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Umbruchforderungen nach DFB-Blamage: Leichter gesagt als getan


KOMMENTAR

Eines vorweg: Die Leistung der deutschen Nationalmannschaft in Russland war wirklich unterirdisch. Schockmomente, wenn wieder einmal vier gegnerische Angreifer auf zwei Verteidiger zuliefen, wechselten sich ab mit minutenlangem Ballgeschiebe, dem weder ein Zauber noch eine Idee innewohnte.

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Der vermutlich uninspirierteste, lethargischste Auftritt eines DFB-Teams seit der Europameisterschaft 2004 in Portugal. Ähnlich wie vor 14 Jahren war für Deutschland bereits nach der Vorrunde verdientermaßen Schluss. Erstmals bei einer WM. Historische Schmach. Da hilft kein Schönreden.

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"Goldene Generation" am Pranger

Aber: Reflexartig kommt nun von allen Seiten die Forderung nach einem Umbruch. Die "Goldene Generation" um Toni Kroos, Mats Hummels, Mesut Özil, Sami Khedira, Manuel Neuer und Thomas Müller habe ausgedient, so der Tenor. Neue, frische, junge Spieler brauche es jetzt, um wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden.

Das mag sein – kommt vor allem aber gut beim Leser oder Zuhörer an. "Richtig, so geht’s nicht weiter! Der Özil muss weg, der Khedira und der Müller auch", wird dann verbal applaudiert.

Thomas Müller Germany Mexico

Und stattdessen? Wer kommt dann nach und welches Personal ist denn derzeit imstande, das "Verliererboot", wie Thomas Müller in der Mixed-Zone nach dem Spiel gegen Südkorea so schön veranschaulichte, wieder in einen Gewinner-Luxusdampfer zu verwandeln?

Ebenso reflexartig wie der Wunsch nach dem Umbruch, stellt sich im Anschluss nämlich die Was-wäre-wenn-Frage. Ja, was wäre wohl gewesen, wenn Joachim Löw diesen Leroy Sane mitgenommen hätte? Antwort: Aller Voraussicht nach das Gleiche. Die Daheimgebliebenen jetzt aus rein populistischen Beweggründen als potenzielle Heilsbringer auszumachen, hilft niemandem.

Die Spieler, die bei der WM diesmal versagt haben, verfügen allesamt über die nötige Qualität, der es bedarf. Das haben sie hinlänglich bewiesen, auch in dieser Konstellation. Müller, Kroos, Hummels, Özil, sie alle befinden sich an einem Karrierepunkt, der früher gemeinhin als "bestes Fußballeralter" galt. Und die sollen jetzt alle zurücktreten oder wie stellt man sich diesen Umbruch vor?

Talente kommen, Führungsrollen für Kimmich und Co.

So etwas muss sich entwickeln, das war schon immer so. Deutschland hat genügend verheißungsvolle Talente, die hinsichtlich der kommenden Turniere 2020 und 2022 mit großer Sicherheit nachrücken, manche, die jetzt schon dabei sind, wie etwa Joshua Kimmich, Julian Brandt oder Leon Goretzka, werden eines Tages als gereiftere Profis Führungsrollen übernehmen.

Was aber auch klar ist: Es geht erst einmal weiter, weiter auch mit dem Großteil der Goldenen Generation. Auch diese Jungs werden im Laufe der Jahre nach und nach zurücktreten und ihre wohlverdienten Abschiedsspiele bekommen, das ist der Lauf der Dinge.

Die deutsche Mannschaft hat es verdient, in aller Härte kritisiert zu werden. Weil jeder weiß, dass es nicht am Können lag. Wer einen radikalen Umbruch fordert, sollte aber auch Lösungsansätze parat haben – und die sind nicht so leicht zu benennen. 

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