodriguez wagt nach dem Desaster Rayo den nächsten Neustart

Arg viel lässt sich darüber noch nicht sagen, James hat erst zwei Partien für seinen neuen Arbeitgeber bestritten. Bei seinem Debüt am 2. Spieltag bei Atlas Guadalajara kam er zwei Minuten nach dem 1:0 für die Gastgeber in die Partie - und übernahm fortan die Kapitänsbinde.

James hatte sofort einen signifikanten Einfluss auf das Spiel und holte den Elfmeter heraus, der zum 1:1 führte. In der fünften Minute der Nachspielzeit gelang Leon gar noch der Siegtreffer. Eine Woche später traf er, erneut mit der Binde am Arm, vom Punkt zum 1:0-Heimsieg gegen den FC Juárez.

"Für mich war die Vorstellung von James perfekt", jubilierte der Journalist David Faitelson anschließend: "Ich denke, wir werden noch einige großartige Momente von diesem wunderbaren Spieler sehen."

Vielleicht sieht dann ja auch die Welt zu, denn Club Leon wird im Sommer an der Klub-Weltmeisterschaft teilnehmen. Bis Jahresende hat sich James an die Panzas Verdes gebunden, dem Vernehmen nach besteht die Möglichkeit zu einer Verlängerung um ein weiteres Jahr. Laut der spanischen Marca bestand James bei den Verhandlungen auf 14 persönlichen Bodyguards, ein luxuriöses Haus in exponierter Hügellage und weitere Transfers.

Zwar hat die mexikanische Liga MX nun ein neues Gesicht und Zugpferd, doch wie sehr das mittlerweile 33-jährige Pferd überhaupt noch ziehen kann, bleibt angesichts seiner Vorgeschichte zunächst offen. Auf Klubebene hat James schließlich seit langer Zeit kein Bein mehr auf den Boden gebracht. Sein vorheriges Kapitel bei Rayo Vallecano geriet zum Desaster.

Dabei hatte sich das nicht angekündigt. Als Spielführer Kolumbiens riss James im Sommer eine überragende Copa América ab, bei der er sein Land ins Endspiel führte und erst dort in der Verlängerung mit 0:1 an Argentinien scheiterte. James hatte sechs Vorlagen und ein Tor beigesteuert und wurde zum Spieler des Turniers gewählt.

Dieser Aufschwung brach jedoch abrupt ab, kaum war James beim Arbeiterklub aus dem Madrider Stadtviertel Vallecas angekommen. Rayo wurde im vergangenen Mai 100 Jahre alt, Präsident Martin Presa schenkte den Fans daher einen Star und holte James. Die Begeisterung war groß, nur nicht bei Trainer Inigo Pérez.

Der konnte einen wenig an Defensivarbeit interessierten James beim Kampf um den Klassenerhalt nicht gebrauchen und ließ ihn konsequent außen vor. Läppische sieben Pflichtspiele und insgesamt 205 Einsatzminuten absolvierte der 112-malige Nationalspieler in seinen viereinhalb Monaten für Rayo. Nur bei einem Pokalspiel gegen den Drittligisten CF Unionistas reichte es für James zu einer Torvorlage. Letztmals in der Primera Division setzte ihn Pérez am 8. November ein.

"Natürlich möchte ich mehr spielen, aber diese Entscheidungen treffe ich nicht mehr. Es sind Entscheidungen, die ich nicht kontrollieren kann", sagte James zwischenzeitlich in der Marca. "Im Fußball gibt es Vorlieben und vielleicht gibt es Trainer, die auf eine bestimmte Weise spielen und du passt nicht in ihr Schema. Und das ist völlig respektabel."

Dass er rund dreieinhalb Jahre nach seinem enttäuschenden Ende beim FC Everton in England nicht mehr gut genug für eine europäische Top-Liga ist, hat die Zeit in Spanien nun bewiesen. James benötigt seit jeher ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer, das ist für ihn schlicht ein essentieller emotionaler Faktor. Man muss ihm viel Vertrauen und Aufmerksamkeit schenken, aber auch Verantwortung übertragen - er ist kein Mann für die zweite Reihe.

"Wenn das bei so vielen Vereinen und Trainern passiert, ist James wahrscheinlich derjenige, der dieses Szenario erzeugt", glaubt der kolumbianische Journalist Julián Capera bei ESPN den Grund für James' Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren zu kennen. "Es gibt Trainer, zu denen er kein gutes Verhältnis hatte, wie Rafa Benitez, der ihn in Madrid und Everton trainiert hat. Darüber hinaus hat er sich nur schwer an die Gruppendynamik anpassen können."

Bei der Nationalmannschaft hat James diese Probleme nicht. Obwohl er bei Rayo nicht spielte, war er als Kapitän wie selbstverständlich bei den seit der Copa sechs Länderspielen zur WM-Qualifikation dabei. Im September wurde er beim 2:1-Heimsieg über Weltmeister Argentinien sogar zum Matchwinner, als er das 1:0 per Eckball vorbereitete und schließlich vom Punkt zum 2:1 einschoss.

In Mexiko, James' zwölfter Profistation, kann er im Jahr der Klub-WM und wohl auch bei der WM 2026 noch einmal über Landesgrenzen hinweg auf sich aufmerksam machen und den Absturz aufhalten, den er in den vergangenen Jahren bei seinen Klubs erlitten hat. Dafür muss James den Gegenbeweis zur scharfen These von Benitez erbringen, der 2022 über ihn sagte: "James präferiert Geld und ein komfortables Leben. Das ist ihm wichtiger als der Wettkampf und der Erfolg im Fußball."